Sehr späte Stadtratsreaktion

Windel-ZuschüsseSehr späte StadtratsreaktionZu den Artikeln "Ruck, zuck ist die Tonne voll" und "Völklinger SPD setzt sich für Windel-Zuschuss ein" (SZ vom 25. und 26

 Namens-Gegner verhüllten bereits aus Protest das Denkmal auf der Hermann-Röchling-Höhe. Foto: Becker & Bredel

Namens-Gegner verhüllten bereits aus Protest das Denkmal auf der Hermann-Röchling-Höhe. Foto: Becker & Bredel

Windel-Zuschüsse

Sehr späte Stadtratsreaktion

Zu den Artikeln "Ruck, zuck ist die Tonne voll" und "Völklinger SPD setzt sich für Windel-Zuschuss ein" (SZ vom 25. und 26. November)

Schon im Dezemer 2008 sagte ich in einem kritischen Positionspapier zur Müllpolitik des Entsorgungszweckverbandes Völklingen (EZV): "Trotz höherer, verursachergerechter Leistungsgebührenzahlung könnte man Familien mit Kindern bis zwei Jahren und Personen mit Inkontinenz einen kleinen Pauschalbetrag im Jahr vergüten. Nachbargemeinden haben die Dinge angepackt, in Völklingen bereitet das schier unlösbare Probleme." In einer Verbandsversammlung hüllten sich aber alle damaligen SPD- und CDU-Vertreter bei diesem Thema in Schweigen, und der OB haderte mit Zuständigkeit der Stadt und vermeintlichen organisatorischen Problemen. Ob durch die SZ-Berichterstattung aufgeweckt oder nicht, hat man endlich erkannt: Es ist was zu tun! Sinnvoll wäre, wenn man schon zwei Jahre später dran ist, dass eine Grundsatzvorlage vom Stadtratsmitglied selbst kommen sollte. Etwa: Mit Grobkriterien-Festlegung vergibt man X Euro für rund 600 Kinder (bis zwei Jahre) sowie X Euro für rund 350 Personen mit Inkontinenz (nicht im Alten- oder Pflegeheim), diesen Zuschuss einmalig im Jahr. Das wäre ein kleiner Ausgleich für hauptsächlich Betroffene und kostet keine 70 000 Euro pro Jahr, wie behauptet. Es ist übrigens unrichtig, "dass die Leute Geld gespart haben, weil sie weniger Restmüll haben", denn die Einnahmen des EZV sind gleich hoch geblieben.

Werner Schmitt, Völklingen

Hermann Röchling

Verirrung bei der Namensgebung

Zum Artikel "Lorig für historische Aufarbeitung der Rolle Hermann Röchlings" (SZ vom 10. November)

Die Umbenennung des Stadtteils ist längst keine Frage mehr für Historiker-Kommissionen und erst recht keine, die durch eine Bürgerbefragung entschieden werden sollte, sondern schlicht eine Frage von Recht oder Unrecht, Gut oder Böse sowie von Glaubwürdigkeit und Moral. Hermann Röchling ist, daran bestehen keine vernünftigen Zweifel, ein von einem ordentlichen Gericht verurteilter Kriegsverbrecher. Die Gründe für seine Verurteilung liegen seit langem auf dem Tisch: Kriegsprofiteur, Nutznießer von Zwangsarbeit, strammer Nazi an herausragender Stelle der Kriegs- und Vorkriegswirtschaft. Dass die Bebauung der früheren Bouser Höhe auf Betreiben oder gar mit Spendergeld von Hermann Röchling geschah, ist eine durch Tatsachen klar widerlegte Legendenbildung, wobei dieser Sichtweise (diesem Irrglauben) aber immer noch so viele Völklinger Bürgerinnen und Bürger anhängen, dass dies zu einem abstrusen Ergebnis einer Bürgerbefragung führen würde.

Die Ehre, dass ein Stadtteil nach ihm benannt ist, hat die Person Hermann Röchling nach hehren moralischen und rechtlichen Ansprüchen in keiner Weise verdient. Alle Bewohner Völklingens müssten sich täglich beim Blick auf Stadtpläne und Landkarten für die Entgleisung und Verirrung bei der Namensgebung schämen. Der Stadtrat sollte umgehend den Umbenennungsbeschluss aus der späten Nachkriegszeit rückgängig machen, als sich einige wenige Mitarbeiter des Stahlwerkes (meist Mitglieder der DPS) aus welchen Gründen auch immer und zumindest in einem Fall sehr karrierefördernd bei ihrem Chef beliebt machen wollten.

Werner Michaltzik, Völklingen

Hermann Röchling

Herausragender Unternehmer

Zum Artikel "Denkmal für Zwangsarbeiter statt für Hermann Röchling" (SZ vom 13./14. November)

Die Hand, die viele nährte, soll vergessen werden! In der Natur nennt man es Evolution, in der Wirtschaft Innovation, gemeint ist die Anpassung an Veränderungen und neue Voraussetzungen. Genau dies legen einige anscheinend unbelehrbare Zeitgenossen einem aus meiner Sicht herausragenden und auch sozialen Unternehmer zur Last. Wo wäre heute Völklingen ohne Hermann Röchling? Gäbe es überhaupt einen Stadtteil auf der Bouser Höhe? Was sicher auch der Fall sein wird, dass einige dieser Antragsteller im Laufe ihres Lebens bestimmt viele positive Aspekte, sei es Arbeitsplatz, Wohnung oder sonstiges, die ursprünglich gerade auf Hermann Röchling zurückzuführen sind, genossen haben. In diesem Sinne sollten alle Völklingerinnen und Völklinger, ob sie auf der Hermann-Röchling-Höhe wohnen oder nicht, sich bewusst sein, dass es ohne einen Hermann Röchling die Stadt in ihrer heutigen Ausprägung nicht gäbe. Die Hütte unter Hermann Röchling hat viele ernährt und am Leben gehalten. Dies muss in einem Andenken bewahrt bleiben. Gedenksteine an Zwangsarbeiter, Opfer des Zweiten Weltkrieges und die Erinnerung an die Verbrechen in diesem Zusammenhang gibt es seit fast 70 Jahren bereits genügend. Die heutigen Generationen dürfen zwar diese Zeit nicht wegwischen, dennoch weiß ein jeder, der diese Zeit miterlebt hat oder von Eltern und Großeltern darüber erzählt bekam, dass alle sich arrangiert und angepasst haben. Auch wenn in der Zeit des Krieges Zwangsarbeit geleistet wurde, die im Übrigen auch von vielen unserer Vorfahren in anderen Ländern nach Kriegsgefangenschaft oder Verschleppung zu leisten war, kann dies dem Wirken von Hermann Röchling nicht den Glanz nehmen.

Jürgen Schneider, Völklingen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort