Ski-Ikone auf der Spur der Ahnen

Jägersburg. Wenn heute der Name Neureuther fällt, dann denkt wohl so ziemlich jeder erst einmal an den ehemaligen Skirennläufer und Slalomspezialisten Christian Neureuther - und natürlich an seine Frau Rosi Mittermaier, die Wintersportfans in den siebziger Jahren in einen wahren Gold- und Medaillenrausch versetzte

 Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sind am 5. November in Jägersburg - und werden dort gemeinsam mit allen, die möchten, eine Nordic-Walking-Runde drehen. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sind am 5. November in Jägersburg - und werden dort gemeinsam mit allen, die möchten, eine Nordic-Walking-Runde drehen. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Jägersburg. Wenn heute der Name Neureuther fällt, dann denkt wohl so ziemlich jeder erst einmal an den ehemaligen Skirennläufer und Slalomspezialisten Christian Neureuther - und natürlich an seine Frau Rosi Mittermaier, die Wintersportfans in den siebziger Jahren in einen wahren Gold- und Medaillenrausch versetzte.Was aber hat das Ski-Ass mit Jägersburg zu tun? Ziemlich viel, sagen Historiker Klaus Friedrich, Ortsvorsteher Siegfried Biegaj sowie Antiquar und Kunstexperte Gerd Steuer beim Besuch in der Homburger Redaktion unserer Zeitung. Denn verfolgt man die Spuren von Christian Neureuthers Vorfahren, dann stößt man auf den Maler Ludwig Neureuther, geboren 1774 in Jägersburg. Er ist der Ur-Ur-Ur-Großvater des heutigen Promis. Im Prinzip ist das auch kein Geheimnis, doch es brauchte einen Zufall und viel historischen Forscherdrang, um nun am Samstag, 5. November, einen Weg nach Ludwig Neureuther zu benennen und zu dessen Einladung auch noch die beiden Ski-Idole nach Jägersburg zu locken. Alles habe damit angefangen, dass er in Oberbayern, sozusagen am Rand einer Lovis-Corinth-Ausstellung, auf das Bild eines Ludwig Neureuther gestoßen sei, versehen mit dem Zusatz "Jägersburg", berichtet Klaus Friedrich. Neugierig geworden fing er an zu suchen - und wurde in Rudolf Drumms Buch aus den 1950er Jahren "Das Dorf Jägersburg" auch fündig. Da war in einer Seitennote auch Neureuther erwähnt. Doch habe das damals noch niemanden wachgerüttelt, denn das künftig Ski-Ass war da noch ein Kind.

Außerdem stellte Friedrich dank einer Internet-Recherche fest: Christian Neureuther ist sich seiner künstlerischen Vorfahren sehr wohl bewusst und hatte über die Familie Neureuther in einer Sendung des Bayerischen Rundfunks gesprochen. Nach diesem Aha-Erlebnis griff Friedrich zum Telefon und informierte den Ortsvorsteher über den quasi wiederentdeckten berühmten Sohn des Dorfes. Und so kam man gemeinsam auf die Idee, den Rundweg um den Schlossweiher nach Ludwig Neureuther zu benennen - was schließlich vom Ortsrat einstimmig beschlossen worden sei.

Damit war aber noch lange nicht der Nachfahre gewonnen, der als Pate bei der Einweihung des Weges anwesend sein sollte. Die Adresse rauszufinden war schwierig - und so lieferte am Ende Friedrich einen Brief des Ortsvorstehers Biegaj direkt in Garmisch-Partenkirchen ab - und zwar in dem gleichnamigen Sportgeschäft, in dem Neureuther immer noch auftaucht, direkt an der Kasse. Mit Erfolg.

Am Morgen nach seinem Urlaub hatte Ortsvorsteher Siegfried Biegaj auf einmal Christian Neureuther an der Strippe. "Und er hat großes Interesse am Kommen signalisiert." Ganz besonders deswegen, weil sich Neureuther als Botschafter des Sports gerade für Nordic Walking einsetzt, und die Strecke um den Weiher sei schließlich die Nordic-Walking-Strecke in Jägersburg, betonte der Ortsvorsteher. Deswegen werden sich also am 5. November auch Kunst und Sport zusammenfinden: Nach der offiziellen Enthüllung des neuen Straßenschilds mit viel Politprominenz um 16 Uhr laufen die beiden Ski-Idole mit allen, die möchten, eine Nordic-Walking-Runde um die Weiher.

Zudem ist ein bisschen Heimatkunde für Christian Neureuther und seine Frau Rosi geplant, "damit er sieht, wo sein Vorfahr gewirkt hat". Dann wird er noch ein echtes Bild seines Ur-Ur-Ur-Großvaters zu sehen bekommen - Gerd Steuer hat es in die Redaktion mitgebracht: Es zeigt eine unbekannte Dame im hellblauen Empirekleid - es sei, sagt Steuer, das einzig bekannte Neureuther-Werk in der Region, und damit des Malers, der jetzt wieder ein bisschen mehr ins Gedächtnis gebracht werden soll.

Hintergrund

 Ludwig Neureuther hat dieses Bild einer unbekannten Dame gemalt. In der SZ-Redaktion berichteten Siegfried Biegaj, Klaus Friedrich und Gerd Steuer (von rechts) SZ-Redakteurin Ulrike Stumm, wie es dazu kam, dass sein Ur-Ur-Ur-Enkel, das Ski-Idol Christian Neureuther, nun im November nach Jägersburg kommt. Foto: Thorsten Wolf

Ludwig Neureuther hat dieses Bild einer unbekannten Dame gemalt. In der SZ-Redaktion berichteten Siegfried Biegaj, Klaus Friedrich und Gerd Steuer (von rechts) SZ-Redakteurin Ulrike Stumm, wie es dazu kam, dass sein Ur-Ur-Ur-Enkel, das Ski-Idol Christian Neureuther, nun im November nach Jägersburg kommt. Foto: Thorsten Wolf

Ludwig Neureuther wurde 1774 in Jägersburg geboren und schon in jungen Jahren von Herzog Karl II. August gefördert. Unterrichtet wurde er unter anderem bei Christian von Mannlich. Bei Ausbruch der französischen Revolution floh Neureuther mit dem Hofstaat über den Rhein, dort setzte er sich dafür ein, die Gemäldegalerie aus den Händen der Franzosen zu retten. Schließlich folgte er dem späteren König von Bayern Maximilian Joseph nach München. Neureuther malte etwa Landschaften und detailgetreue Trachten. ust

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