Sie haben es schon wieder getan

Oberthal. Sie könnten sich zurücklehnen und genießen. Einfach mal die anderen machen lassen, wortwörtlich eine ruhige Kugel schieben. Schließlich haben die Kegler der KF Oberthal den deutschen Meistertitel schon in der Tasche. Was läge da also näher, als am letzten Spieltag der Saison ein wenig schauzulaufen und sich feiern zu lassen

 Wenn Holger Mayer an die Bahn tritt, bleibt kein Kegel stehen. Der Oberthaler ist der beste Spieler in einer insgesamt starken Mannschaft. Foto: atb

Wenn Holger Mayer an die Bahn tritt, bleibt kein Kegel stehen. Der Oberthaler ist der beste Spieler in einer insgesamt starken Mannschaft. Foto: atb

Oberthal. Sie könnten sich zurücklehnen und genießen. Einfach mal die anderen machen lassen, wortwörtlich eine ruhige Kugel schieben. Schließlich haben die Kegler der KF Oberthal den deutschen Meistertitel schon in der Tasche. Was läge da also näher, als am letzten Spieltag der Saison ein wenig schauzulaufen und sich feiern zu lassen. "Das haben wir aber nicht vor", sagt Markus Gebauer. Denn es gilt eine Serie zu verteidigen, die wohl ihresgleichen suchen dürfte. Selbst im Kegeln, wo der Gastgeber meistens Favorit ist, beeindruckt die Statistik der Oberthaler. "Wir haben seit 12 oder 15 Jahren nicht mehr zu Hause verloren. Und das soll auch so bleiben", sagt Gebauer.

Zu Hause unbesiegbar

Diese Heimstärke war es wieder einmal, die den Grundstein gelegt hatte für den erneuten Titelgewinn. Aber diesmal kam mehr dazu. Denn nach verhaltenem Saison-Start der Oberthaler schickte sich der KSV Riol an, die Oberthaler Dominanz zu gefährden. Er muckte quasi auf. "Man muss auch sagen, dass wir am Anfang viele Auswärtsspiele hatten, die wir knapp verloren haben", erklärt Gebauer. Denn auch die Oberthaler haben mit den üblichen Problemen eines Favoriten zu kämpfen, sagt Gebauer: "Das soll nicht überheblich klingen, aber wenn der FC Bayern kommt, ist der Gegner auch hochmotiviert. Wobei man auch sagen muss, dass unsere Leistung auch nicht so war, wie wir uns das vorgestellt haben." Eine Schwächephase, die Riol ausnutzen konnte und sich bis kurz vor Ende der regulären Runde vor Oberthal in der Tabelle festzusetzen schien. Allerdings eben nur bis kurz davor. Denn am vorletzten Spieltag versetzte Oberthal dem Rivalen den vermutlich entscheidenden Treffer. Von diesem 17. Spieltag sollte sich Riol nicht mehr erholen. 3:0 hieß es am Ende für Oberthal, gerade einmal zwei Holz hatten die Kegelfreunde Vorsprung und das auch nur, weil Riol das Zeitlimit überschritten hatte. "Das hat ihnen einen Knacks gegeben. Das hat man beim nächsten Spiel gemerkt", erinnert sich Gebauer.

Denn dieses nächste Spiel in Riol, am ersten Tag der Meisterrunde, sollte die Dominanz der Oberthaler endgültig wiederherstellen. Oberthal siegte beim Rivalen, diesmal nicht knapp und glücklich, sondern mit 114 Holz Vorsprung. Die Folge: Am vergangenen Wochenende reichten zwei zweite Plätze, um die Titelverteidigung schon vor dem Heimspiel am Samstag (12 Uhr) perfekt zu machen.

Und es war wieder ein Beweis der Oberthaler Mannschaft, dass es in der Kegel-Bundesliga auf das Gesamtpaket ankommt. Denn auch wenn mit Holger Mayer einer der überragenden deutschen Kegler für Oberthal spielt - ein Holger Mayer allein macht noch keinen Meister. "Auch wenn Holger der beste Spieler ist, bei uns ist die Mannschaft der Star", sagt Gebauer.

Es mag ein alter Spruch sein, doch er passt. Beim Konkurrenten aus Paffrath spielt mit André Laukmann zwar auch einer der besten deutschen Kegler, doch fehlt die Basis im Rest der Mannschaft, um entscheidende Akzente im Titelrennen setzen zu können. Hinzu kommt die ausgeglichene Altersstruktur, erklärt Gebauer: "Wir haben einfach eine gute Kameradschaft. Hilbert Wagner ist mit 55 Jahren schon unser ältester Spieler. Der Rest ist nicht älter als 38 Jahre - und wir verstehen uns einfach gut. Kegeln ist zwar auch ein Einzelsport, aber wichtig ist in der Bundesliga, dass die Mannschaft gewinnt. " Und im Zweifelsfall sind das in den letzten Jahren eben immer die Kegelfreunde Oberthal gewesen. 1993, 1994, 1995, 1999, 2000 und 2002 bis 2012 - in den vergangenen 20 Jahren holten die Oberthaler insgesamt 16 Titel, elf davon in Folge Eine beeindruckende Bilanz. Fortsetzung folgt - garantiert.

Hintergrund

Sie sind die Überflieger der Kegel-Bundesliga. Aber wer sind sie eigentlich wirklich? Wir stellen die Spieler kurz vor:

Holger Mayer, 38 Jahre alt: Der Superstar des Kegelsports. Hat bis auf den Einzelweltmeistertitel alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Verheiratet mit Bianca, die in Oberthals Damen-Mannschaft kegelt, Sohn Maurice.

Markus Gebauer, 37: Kapitän und Eckpfeiler der Mannschaft. Verheiratet mit Iris, Tochter Hanna.

Daniel Schöneberger, 30: Der Herr der Mannschaftskasse. Deutscher Meister im Einzel und Paarkampf. Verheiratet mit Claudia, die ebenfalls in der Damenmannschaft kegelt. Sohn Louis Ben.

Daniel Schulz, 22: Das Küken im Team. Sehr ehrgeiziges Supertalent.

Hilbert Wagner, 55: Der Senior im Team. Verheiratet mit Ingrid Wagner vom KSC Dilsburg.

Jürgen Wagner, 38: Die gute Seele der Mannschaft. Einer, mit dem man Pferde stehlen kann. Verheiratet mit Nicole.

Michael Pinot, 29: Der Neuling. Französischer Nationalspieler mit Weltklasse-Niveau. Verheiratet mit Jennifer, Töchter Leá und Ewa.

Thorsten Kockmann, 38: Der Bayer in der Mannschaft. Hat mit Abstand die weiteste Anreise zu jedem Spiel. jbö

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