Sie kam mit 13 aus der Ukraine

Saarbrücken. Die Hälfte ihres Lebens verbrachte Margaryta Maslennikova (26) in Charkiv, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Nur Kiew ist größer. "Ich war 13 Jahre alt, als wir ins Saarland kamen", erinnert sich die junge Frau. Ihre alte Heimat vermisst sie nicht. "Nur meine Großeltern

Saarbrücken. Die Hälfte ihres Lebens verbrachte Margaryta Maslennikova (26) in Charkiv, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Nur Kiew ist größer. "Ich war 13 Jahre alt, als wir ins Saarland kamen", erinnert sich die junge Frau. Ihre alte Heimat vermisst sie nicht. "Nur meine Großeltern."Der 84-jährige Großvater und die 80-jährige Oma leben noch heute in der Millionenstadt im Nordosten der Ukraine und im Sommer wird Maslennikova sie wie jedes Jahr besuchen. Doch dieses Mal wird die 26-Jährige mit einem neuen Pass einreisen: Die ukrainische Staatsbürgerschaft hat sie abgelegt, um Deutsche zu werden.

Am 23. Februar überreichte ihr Oberbürgermeisterin Charlotte Britz im Rathaus St. Johann die deutsche Einbürgerungsurkunde. "Ein Glückstag", sagt die junge Frau mit den auffällig gefärbten Haaren, "weil ich nun endlich hier wählen darf." Das ist ihr wichtig, weil sie sich schon immer für Geschichte und Politik interessiert hat.

Im Wintersemester beginnt sie, Geschichtswissenschaften an der Universität Saarbrücken zu studieren. In die Ukraine will sie nur zum Urlaub, dort leben kommt für sie nicht Frage. "Alten Menschen wie meinen Großeltern wird die Rente gekürzt. Das Leben in der Ukraine ist viel teuer als bei uns, dabei verdienen die Menschen sehr viel weniger", beschreibt sie. Gerecht findet sie das nicht.

"Meine Mutter glaubte damals, dass unsere Zukunft in Deutschland gesicherter ist. Bereits ausgewanderte Freunde erzählten ihr, dass Deutschland das gelobte Land sei", erinnert sich Maslennikova lachend. Die Erwartungen werden erst enttäuscht. "Die ersten zwei, drei Tage waren für meine Eltern, meine vier Jahre jüngere Schwester und mich ein Schock. Wir sind in Lebach in die Auffangstation für Flüchtlinge gekommen." Danach ging es aber stetig aufwärts, beschreibt sie.

Nach einigen Monaten in einem Aussiedlerheim in Saarbrücken beginnt ein "normales Leben in einer eigenen Wohnung". Nur einmal schildert die junge Frau, erlebt sie Ablehnung. "Mit 15 oder 16 Jahren habe ich eine Friseurausbildung begonnen. Mein Deutsch war noch nicht so gut. Ich durfte eigentlich den ganzen Tag nur Haare zusammenkehren. Nach drei Monaten wurde ich rausgeschmissen. Die Begründung war fadenscheinig. Meinen Chef störte es, dass ich zu schüchtern war, um mit der Kundschaft zu sprechen." Nachtragend ist sie nicht. Im Gegenteil: "Ich habe mein Abitur nachgeholt und kann jetzt studieren. Eigentlich muss ich ihm dankbar sein", sagt sie und streicht sich über ihren pinken Pony. Zurückschauen will sie nicht mehr, denn jetzt freut sie sich auf ihr neues Leben mit deutschem Pass. "Nicht nur auf das Wählen, sondern auch auf die vielen Reisen. Ich brauche jetzt endlich kein Visum mehr, wenn ich verreise!" Ein Stück alte Heimat hat sie sich dennoch bewahrt: "Ich koche gern und viel mit Fleisch. Ukrainer essen sehr gerne Fleisch. Aber noch lieber ist mir Schwenker", sagt sie lachend. Russisch kann die 26-Jährige immer noch fließend. "Als ich in der Ukraine gelebt habe, war Russisch noch die Amtssprache. Meine Mutter kauft heute noch russische Zeitschriften, und die lese ich. Kyrillisch schreiben kann ich auch." Und dann lächelt sie wieder und sagt: "Die Boxkämpfe der Klitschko-Brüder gucke ich auch gerne."

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