"Sehe, was echte Freunde wert sind"Das Trikot von Arjen Robben, die Spielführerbinde von Mark van Bommel

Theley. Der jähe Schlaganfall hat Hermann Schumbera, 60, nicht ins Abseits gedrängt. Auch sportlich nicht. Wandern mit guten Freunden steht auf dem Programm. Auf der Tribüne im Schaumbergstadion macht er sich regelmäßig ein Bild von der aktuellen VfB-Spielqualität. Beim Pokalspiel gegen den Fußball-Drittligisten 1

 In seinem "Museum" schaut Bayern-Fan Hermann Schumbera regelmäßig nach dem Rechten. Prunkstück ist neben den Fotos aus der Zeit beim VfB auch ein Trikot von Arjen Robben.Foto: wb

In seinem "Museum" schaut Bayern-Fan Hermann Schumbera regelmäßig nach dem Rechten. Prunkstück ist neben den Fotos aus der Zeit beim VfB auch ein Trikot von Arjen Robben.Foto: wb

Theley. Der jähe Schlaganfall hat Hermann Schumbera, 60, nicht ins Abseits gedrängt. Auch sportlich nicht. Wandern mit guten Freunden steht auf dem Programm. Auf der Tribüne im Schaumbergstadion macht er sich regelmäßig ein Bild von der aktuellen VfB-Spielqualität. Beim Pokalspiel gegen den Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken konnte das 0:8-Resultat seine gute Laune nicht empfindlich stören. Schumbera: "Mit Hilfe meiner Frau und meiner Freunde habe ich nach der Erkrankung wieder Mut gefasst. Ich fühle mich psychisch gefestigt. Ich sehe, was echte Freunde wirklich wert sind."In Schumberas Haus in der Mozartstraße 14 in Theley ist ständiges Kommen und Gehen angesagt. "Meine Nachbarschaft ist phänomenal. Die pflegen mir den Garten, schneiden uns die Sträucher", erzählt Schumbera. Gottfried Peter, sein einstiger Mannschaftskamerad, heute Trainer der zweiten VfB-Mannschaft mit Schumbera-Sohn Rene als Spieler, wohnt nicht weit entfernt: "Er mäht regelmäßig unseren Rasen. Und auch Rüdiger Gratz ist sehr besorgt um mich." Die einstigen Mitstreiter im Schaumbergstadion, Arno und Bernd Wilhelm, holen Schumbera mit dem Auto an seinem Haus ab und fahren ihn zum jeweiligen Spielort. Filius Pierre kickt in Tholey.

Trotz der Behinderung gibt sich der Patient nervenstark. Täglich in der Mittagspause bewegt er sich auf die andere Straßenseite, lässt sich in der Wartestation der zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis von Dr. Peter Besch und dessen Tochter Dr. Natalie Heib im Ruhesessel nieder. Der Chef und sein Personal kommen hinzu. Es wird munter geplaudert. Der Gang über die Straße zu den Nachbarn und nach einer halben Stunde zurück, sagt Hermann Schumbera "ist für mich eine ideale Geh-Übung und bedeutet mir zum anderen viel für meine Psyche". Dann sagt er: "Ich bin froh, dass ich noch lebe. Der Professor Grothemeyer aus Winterbach hat mich gerettet."

Innere Stärke vermittelt ihm auch Ehefrau Gertrud. Bäckermeister Schumbera kann seinen Betrieb in Illingen nicht weiter zu führen. Das tut mit viel Intensität seine Gattin. Auch die gute Familien-Freundin Ursel Spaniol aus Eppelborn "kommt unaufgefordert nach Theley und unterstützt uns bei jeder Gelegenheit". Solidarität also auf der ganzen Linie. "Auch fast alle früheren Mitspieler sind um mich besorgt", sagt Schumbera. Dann: "Aber von einigen Ex-Kameraden bin ich auch enttäuscht."

Den ehemaligen VfB-Präsidenten Theo Wilhelm, zurzeit erkrankt, besucht Schumbera dagegen oft: "Ich wandere zum Theo am Stock, übe dabei das Gehen und Laufen." Die heimliche Hoffnung: "Vielleicht klappt es in einem halben Jahr ganz ohne Rollstuhl." Theo Wilhelm sei sein "Ziehvater" gewesen, sagt er und fügt noch einen wichtigen Mann in seinem Fußballer-Dasein an: "Trainer Herbert Binkert hat mich geprägt."

Und aus der Trainerriege nennt er weitere Namen. Zum Beispiel Ex-Coach Gerhard Schwartzkopf, der sich beim FCS-Pokalspiel im Schaumbergstadion so erinnerte: "Ich habe Hermann Schumbera 1960 zu den Aktiven geholt. Theley hatte Torhüter-Probleme, und ich versuchte es mit dem Feldspieler Schumbera. Das war ein großer Erfolg; der Hermann spielte überall gut, wo man ihn auch hinstellte. Man konnte ihn auf allen Positionen brauchen."

Theley. Das Haus Mozartstraße 14 in Theley ist auch ein Museum. Ein Fußball-Museum mit vielen schönen Exponaten. Vieles erinnert an die Glanzzeiten des VfB Theley: Mannschaftsfotos, Urkunden, Pokale, Zeitungsausschnitte. Klubgeschichte im allerbesten Sinne. Hermann Schumbera im Torhüter-Pulli und in den Trikots nahezu aller Feldpositionen. Unter der Regie der saarländischen Verbandstrainer Jupp Derwall, Philipp Becker, Herbert Martin und Walter Paulus hat er etliche Dutzend Auswahlspiele bestritten. Manche auch im Tor. Der 1:0-Sensationssieg der Theleyer am 1. Mai 1974 im Stadion Ludwigspark gegen den auf den Meistertitel hoffenden 1. FC Saarbrücken ist museal auch ausführlich dokumentiert.

Der Hausherr hat Ordnung in seinem Museum. Ein Griff, und schon hält Hermann Schumbera das Trikot von Bayern-Star Arjen Robben in der Hand. Der nächste Griff, und er zeigt die Kapitänsbinde von Mark van Bommel vor. Hermann Schumbera ist auch Rekordspieler beim FC Union Saar, für den er mehr als 200 Spiele bestritten hat und bei dem Ministerpräsident Peter Müller Ehrenspielführer war. Schumbera ist stellvertretender Kapitän.

Die intensiven Kontakte zum Münchner Renommierklub werden weiter gepflegt. Harald Meyer ist Stadionchef in München und Manager der Alten Herren der Bayern. Die war zweimal im Kreis St. Wendel zu Gast und einmal in München auf dem Vereinsgelände Gegner des FC Union. Ergebnisse: Zwei Unentschieden, ein Union-Sieg. Mit herzlicher Post und persönlichen Einladungen pflegt der FC Bayern den Kontakt zum maladen Spieler Schumbera. Das ist ein Extrabonus für seine lädierte Psyche. Ebenso das Bemühen von Union-Trainer Willi Zeyer aus St. Wendel. "Der Willi ist ein Supertyp; er hat unsere Truppe immer gut zusammengehalten und kümmert sich auch gut um mich", sagt Schumbera. wb

"Der Hermann spielte überall gut, wo man ihn auch hinstellte."

Ex-Trainer Gerhard Schwartzkopf über

Hermann Schumbera

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