Interview Petra Messinger „Sexismus bedeutet, das Gegenüber nicht auf Augenhöhe zu sehen“

Saarbrücken · Die Frauenbeauftragte der Stadt Saarbrücken, Petra Messinger, zieht eine klare Grenze zwischen Komplimenten und sexueller Belästigung. Dabei gehe es immer darum, auf die Reaktion des Gegenübers zu achten.

 Die Saarbrücker Frauenbeauftragte Petra Messinger

Die Saarbrücker Frauenbeauftragte Petra Messinger

Foto: Iris Maurer

Frau Messinger, wie verbreitet ist Sexismus in unserem Alltag?

MESSINGER Sexismus ist leider nach wie vor weit verbreitet. Man sieht an der aktuellen #MeToo-Debatte in den sozialen Medien um den Hollywood-Produzenten Weinstein, wie groß die Betroffenheit der Frauen ist. Es geht dabei um Ungleichbehandlung und Diskriminierung, aber auch um sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung.

Welche Art von Fällen haben Sie in Ihrer Funktion als Frauenbeauftragte erlebt?

MESSINGER An die kommunale Frauenbeauftragte können sich alle Betroffenen wenden, sie ist für das gesamte Stadtgebiet zuständig. Es gibt außerdem spezialisierte Beratungsstellen, an die wir weitervermitteln. Wir sind in unserer Stadt sehr gut vernetzt und arbeiten sehr professionell. Sie können davon ausgehen, dass ich bislang alle Fälle, die vorkommen können, erlebt habe.

Welche Möglichkeiten haben Sie, um in solchen Situationen gegenzusteuern?

MESSINGER Das hängt sehr davon ab, um welches Delikt es sich handelt. Zunächst geht es darum, den Betroffenen zuzuhören, sie ernst zu nehmen, ihnen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich anvertrauen können. In Erwägung zu ziehen sind weitere Schritte wie Erstattung von Anzeigen und anwaltliche Beratung. Der Schutz des Opfers steht dabei immer an erster Stelle.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Grenzen zwischen Komplimenten, vielleicht auch Avancen, und Sexismus?

MESSINGER Das ist meines Erachtens überhaupt nicht schwer zu unterscheiden. Sexismus bedeutet, Grenzen zu überschreiten und das Gegenüber nicht auf Augenhöhe zu sehen. Komplimente können etwas sehr Schönes sein, wenn derjenige, der sie ausspricht, bereit ist, auf die Reaktion des Gegenübers zu achten. Wenn ich genau hinhöre, merke ich dann, wenn sie nicht erwünscht sind und unterlasse jede weitere Annäherung. Das Problem beginnt mit der Grenzüberschreitung.

Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit Sexismus abnimmt? Was können Frauen, was sollten Männer tun?

MESSINGER Frauen haben das Recht, sich abzugrenzen und sollten den Mut haben, Nein zu sagen. Die Zeiten, in denen sie sich vor negativen Konsequenzen fürchten mussten, sollten vorbei sein. Männer müssen Frauen respektieren und sich klarmachen, dass ihr Verhalten kein Kavaliersdelikt ist. Die Rechtslage ist eindeutig, untersagt und ahndet die Übergriffe.

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