Sie lässt arabische Literaturkleinode funkeln

Saarbrücken. Petra Dünges in eine Schublade zu stecken, ist so unmöglich: Die studierte Physikerin schreibt ihre Dissertation zur "Formalen Semantik der Natürlichen Sprache" und begann vor über 20 Jahren, arabische Kinderbücher zu übersetzen - was viel mit Detektivarbeit gemein hat. "Denn die Kinderliteratur ist in der arabischen Welt noch in der Entstehung begriffen

 Petra Dünges übersetzt Kinderbücher. Foto: Iris Maurer

Petra Dünges übersetzt Kinderbücher. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Petra Dünges in eine Schublade zu stecken, ist so unmöglich: Die studierte Physikerin schreibt ihre Dissertation zur "Formalen Semantik der Natürlichen Sprache" und begann vor über 20 Jahren, arabische Kinderbücher zu übersetzen - was viel mit Detektivarbeit gemein hat. "Denn die Kinderliteratur ist in der arabischen Welt noch in der Entstehung begriffen. Daher muss ich lange suchen, bis ich ein Buch finde, das mir vom Text und den Illustrationen her gefällt", erzählt Petra Dünges. Häufiger seien Bücher von arabischsprachigen Autoren mit Wohnsitz in Europa. Doch ihr Interesse gilt den Büchern, die im Land selbst erschienen und Europäern noch nicht zugänglich sind.Die Ursprünge ihrer Leidenschaft für die arabische Sprache vermutet Petra Dünges in der Faszination für die Sütterlinschrift, die sie von ihrer Großtante lernte. Zu der Begeisterung für die Magie der Zeichen gesellte sich das Interesse für die Länder, in denen die Kreuzritter dereinst ihr Unwesen trieben. Während ihres Physikstudiums an der Universität Mainz lernte sie am Institut für Orientalistik Arabisch und begann, sich mit Kinderbüchern zu beschäftigen. Obgleich sie in Orientalistik keinen Uni-Abschluss machte, ist Petra Dünges in der akademischen Fachwelt als Expertin anerkannt: Auf dem 31. Orientalisten-Tag in Marburg hielt sie vergangenes Jahr einen Vortrag über "Arabische Kinderliteratur und ihre Übersetzung ins Deutsche"; in Fachzeitschriften, der Internationalen Jugendbibliothek und der Wochenzeitung "Die Zeit" erschienen von ihr zahlreiche Artikel über arabische Kinder- und Jugendliteratur. Außerdem sammelt Dünges im Auftrag des Gutenberg Museums Mainz und der Internationalen Jugendbibliothek München arabische Kinder- und Jugendbücher.

Die Vermarktung zweisprachiger Ausgaben, wie sie in Dünges' Stammverlag, der Edition Orient mit Sitz in Berlin, erscheinen, sei äußerst schwierig, berichtet die Übersetzerin. Sie hofft, dass öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Bibliotheken künftig mehr Interesse an den von ihr entdeckten Kleinoden der arabischen Kinderliteratur zeigen. "Denn diese Bücher sprechen sowohl Kinder aus Zuwandererfamilien als auch deutsche Muttersprachler an."

Wunderbare Poesie macht sie mit ihren Übersetzungen deutschsprachigen Lesern zugänglich. So etwa die Geschichte "Mein neuer Freund, der Mond" von Walid Taher. Bewusst wählt Dünges solche Bücher, die einen Einblick gewähren in die moderne arabische Welt, die sich gegen Obrigkeiten auflehnt und Vorurteile über das von überholten Traditionen geprägte Leben in der arabischen Welt Lügen strafen. Ein gutes Beispiel ist "Wer hat mein Eis gegessen?" von Rania Zaghir und in der Übersetzung von Petra Dünges in einer zweisprachigen Ausgabe bei Edition Orient erschienen. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das sein Eis essen möchte, ohne sich zu bekleckern, und auf den Rat verschiedener Tiere, Personen und Fabelwesen hört, die nichts anderes wollen, als selbst vom Eis zu kosten. Am Ende beschließt sie, ihr Eis so zu essen, wie sie selbst es für richtig hält - eine Absage an den Gehorsam gegenüber vermeintlichen Autoritäten und Ausdruck neuen weiblichen Selbstbewusstseins.

petra-duenges.de

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