Seinen Mitmenschen den Spiegel vorhalten Manfred Moßmann: De Noopern

Bosen. Zum Mundarttext des Monats Oktober hat die Bosener Gruppe das Gedicht "De Noopern" des moselfränkischen Dichters Manfred Moßmann gekürt

 2007 bekam Manfred Moßmann den Mundartpreis. Foto: SR

2007 bekam Manfred Moßmann den Mundartpreis. Foto: SR

Bosen. Zum Mundarttext des Monats Oktober hat die Bosener Gruppe das Gedicht "De Noopern" des moselfränkischen Dichters Manfred Moßmann gekürt. Das Kolloquium der Gruppe entschied sich, wie der Sprecher der Gruppe, Peter Eckert, mitteilt, für diesen Text, weil er darin nicht etwa die Menschen karikiert, die diese Hochwälder Mundart sprechen, sondern allen anderen einen Spiegel vorhält.Eckert sagt über das Gedicht: "Freunde kann man sich aussuchen, Familie und Verwandte hat man. Damit ist allerdings noch nichts darüber gesagt, wie gut oder schlecht wir es im Einzelfall mit ihnen getroffen haben - oder sie mit uns. Immerhin: Dieser Gedanke möchte uns glauben machen, dass die Welt sich sauber scheiden lässt in Freiheit und Schicksal. Wie gut, dass es die Nachbarn gibt, diese Personengruppe, die eine, das schiefe Bild sei erlaubt, schillernde Grauzone bilden zwischen den beiden genannten Gegenpolen." Auch hier, so Eckert, gebe es reichlich Stolpersteine: "Einer davon ist das Vergleichen, aus dem viele Menschen gerne als Sieger hervorgehen möchten. Vergleichen, das kann die eher verhaltende Form sein, also Pelz nach innen, wie es Hanns Dieter Hüsch formuliert hat, und im Übrigen die eigenen Vorzüge nur kräftig andeuten." Beliebt sei aber ebenso die Methode, die Umwelt auch unaufgefordert wissen zu lassen, wie gut man gegenüber den weniger fabelhaften Mitmenschen dasteht. Eckert: "Diese Nachbarn sind es, von denen Moßmann berichtet: Bei denen ist alles, aber auch alles in Ordnung, picobello sozusagen. Die Kinder sind wohlerzogen. Alles ist da neu und vom Feinsten, denn sie können sich was leisten und haben trotzdem auch noch Geld über Geld auf ihrem Konto angehäuft."Dies alles sei laut Eckert zwar nicht durch irgendwelche Belege oder das kundige Zeugnis unabhängiger Dritter nachgewiesen, das müsse aber nicht sein. Eckert: "Wir erfahren es doch von denen, die es am besten wissen müssen, den betroffenen Nachbarn selbst. Und weil sie so hervorragende Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft sind, zweifeln wir doch keinen Augenblick an deren Wahrheitsliebe. Oder?" Neben seinem mit wenigen Strichen gezeichneten Bild der Nachbarn rege diese nachgeschobene Quellenangabe besonders zum Schmunzeln an: "Wenn hat dir daat dann alles verzellt? - Ei, de Noopern!" Sie halte die eigene Entscheidung offen: Lassen wir es dabei, sie nur zu beneiden, oder erzählen wir auch mal was Gutes über uns? Manfred Moßmann, moselfränkischer Dichter aus Zerf, führe in seinem Gedicht nicht nur die Menschen vor Augen, die seine Hochwälder Mundart sprechen, sondern hält auch allen anderen einen Spiegel vor.Zur Bosener Gruppe gehören Autorinnen wie Gisela Bell, Hildegard Driesch, Ursula Kerber, Relinde Niederländer, Helga Schneider und Ute Zimmermann, Autoren wie Peter Eckert, Georg Fox, Bruno Hain, Jean-Louis Kieffer, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Thomas Liebscher, Wolfgang Ohler, Norbert Schneider, Harald Ley und Günter Speyer, sowie Liedermacher und Bühnenkünstler wie Marcel Adam, René Egles, Günther Hussong, Hans Walter Lorang, Walter Liederschmitt, Jo Nousse und Mannfred Pohlmann. redNoopern = Nachbarn; gezillt = wohl erzogen; kennen sich eppes gönnen = können sich etwas gönnen, leisten; et nä.uscht Geschier = die neuesten Sachen; e scheene Goopen = ein schöner Haufen (Geld); verzellt = erzählt.

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