Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei Das künstliche Auge der Spezialeinheiten

Saarbrücken · Wie die saarländische Polizei unbemannte Hightech-Drohnen für besondere Einsätze nutzt. 

  Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos der Saar-Polizei mit ihrem „künstlichen Auge“, einer Drohne.

Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos der Saar-Polizei mit ihrem „künstlichen Auge“, einer Drohne.

Foto: Ruppenthal

Polizeihauptkommissar Nicolas L. (50) gilt als Tüftler und Bastler mit technischer Begabung, die auch sein Dienstherr anerkannt hat. Der komplette Name des Polizisten darf aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden. Der durchtrainierte Beamte zählt zu den Technikexperten im Kreis der Spezialeinheiten der saarländischen Polizei. Zu seiner Aufgabe gehört es beispielsweise, dafür zu sorgen, dass das „künstliche Auge“ der Spezialeinsatzkommandos (SEK) für den nächsten Sondereinsatz, in aller Regel einen Aufklärungsflug, startklar ist. Hauptkommissar L. hat die Drohne, die die Saar-Polizei vor Jahren für rund 15 000 Euro als Bausatz angeschafft hat, ständig um Zubehör ergänzt und das Gerät optimiert. Offiziell ist das System mit zwei Geräten längst als Einsatzmittel der Polizei anerkannt. So kann das UAS (Unmanned Aerial System), wie die unbemannten Drohnen heißen, beispielsweise mit einem Nachtsichtgerät oder einer Wärmebildkamera gestartet werden. Der Octocopter (acht Arme mit Rotoren) mit etwa 75 Zentimetern Durchmesser dient den Einsatzkräften vorwiegend als Kundschafter.

Das über Akkus angetriebene und ferngesteuerte Fluggerät liefert aus der Luft ständig aktuelle Lagebilder. So werden wichtige Informationen über einen Ort, an dem SEK-Beamte Täter festsetzen sollen, gesammelt. Die Einsatzkräfte können sich vor dem Zugriff auf die erkundeten Gegebenheiten vor Ort vorbereiten. Das künstliche Auge der Spezialkräfte kann mit scharfen Bildern aus der 360-Grad-Perspektive die Frage beantworten, ob und wie Täter bewaffnet sind und ob sie möglicherweise Geiseln in ihrer Gewalt haben. Die Drohne behält bei einem Einsatz unter freiem Himmel und in großer Höhe den Überblick, sendet aktuelle Bilder des Geschehens bei Bedarf sofort in die Leitzentrale. „All die Informationen, die wir uns früher mühsam mit dem Fernglas oder durch einen lauten und auffälligen Hubschrauber und vielleicht auch mit etwas Glück besorgen konnten, liefert uns heute die Drohne“, erklärt Dieter Debrand, Chef der Spezialeinheiten. Je nach Flughöhe und Standort ist die Drohne zudem kaum zu sehen und zu hören. Und: Über eine besondere Technik können chemische Substanzen erkannt werden.

Polizeirat Debrand („Der Luftaufklärung gehört die Zukunft!“) sieht dank des Engagements seines Mitarbeiters L. das SEK der Saar-Polizei mit seinen fliegenden Kameras im Vergleich zu anderen Bundesländern „einen guten Schritt voraus“. Damit dies – insbesondere mit Blick auf die verschärfte Sicherheitslage – weiter so bleibt, stehen aber weitere Investitionen in hochmoderne Technik ins Haus. Debrand: „Wir brauchen weiter Unterstützung! Die technische Entwicklung macht Riesen-Fortschritte. Da muss die Polizei mit einsteigen.“ Erst vor einigen Wochen waren Experten aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch Beamte der GSG 9, im Saarland zu Gast bei einem Workshop. Themen dabei waren unter anderem, wie die Einsatzmöglichkeiten der Drohnen ergänzt und ausgeweitet werden können. Ein Fazit der Saarbrücker Runde: Die Technik wird immer kleiner, leichter und leiser. Es sollten spezielle Systeme für die Polizeiarbeit entwickelt werden.

 Dieter Debrand, Chef der Spezialeinheiten der Saar-Polizei

Dieter Debrand, Chef der Spezialeinheiten der Saar-Polizei

Foto: Ruppenthal

Zwei Drohnen, die maximal mit 3,5 und 2,5 Kilo Traglast abheben können, nutzen die SEK-Techniker derzeit. Vier Polizisten sind intern ausgebildet, um die Geräte per Fernbedienung zu steuern. Die geltende Rechtslage, Wetterkunde und die Luftraumstruktur waren Themen eines schriftlichen Abschlusstests für den Drohnenschein. Für die Polizeieinsätze gilt grundsätzlich: „Wir fliegen nur auf Sicht.“ Flüge über Menschenansammlungen sind tabu.

Durchschnittlich etwa zehn Drohen-Einsätze absolvieren die SEK-Leute im Jahr. Bei mehr als der Hälfte sind sie allerdings Dienstleister für andere Dezernate der Polizei. Wenn eine vermisste Person in einem unwegsamen Gelände gesucht wird, schicken Hauptkommissar L. und seine Kollegen auf Anforderung eine Drohne mit einer Wärmebildkamera. Die Suchkräfte können dann bei Bedarf vom Bildschirm aus zum Fundort gelenkt werden. Auch bei schweren Verkehrsunfällen und besonderen Tatorten kann die Drohne mit Übersichtsaufnahmen bei der Aufklärung oder Spurensicherung helfen.

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