Sie haben den Lehrgang mit Bravour bestandenNickis Löwenzahn-Chutney

Kräuterpädagogen können ihre Kenntnisse etwa Schulen, Kindergärten oder der Gastronomie weitergeben. Jetzt absolvierten neun Frauen aus dem Saaland, der Pfalz und Luxemburg einen entsprechenden Lehrgang.

Brotdorf/Lebach. Liebevoll sind die Präsentationen heimischer Kräuter mit den daraus erstellten Produkten gestaltet. Es duftet nach Kamille, Holunder und Baldrian. Kleine Arrangements von Schafgarbe, Spitzwegerich und Gänseblümchen sind hübsch drapiert, pikante Häppchen appetitlich angerichtet.

Kraut mit Schokolade

Darunter das wohlriechende Gundermannkraut, dessen Blättchen, hauchzart mit Schokolade bestrichen, sich als echter Leckerbissen entpuppen. Handgemalte Bilder, die Farben ausschließlich aus heimischen Blüten und Kräutern hergestellt, vervollständigen das Bouquet. In der kleinen Halle des alten Brotdorfer Bahnhofs herrscht am Sonntag Hochbetrieb. Grund: Die Zertifikatsübergabe an die erfolgreichen Teilnehmerinnen des zweiten Zertifikatslehrgangs "Kräuterpädagoge".

Glücklicher Tag

"Heute war für uns ein spannender, aber auch glücklicher Tag", bezeichnete VHS-Leiterin Ulrike Heidenreich die vorangegangenen Prüfungsstunden. Neun Teilnehmerinnen hatten mit Bravour ihre Aufgaben zur Qualifizierung gelöst und dabei teilweise höchste Punktezahlen eingefahren. "Wir freuen uns, dass wir als Volkshochschule dieses Projekt in Kooperation mit der Gundermannschule begleiten durften", betonte Heidenreich. Der zweite Lehrgang sei sehr erfolgreich verlaufen. Beeindruckt zeigte sich die VHS-Leiterin von den zahlreichen kreativen Ideen der Teilnehmer. "Ein Potenzial, um daraus mehr zu entwickeln."

Ungeahnte Möglichkeiten

Seine besten Glückwünsche zur Qualifikation überbrachte Roland Siegert, Leiter der Gundermannschule. "Kräuterpädagogik bietet ein vielseitiges Betätigungsfeld", sagte Siegert. Er hoffe, dass man ein wenig schaue, was andere tun und sich entsprechend vernetze. "Von Tirol bis Soltau gibt es überall Kräuterpädagogen." Aus seiner Sicht bestünden deshalb ungeahnte Möglichkeiten, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.

Respekt vor der Natur

Kräuterpädagogin und Dozentin Marianne Reinert hatte das Projekt seit Mai des vergangenen Jahres begleitet. An insgesamt elf Wochenenden hatte sie mit den Teilnehmerinnen praxisnah den aktiven, respektvollen Umgang mit der Natur geübt.

"Wir haben die kleinen und großen Wunder der Pflanzenwelt rund um Brotdorf entdeckt und den Wissensschatz der traditionellen Kräuterkunde erkundet", stellte die Fachfrau fest. Das Verständnis für Pflanzen als Lebewesen sowie das Erkennen biologischer und ökologischer Zusammenhänge habe ganz oben auf der Prioritätenliste gestanden. "Ziel für uns alle ist ein schonender, nachhaltiger Umgang mit der Natur, der Erhalt einer breiten Artenvielfalt und Schutz der Lebensräume", sagte die Dozentin.

Den Landwirten müsse man danken, wenn nicht mehr jede Wiese und jeder Rain wirtschaftlich voll genutzt werde. Reinert: "Auch deshalb hat die Brotdorfer Region wieder viel zu bieten und hält für uns Pflanzenkundler so manche Überraschung bereit."Man nehme: 50 Gramm Löwenzahnknospen fein hacken, dazu 200 Gramm fein gehackter japanischer Knöterich, junge Sprossen. Drei rote Paprika, drei große Zwiebeln, etwa fünf Zehen Knoblauch, 100 Gramm getrocknete Feigen, je 200 Gramm Rosinen und Zucker, 1/8 Liter Weinessig, 70 Gramm Ingwer, drei Äpfel, 200 Gramm getrocknete Pflaumen, ein EL Meersalz je Liter Apfelsaft und Weißwein. Dazu 20 bis 30 Korianderkörner, Thymian, Piment d'Espelette im Mörser mit dem Meersalz zerstampfen. Sämtliche Zutaten auf Löwenzahnknospengröße zerkleinern, 48 Stunden kühl stellen und gelegentlich durchmischen. Danach 20 Minuten leicht köcheln und heiß in Gläser füllen. Das volle Aroma entwickelt sich nach etwa sechs Wochen. owa

Auf einen Blick

Erfolgreich teilgenommen: Annick Bollendorf-Weis, Luxemburg; Susanne Buchholz, Kirkel; Karin Simone Hauth, Idar-Oberstein; Barbara Mertsch, Lebach; Michaela Scholl, Veldenz; Anja Thielen, Nittel; Anne-Marie Weyland, Luxemburg; Karoline Zangerle, Mettlach; Ramona Zapp, Saarbrücken, und Vera Brachmann, Wadern. owa

Hintergrund

Die Gundermannschule ist die erste anerkannte Fortbildungseinrichtung für Ethnobotanik, deren Absolventen seit 2002 als Kräuterpädagoge zertifiziert werden. Die Schule, die ihren Sitz in Meerbusch hat, arbeitet bundesweit an verschiedenen regionalen Standorten.

 Löwenzahn schmeckt lecker. Foto: Norbert Wagner

Löwenzahn schmeckt lecker. Foto: Norbert Wagner

 Löwenzahn schmeckt lecker. Foto: Norbert Wagner

Löwenzahn schmeckt lecker. Foto: Norbert Wagner

Im Landkreis Merzig-Wadern kooperiert die Natur-Erlebnisschule mit der Volkshochschule Merzig. Nach eigenen Angaben kann ein zertifizierter Lehrgangsteilnehmer seine Kenntnisse Schulen, Kindergärten, Tourismus-Organisationen, Gemeindeverwaltungen oder der Gastronomie zur Verfügung stellen. owa

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