Arbeiter-Samariter-Bund „Leben bis zuletzt“ im Wünschewagen

Saarbrücken · Vor einem Jahr startete der Arbeiter-Samariter-Bund das Projekt, um todkranken Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen.

 Noch ein letztes Mal das Meer sehen, noch einmal ein Helene-Fischer-Konzert besuchen: Knapp 40 schwerkranken Saarländern hat der Wünschewagen bisher einen Herzenswunsch erfüllt.

Noch ein letztes Mal das Meer sehen, noch einmal ein Helene-Fischer-Konzert besuchen: Knapp 40 schwerkranken Saarländern hat der Wünschewagen bisher einen Herzenswunsch erfüllt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Einmal noch mal ein Fußballspiel des BVB in Dortmund sehen, einmal noch am Meer die Wellen rauschen hören. Noch einmal das Grab des Ehemannes besuchen oder ein Konzert mit Helene Fischer oder den Toten Hosen erleben. Die Liste der Wünsche von Todkranken, die der „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Saarland im ersten Jahr, seit er im Einsatz ist, erfüllt hat, ist vielfältig. Ebenso vielfältig sind die Menschen, deren Träume am Lebensende noch einmal wahr wurden: Die Jüngste von ihnen war gerade 23 Jahre alt, die Älteste 88 Jahre.

Jedem Einzelnen konnte der Arbeiter-Samariter-Bund mit seinen ehrenamtlichen Helfern eine große Freude bereiten: „Seitdem unser ASB-Wünschewagen unterwegs ist, bewegt er die Herzen“, bilanzierte Projektleiter Jürgen Müller. Rund 40 000 Kilometer hat der Wünschewagen bei knapp 40 Fahrten bereits zurückgelegt. Die Ziele führten das Team nicht nur quer durch Deutschland, sondern bis nach Belgien, Frankreich und in die Schweiz. Rund 170 Ehrenamtliche stehen im Saarland bereit, um die Fahrten zu begleiten. 40 von ihnen zählen laut Müller fest zum Stamm.

Pro Jahr benötige der ASB rund 100 000 Euro, um das Projekt zu finanzieren. Jede Spende helfe dabei, so der Projektleiter, „schwerstkranken Menschen einen letzten Herzenswunsch zu erfüllen und ihnen in ihrer letzten Lebensphase Freude und ein wenig Ablenkung vom Alltag schenken zu können“. Dabei soll die Reise mit dem Wünschewagen für alle Fahrgäste kostenfrei sein und bleiben. Zu den Begleitern zählen neben den ehrenamtlichen Helfern auch Familienangehörige und Freunde. Falls erforderlich stelle das Caritasklinikum Saarbrücken-Rastpfuhl auch einen Arzt für die Wunschfahrt.

Im Laufe eines Jahres verzeichnete der ASB Saarland bislang 46 Anfragen. Zehn Wunschfahrten konnten laut Müller nicht mehr erfüllt werden, weil es der Krankheitszustand der Betroffenen nicht mehr zuließ oder diese vor dem Termin verstarben. Eine Warteliste gibt es nicht: „Sobald ein Wunsch an uns herangetragen wird, sind wir bemüht, diesen schnellstmöglich zu erfüllen“, sagt Müller. Manchmal blieben von der Anfrage bis zum Termin einer Wunschfahrt jedoch nur einige Tage Zeit.

Die Wünsche der Saarländer decken sich dabei mit denen anderer schwerkranker Menschen in Deutschland. „Die häufigsten Wunschanfragen sind: noch einmal ans Meer, zu Sportveranstaltungen, zu kulturellen Veranstaltungen und zur Familie“, berichtet Susanne Hörle, Referentin des ASB-Bundesgeschäftsführers, in Berlin. „Und es sind meist die kleinen Wünsche, die am bewegendsten sind.“ Was alle Ehrenamtlichen immer wieder von den Fahrten berichteten, sei dabei die Stimmung im Wünschewagen. „Es wird viel gelacht, geredet – schlicht, gelebt“, erzählt Hörle. Dies sei auch das, wofür der ASB stehe: „Leben bis zuletzt.“

Bei dem Wünschewagen handelt es sich um ein speziell geplantes und gebautes Fahrzeug mit der Ausstattung eines Rettungswagens, das auf die Bedürfnisse der sterbenskranken Menschen abgestimmt ist. Die Anschubfinanzierung im Saarland sicherte vor einem Jahr das Ehepaar Graciela und Thomas Bruch mit seiner Globus-Stiftung. Fahrzeug und Ausbau kosteten 100 000 Euro, dazu kam laut Projektleiter Müller noch die medizinische Ausstattung in Höhe von 30 000 Euro, die von mehreren Firmen gestiftet worden war.

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