"Sing über Dein Leben"
Saarbrücken · Als Mann das Sorgerecht für fünf Kinder zu bekommen, ist schwierig. Über diese Erfahrung hat Ferdinand Martinelli Lieder geschrieben. Er will aber nicht vor den Karren der Väterbewegung gespannt werden.
Saarbrücken. Er höre Frank Martinellis Musik nur heimlich im Auto, seine Frau dürfe nicht mitbekommen, dass er "so was" hört. Die Nachricht kam aus Amerika. Und sie hat Ferdinand Martinelli gut getan. Fanpost tut Musikern immer gut. Aber diese Nachricht hat auch die Alarmglocken schrillen lassen: Ferdinand Martinelli hatte den Verdacht, dass er vor einen Karren gespannt wird. Und das wollte er auf keinen Fall. Er wollte Musik machen, keine Politik.Die Musik, die Ferdinand Martinelli ins Internet gestellt hatte, war etwas ganz Persönliches. Er hatte sich von seiner Frau getrennt, um das Sorgerecht für die gemeinsamen fünf Kinder gekämpft. Und da habe er festgestellt: "Hoppla, so einfach ist das nicht. Als Mann hast Du da weniger Rechte." Und da stehe immer unausgesprochen die Frage im Raum: "Was will ein Mann alleine mit fünf Kindern?"
Ferdinand Martinelli ist Jugend- und Heimerzieher. Das hat im wohl geholfen, dass man ihm zugetraut hat, als alleinerziehender Vater mit fünf Kindern zurechtzukommen. Aber bis die Behörden das so entschieden haben, habe er schon eine harte Zeit durchgemacht, sagt er. Und er hat das getan, was er Völklinger Jugendlichen schon viele Jahre zuvor in einem Musikprojekt geraten hatte: Wenn sie gute Musik machen wollen, dann sollen sie dazu Texte über ihr Leben schreiben. Martinelli hat über sein Vatersein gesungen, über seine Probleme mit Behörden, über die Trennung von seiner Frau.
Die Völklinger Jugendlichen haben ihm, ihrem Projektleiter, damals den Spitznamen Rulaz gegeben. Rulaz-Recordz heißt heute das kleine Unternehmen mit dem Martinelli seine Musik im Internet verkauft. Ein Aktivist der amerikanischen Väterbewegung hat seine auf Englisch gesungenen Lieder im Internet entdeckt, ein Radiosender in den USA hat sie gespielt.
Er wolle aber nicht den Sound zu einer politischen Kampagne liefern, sagt Martinelli. Er sei schließlich kein Frauenhasser. "Wenn ich mich wieder verliebe, will ich auch Liebeslieder singen", sagt er. Jetzt arbeitet er aber erst mal an einem Album mit Instrumentalstücken. Aufgenommen werden sie wie die Songs vorher: zu Hause.
Martinelli spielt die Musik auf jedem Instrument selbst, mischt das ganze dann zusammen, so dass es sich anhört, als habe eine ganze Band gespielt. Das mache zwar Spaß, aber eine eigene Band, wie damals die Formation Ohm, mit der er in Saarbrücken anfing, richtig Musik zu machen, das wäre schon was, sagt Martinelli. Jetzt wo er nach einigen Jahren in Namibia, in Köln und an der Ostsee wieder zuhause in Gersweiler ist.
Aber ein Mann, der sich um fünf Kinder kümmern muss, kann der in einer Band spielen, Abende in einem Probekeller verbringen, für Konzerte unterwegs sein? Ferdinand Martinelli kennt seine Grenzen. Aber träumen dürfe man ja, sagt er. Und vielleicht singt er mal darüber.
rulaz-recordz.de
"Wenn ich mich wieder verliebe, will ich auch Liebeslieder singen."
Ferdinand Martinelli