Sensationelle Funde auf dem Schaumberg

Tholey. Die geplanten Umbauarbeiten am Schaumbergturm erforderten 2009 eine archäologische Vorausschachtung der Baugrube, die von dem "Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune" durchgeführt wurde

Tholey. Die geplanten Umbauarbeiten am Schaumbergturm erforderten 2009 eine archäologische Vorausschachtung der Baugrube, die von dem "Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune" durchgeführt wurde. Die siebenwöchige Ausgrabung förderte nicht nur eine Menge an interessanten, mitunter wissenschaftlich wichtigen Funden zu Tage, sondern legte auch Massivbauten frei, die von der späten Römerzeit (3./4. Jahrhundert n. Chr.) bis ins frühe 17. Jahrhundert reichen und somit wesentliche Besiedlungs- und Bebauungsphasen erstmals konkret erschließen. "Wir haben auch ins Blaue reingegraben. Zwischenzeitlich hatten wir schon die Hoffnung aufgeben, dass wir noch etwas finden", gab Zeune zu.Viele Überraschungen Als "spektakulär und sensationell", bezeichnete er jedoch die Funde und Befunde die er später aus der tiefen Baugrube barg. Ein dreiteiliger Mauerzug aus dem 17. Jahrhundert wurde zunächst freigelegt. In der Chronologie der Bauabfolge erlebte das Forschungsteam dann eine Überraschung nach der anderen. "Wir entdeckten ganz dichte aufeinander folgende Bauphasen", so Zeune. Ein gepflasterter Stichweg, wurde ebenso wie die Überreste eines Backofens entdeckt. Bei einem freigeputzten Stein handelte sich um einen Mahlstein einer Ölpresse (15. Jahrhundert). Archäologisch überaus selten sei der Fund des 7,2 Kilogramm schweren Fragments einer Hakenbüchse (Handgewehr 14./15. Jahrhundert). "Wann sie genau hier verblieben ist wissen wir nicht", teilte Zeune mit. Die entdeckte gusseiserne Ofenzwischenplatte (Gewicht: 13 Kilogramm) aus dem Jahre 1551 repräsentiere die Wohnkultur und die anspruchsvolle Lebenshaltung zur damaligen Zeit in der Region. Die Zwiebelknopffibel (Gewandnadel) aus der 1. Hälfte des 4. Jahrhundert belege, dass sich seinerzeit hochrangige Offiziere auf der Schaumburg aufgehalten haben. "Die diese drei Fundstücke sind für uns ein Glücksfall", meinte Dr. Ruppert Schreiber vom Landesdenkmalamt. Wichtiges BodenarchivWeiterhin kamen noch nicht ausgewertete Keramik- und Metallteile zum Vorschein. Alle Befunde seien einmalige Zeugnisse und ein Dokument dafür, wie wichtig das Bodenarchiv auf dem Schaumberg doch sei. Mit einem winzigen Einblick habe man viel Reichtum entdeckt. Zwischen drei bis fünf Prozent des kompletten Areals wurde bei den Ausgrabungen nur offen gelegt. "Dementsprechend können wir das Alter der drei Ringwälle der Burg noch nicht bestimmen", sagte Zeune. Auf manche Frage habe man halt nicht die erhoffte Antwort erhalten.. "Auf dem Schaumberg können wir aber mehr als nur zufällig eine römische Anwesenheit nachweisen", unterstrich Schreiber. Zeune verdeutlichte in seinem Ausblick, dass die Mauerreste sehr viel historische Substanz besäßen. "In Verbindung mit der Wiederbelebung der Schaumburg besteht ein enormes kulturtouristisches Potential", resümierte der Grabungsleiter. Laut Bürgermeister Hermann Josef Schmidt werde man zukünftig ganz behutsam an das Plateau herangehen. Die Kosten der Ausgrabungen bezifferte er auf 65000 Euro. Angedacht ist, dass die Fundstücke in naher Zukunft im Museum Theulegium ausgestellt werden.

Zur Person Dr. phil. Joachim Zeune (57) ist Mittelalterhistoriker, Historiker und Burgenforscher. Er ist Kurator des Europäischen Burgeninstituts und seit 1996 deutscher Beisitzer in Scientific Council (wissenschaftlicher Beirat) von Europa Nostra. Seit 1994 betreibt der das Büro für Burgenforschung, dass in der Bundesrepublik und im angrenzenden Ausland Burgen erforscht, saniert und erschließt (bislang: über 120 Burgen).

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