Sie kreiert Mode aus Packmaterial

Saarbrücken. Aus Milch- und Saft-Tetrapacks werden Hand- und Einkaufstaschen, das Visitenkarten-Mäppchen mit dem knallroten Kussmund war früher einmal eine Verpackung des Fairetrade-Kaffees "Saarbonne", die Aufschrift "Kuhflecken" weist den lila Geldbeutel als ehemalige Milka-Schokoladen-Umhüllung aus

 Elke Weingardt mit einer Handtasche aus Tetrapackstreifen. Foto: Alexandra Raetzer

Elke Weingardt mit einer Handtasche aus Tetrapackstreifen. Foto: Alexandra Raetzer

Saarbrücken. Aus Milch- und Saft-Tetrapacks werden Hand- und Einkaufstaschen, das Visitenkarten-Mäppchen mit dem knallroten Kussmund war früher einmal eine Verpackung des Fairetrade-Kaffees "Saarbonne", die Aufschrift "Kuhflecken" weist den lila Geldbeutel als ehemalige Milka-Schokoladen-Umhüllung aus.Unter den Händen von Elke Weingardt erlebt Müll eine Metamorphose zu farbenfrohen modischen Accessoires. Seit zehn Jahren schenkt die Saarbrückerin Produkt-Verpackungen ein zweites, glanzvolleres Leben. "Rehcycling" heißt ihr Label, das - zumindest im Saarland - fast schon Kultstatus hat. Jedes Stück aus dem Atelier Elke Weingardts ist ein Unikat, entstanden in mehrstündiger Handarbeit. Mit einfachen Werkzeugen - Rollschneider, Lineal und Nähmaschine - macht sich Weingardt ans Werk, allein oder mit Menschen, die das von ihr entwickelte Verfahren des Tetrapackstreifen-Flechtens in einem ihrer Workshop erlernen möchten.

Um mehr Platz und Ruhe zum Arbeiten und für ihre Kurse zu haben, hat sich Elke Weingardt nun ein eigenes Atelier in St. Arnual eingerichtet. Auch ein Ausstellungsraum, der nach vorheriger Anmeldung besucht werden kann, hat in der geräumigen Altbauwohnung Platz gefunden. Zu sehen ist dort das gesamte Sortiment von Wanduhren über Taschen, Etuis und Dokumentenmappen bis zu großen Aufbewahrungsboxen und federleichten Ketten aus folierten Papierblättchen.

"Auf die Idee, mit Verpackungsmaterial zu arbeiten, kam ich vor über zehn Jahren durch eine Recycling-Ausstellung in England", erzählt Weingardt: "Dort sah ich einen Spiegel, dessen Rahmen mosaikartig mit Verpackungsschnipseln beklebt war." Wieder zu Hause in Saarbrücken, suchte sie nach einem Verfahren, das es erlaubte, etwas Langlebiges, im Alltag Nutzbares aus dem Material zu machen und begann, Tetrapacks in Streifen zu schneiden und zu flechten.

Kaum hatte sie ihr erstes Stück - eine kleine Handtasche - fertig, standen die Freundinnen schon Schlange. Alle wollten eine solche Tasche haben, acht Stunden braucht Elke Weingardt auch heute, nach zehn Jahren Übung, dafür. "So kam ich schon bald auf die Idee, Kurse zu geben." Die finden mittlerweile nicht nur in ihrem Atelier, sondern auch in der Volkshochschule Spiesen-Elversberg und an der Erweiterten Realschule Sulzbach statt, wo Weingardt derzeit mit Jugendlichen Tetrapack-Uhren fertigt. "Was mir an der Arbeit mit Recycling-Material so gut gefällt, ist, dass man den Dingen ein zweites Leben schenkt, und dass man erst auf den zweiten Blick erkennt, woraus die Sachen gemacht sind", sagt Weingardt. Hauptberuflich arbeitet die Sozialpädagogin halbtags als Schoolworkerin an der Erweiterten Realschule Quierschied. Nach Dienstschluss geht es im Atelier weiter. Dort warten schon vorsortierte Verpackung und neuerdings auch alte Landkarten - ein Geschenk ihrer Schule - darauf, verwandelt zu werden.

Weitere Infos bei Elke Weingardt, Tel. (0681) 32428, E-Mail: elkeweingardt@aol.com.

Auf einen Blick

Anschauen und kaufen kann man Unikate von "Rehcycling" vom 11. bis 13. November in der Weihnachtsverkaufsausstellung "Design 3 - Heimspiel" in der Handwerkskammer des Saarlandes (Alt-Saarbrücken, Hohenzollernstraße 47-49). Die Vernissage ist am Freitag, 11. November, um 19 Uhr, geöffnet ist die Ausstellung am Samstag, 12. November, von 14 bis 18 Uhr und am 13. November von 10 bis 18 Uhr. rae

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