Selbstbestimmte Bilder von Afrika

Saarbrücken. Eine Studienreise mit Folgen: Anfang 2001 flogen Saarbrücker Romanistik-Studenten mit ihren Dozenten Helmut Schwartz und Ute Fendler nach Ouagadougou. In der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Burkina Faso findet alle zwei Jahre das FESPACO, das größte Filmfestival des Kontinents, statt

 Mit dem Film "Soul Boy", hier eine Szene daraus, eröffnen die Afrikanischen Filmtage. Foto: Verleih

Mit dem Film "Soul Boy", hier eine Szene daraus, eröffnen die Afrikanischen Filmtage. Foto: Verleih

Saarbrücken. Eine Studienreise mit Folgen: Anfang 2001 flogen Saarbrücker Romanistik-Studenten mit ihren Dozenten Helmut Schwartz und Ute Fendler nach Ouagadougou. In der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Burkina Faso findet alle zwei Jahre das FESPACO, das größte Filmfestival des Kontinents, statt. Die Begegnung mit der lebendigen afrikanischen Filmkultur hat die Studenten damals schwer beeindruckt.

Von diesen Erfahrungen sollten auch die Kommilitonen daheim profitieren, war sich die Gruppe einig und schritt zur Tat. Rund ein halbes Jahr später präsentierte man im Saarbrücker Kino Achteinhalb die drei FESPACO-Siegerfilme mitsamt ihrer Regisseure. Das war die Geburtsstunde der Afrikanischen Filmtage. Und es sollten noch viele folgen.

Vom 26. November bis zum 5. Dezember feiern die afrikanischen Filmtage nun ihre zehnte Auflage. Aus der studentischen Initiative ist eine richtige Institution geworden, die sich eines treuen und wachsenden Stammpublikums erfreut.

Gewachsen ist auch die Zahl der Mitveranstalter: Nicht nur das Kino Achteinhalb und die Romanistik, auch andere Fachrichtungen der Saar-Uni, zwei weitere Hochschulen, das Institut d'Etudes Françaises und der Verein Haus Afrika sind inzwischen mit im Boot. Das Motto für 2010, "Das andere Afrika", belegt nur einmal mehr, was die Filmtage von Anfang an zeigen wollten: "Keinen Exotismus, keinen Krisenjournalismus, sondern selbstbestimmte Bilder von Afrikanern in Afrika und der Diaspora", so Mitorganisator Soenke Zehle (Foto: privat) von der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar.

"Wir fingen als frankophones Festival an, wurden dann auch anglophon, und zeigen jetzt erstmals auch Filme aus portugiesischsprachigen Ländern", sagt Christoph Vatter (Foto: privat) stolz, "somit sind wir wie das FESPACO ein richtiges panafrikanisches Festival geworden". Vatter, Dozent der Fachrichtung Interkulturelle Kommunikation an der Saar-Uni, hat die Filmtage von Anfang an mitbetreut.

Seine einstige Kollegin Ute Fendler, inzwischen als Professorin nach Bayreuth gewechselt, hat dort an ihrem Lehrstuhl eine Zwillings-Reihe ins Leben gerufen. In Saarbrücken und Bayreuth werden kurz hintereinander dieselben Filme und Regisseure vorgestellt - und so die Reisekosten geteilt.

Diesmal im Programm: Sechs Produktionen, verteilt auf zwei Wochenenden. "Soul Boy", ein warmherziger Spielfilm aus den Slums von Nairobi, von einer ganz jungen ghanaisch-kenianischen Regisseurin. "O Grande Bazar", ein Kinderfilm aus Mosambik von Licínio Azavado, der früher mit Regiegrößen wie Godard und Jean Rouch zusammengearbeitet hat. "London River" des Algeriers Rachid Bouchareb, mit dem international renommierten, kürzlich verstorbenen Schauspieler Sotigui Kouyaté in der Hauptrolle. Eine Geschlechterkomödie aus Burkina Faso, ein Doku-Film über boxende Frauen im Kongo und ein Spielfilm über einen jungen Intellektuellen, den die Rückkehr aus Deutschland nach Äthiopien in eine Identitätskrise stürzt.

Auch den Anspruch, Kinovergnügen mit Wissenschaft zu verbinden, haben die Afrikanischen Filmtage gewahrt: Neben dem Publikumsprogramm finden in Saarbrücken auch Workshops statt, in denen die afrikanischen Regisseure ihr Wissen an Studenten der Saar-Uni und HBK Saar weitergeben. sbu

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