Showdown im Kampf der Konzerne

Saarbrücken. Drei Fliegen mit einer Klappe wollen sie schlagen, vielleicht sogar fünf - und damit rund 950 Arbeitsplätze sichern, aber auch den Fernwärme-Vertrieb samt "Preisgestaltung" auf eine neue Basis stellen: Peter Edlinger, Geschäftsführer der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS), und Dieter Attig, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke (Fotos: SZ/VVS)

Saarbrücken. Drei Fliegen mit einer Klappe wollen sie schlagen, vielleicht sogar fünf - und damit rund 950 Arbeitsplätze sichern, aber auch den Fernwärme-Vertrieb samt "Preisgestaltung" auf eine neue Basis stellen: Peter Edlinger, Geschäftsführer der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS), und Dieter Attig, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke (Fotos: SZ/VVS).

Um ihren Plan zu verstehen, muss man wissen: Zurzeit gehört das Heizkraftwerk Römerbrücke zu 100 Prozent der Suez Konzern-Gruppe. Das Kraftwerk erzeugt Strom und Fernwärme. Für deren Vertrieb ist Energie SaarLorLux (ESLL) zuständig. ESLL gehört zu 51 Prozent Suez und zu 49 Prozent der Stadt. Wenn es nach Edlinger und Attig geht, soll nun Folgendes geschehen.

Erstens: Suez überführt das Heizkraftwerk in eine neue Gesellschaft; Arbeitstitel: Suez Saar - die künftig das Kraftwerk betreibt. Und die VVS kauft 49 Prozent der Anteile an dieser Gesellschaft.

Entsprechend der Beteiligungsverhältnisse geht der Profit zu 49 Prozent an die VVS und zu 51 Prozent an Suez.

Parallel dazu gründen VVS und Suez eine zweite Gesellschaft zur Strom- und Wärmeerzeugung, Arbeitstitel: VVS-Wärme. An dieser Firma hält dann allerdings die VVS 51 Prozent und Suez 49. Die VVS-Wärme baut zunächst ein kleines Heizkraftwerk ins Saarbrücker Industriegebiet Süd und beginnt dort, Strom und Wärme zu erzeugen. Später sollen weitere kleine Kraftwerke rund um die Stadt folgen.

Beide neue Gesellschaften verkaufen den Löwenanteil ihres Stromes an die Strom-Börse in Leipzig - und den Rest sowie ihre Wärme in Saarbrücken. Der Strom wird dann voraussichtlich rund zwei Drittel des Profits bringen, die Wärme ein Drittel. Außerdem geht es der ESLL an den Kragen. Nach dem Willen von Edlinger und Attig muss die ESLL ihre Fernwärmesparte ausgliedern und zwei Prozent der Anteile an dieser Sparte an die Stadtwerke (SWS; ein Teil der VVS) verkaufen, so dass eine neue Fernwärme-Vertriebsfirma entsteht, an der die Stadt dann 51 Prozent hält und Suez nur noch 49 Prozent.

Diese neue Firma - das verspricht Attig - würde die Fernwärmepreise "gerecht und transparent gestalten" und dafür sorgen, dass die Fernwärme gegenüber Gas und Öl konkurrenzfähig bleibt. Attig: "Dann hätten wir das Sagen, wo es in der Kundenbetreuung langgeht, und wir würden die jetzigen Mängel abstellen."

"Sollte all das gelingen", erklärt Edlinger, "dann könnte die VVS mit den Erträgen aus der Strom- und Wärmeerzeugung mittelfristig nicht nur ihr Defizit aus dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ausgleichen, sondern sogar wieder schwarze Zahlen schreiben und langfristig auch ihre rund 950 Arbeitsplätze sichern."

Seit einem Jahr verhandelt die VVS bereits mit Suez über dieses Koppelgeschäft.

Keine Einigung gab's bisher über die Preise für das 49-Prozent-Paket am Kraftwerk Römerbrücke und für das Zwei-Prozent-Paket an der Fernwärmesparte von ESLL - außerdem fehlt die Zustimmung von Suez zum Bau des kleinen Heizkraftwerkes Süd.

Sollten die Verhandlungen bis zum April fruchtlos bleiben, könnte die VVS ihr Kraftwerk Süd alleine bauen. Die Genehmigung aus dem Umweltministerium liegt vor. Zunächst würde das Kraftwerk Süd seinen Strom nach Leipzig liefern und genug Wärme ins Saarbrücker Netz einspeisen, um damit die städtischen Gebäude zu versorgen. Sobald die VVS dann weitere kleine Kraftwerke gebaut und ans Netz angeschlossen hätte, könnte sie versuchen, ESLL Fernwärme-Kunden abspenstig zu machen. Dann entstünde eine Situation vergleichbar mit der Konkurrenz der Stromanbieter - und die Fernwärmekunden könnten sich entscheiden, bei welcher Wärme einspeisenden Firma sie ihren Anteil bezahlen wollen. Für diesen Fall versichern Edlinger und Attig: "Wir haben keine Angst zu konkurrieren."

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