Sie schrecken vor nichts zurück

Saarbrücken. Die Evangelische Chorgemeinschaft an der Saar scheut auch vor komplizierten musikalischen Strukturen nicht zurück. Vier- bis achtstimmige Sätze oder Aufteilungen in zwei sich ergänzende Einzelchöre sind keine Seltenheit. Dirigent Andreas Göpfert hat seine Schützlinge technisch auf Höchstleistung trainiert. Stil- und zeitübergreifend

Saarbrücken. Die Evangelische Chorgemeinschaft an der Saar scheut auch vor komplizierten musikalischen Strukturen nicht zurück. Vier- bis achtstimmige Sätze oder Aufteilungen in zwei sich ergänzende Einzelchöre sind keine Seltenheit. Dirigent Andreas Göpfert hat seine Schützlinge technisch auf Höchstleistung trainiert. Stil- und zeitübergreifend. Ob sie, wie am Samstag in der Saarbrücker Ludwigskirche, einen Psalm von Heinrich Schütz singen, Motetten von Nysted, einen Hymnus von Grieg oder Lieder von Brahms - stets sind die Sängerinnen und Sänger der Evangelischen Chorgemeinschaft auf dem Posten. Aufmerksamkeit ist oberstes Gebot. Kontrapunktisch dichte Stimmführungen wollen durchforstet sein, rhythmische Verschiebungen erkannt und bewältigt werden. Sicher und zuverlässig. Was etwa Heinrich Schütz in seinem 98. Psalm an architektonischer Strenge verlangt, hat sein strukturelles Pendant in Bruckners oder Brahms' maßgeschneiderten Motetten. Knut Nysted legt in seinem Gloria aus der "Missa brevis" noch einen drauf: Was er hier an sprechsilbenorientierten Stakkato-Salven fordert, verlangt von allen Sängern virtuose Stimm- und Atemtechnik. Dagegen wirkt ein Vesperhymnus von Grieg in seiner Ruhe wie eine wahre Erholung, birgt aber versteckte rhythmische Tücken, die wegen des durchsichtigen Satzes sehr genau auspoliert werden müssen. Doch damit nicht genug. Bemerkenswert ist die reiche Palette an Ausdrucksmöglichkeiten. Gepflegte Stimmqualität und erstaunliches Volumen geben allen Lagen Glanz und Festigkeit. Besonderen Wert legt Dirigent Göpfert auf dynamische Feinheiten, um vielfältige Stimmungsvarianten zu verwirklichen: tiefe Verzweiflung bei Rudolf Mauersberger, verhaltene Freude bei Edvard Grieg, romantische Glaubensinbrunst bei Anton Bruckner, ernst-mahnende Charakterstärke bei Johannes Brahms. Das gehaltvolle Konzert wurde an der Orgel von Theo Brandmüller mit Solo-Beiträgen von Frescobaldi, Jean Langlais und Jehan Alain aufgelockert. pes

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