Ausländische Erstklässler Sechs Millionen für besseres Deutsch bei Grundschülern

Saarbrücken · Sollen ausländische Kinder, die schlecht Deutsch sprechen, gar nicht erst eingeschult werden? Mit seiner Forderung nach Sprachtests und Vorschulklassen hat der Berliner CDU-Fraktions-Vize Carsten Linnemann dieser Tage  viel Wirbel verursacht (die SZ berichtete).

Im Saarland förderte die Debatte die Parteien übergreifende  Erkenntnis zu Tage, dass es um die Sprachförderung an Kitas und Grundschulen („Früh Deutsch lernen“) strukturell gut bestellt ist, personell jedoch nachgebessert werden sollte. Wie das Bildungsministerium auf SZ-Nachfrage mitteilt, werden 2019/2020 jeweils sechs Millionen Euro für Sprachfördermaßnahmen an allen Schulen aufgewandt, rund die Hälfte davon fließt in Grundschulen. Eingesetzt sind insgesamt 300 Sprachförderlehrer. Diese sind bereits in den Kindergärten unterwegs und empfehlen den Eltern die sogenannten Vorkurse, die ein halbes Jahr vor der Einschulung beginnen. Verpflichtend sind diese Empfehlungen nicht, sie beruhen auf Sprachstandsbeobachtungen. „Dadurch erreichen wir alle Kinder bereits vor ihrer Einschulung“, heißt es von Ministeriumsseite. Wie viele Grundschüler an den Maßnahmen teilnehmen, wurde nicht mitgeteilt. Im „Sprachenkonzept Saarland 2019“ steht, dass 2016/2017 insgesamt 15,12 Prozent der Grundschüler eine andere als die deutsche Nationalität besaßen. Wobei die Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund weit höher ist. Bundesweit lag der Anteil 2016 etwa doppelt so hoch, bei 32,5 Prozent (Mikrozensus). Das Bildungsministerium rechnet damit, dass die Zahl der Grundschüler bis 2023/24 auf 32 458 ansteigen wird, das sind 8,5 Prozent mehr als 2015/16. Die Zahl der Erstklässler soll im gleichen Zeitraum sogar um 14 Prozent auf 8516 anwachsen. Mutmaßlich dürfte damit auch die Zahl der förderbedürftigen Kinder steigen.

Die Landeselterninitiative für Bildung hält dazu fest, „dass die schulische Förderung der Kinder mit und ohne Migrationshintergrund umso schwieriger wird, je höher der Anteil von Kindern mit geringer Kompetenz in der deutschen Sprache ist“. Der Deutsche Philologenverband hatte im Zuge der Linnemann-Debatte ausgeführt, dass ein Migrationsanteil ab 30 bis 40 Prozent oft mit einem Sinken des Leistungsniveaus einhergehe. Die Landeselterninitiative hält gleichwohl das gemeinsame Lernen für die beste Lösung. Die Grundschule sei die einzige staatliche Institution, die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft „obligatorisch unter einer gemeinsamen Aufgabe zusammenführt“: Es gehe darum, „eine wertschätzende, interkulturelle Schulgemeinschaft mit gleichen Bildungschancen für alle Kinder zu gestalten“, so der Vorsitzende der Initiative Bernhard Strube zur SZ.

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