Empörung über „Saarbrooklyn“ Neue Vorwürfe gegen Spiegel TV wegen Saarbrücken-Film

Saarbrücken · Saarbrückens Oberbürgermeisterin Britz hat die Aufsichtsbehörde wegen des Spiegel-TV-Films „Saarbrooklyn“ eingeschaltet.

 Die Folsterhöhe in Saarbrücken.

Die Folsterhöhe in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

Die Stadt Saarbrücken hat jetzt Programmbeschwerde bei der zuständigen Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein gegen den Spiegel-TV-Beitrag „Saarbrooklyn – Der Randbezirk der Gesellschaft“ eingelegt. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) weist in einem Schreiben an die Medienaufsicht darauf hin, dass journalistische Beiträge laut Bundesverfassungsgericht „ausgewogen und sachlich“ sein müssten. „Zur Darstellung von Halbwahrheiten, einseitiger und verzerrter Berichterstattung“ seien die Medien nicht berechtigt. Auch gehöre zu „einer Berichterstattung über Missstände“ in der Stadt die Gelegenheit zur „Äußerung und Bewertung“ durch die Verwaltung. Dies sei unterlassen worden. Der Fernsehbeitrag zeigt fast eine halbe Stunde lang Teile der Landeshauptstadt als Ghetto-City, in der vorwiegend arme Kinder, Hartz-IV-Empfänger, Junkies und Rechtsaußen-Wähler leben. Dies löste bei Politik und Bürgern eine Welle der Empörung aus.

Auch von anderer Stelle werden Vorwürfe gegen Spiegel TV laut. Der frühere Saarbrücker Polizeichef Peter Becker, heute Geschäftsführer des Drogenhilfezentrums Saarbrücken, fühlt sich „außen vor gelassen“. Zum Drogenhilfezentrum habe das TV-Team keinen Kontakt gesucht. Aus seiner Sicht provoziert der Film Missverständnisse. So sagt einer der gezeigten Abhängigen, er habe seinen Stoff „am Drogenzentrum“ bekommen. Doch „hier bekommt man natürlich keine Drogen“, sagt Becker: „Das wäre eine Straftat.“ Möglich sei aber, dass Drogen im Umfeld des Zentrums besorgt wurden.

Darüber hinaus wirft Becker dem Film-Team einen „überaus verantwortungslosen Umgang“ mit Drogenabhängigen vor. Ein Süchtiger habe nach dem Dreh geschildert, dass er für das Spritzen vor der Kamera von Spiegel-TV-Mitarbeitern 20 Euro erhalten und sogar noch mehr Geld versprochen bekommen habe, sagt Becker.

 Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD)

Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD)

Foto: Robby Lorenz, Becker&Bredel

Im Beitrag ist zu sehen, wie sich der Betroffene eine Dosis spritzt. Becker bezeichnet diese Dosis als „grenzwertig“ und beklagt, dass das Kamerateam den Abhängigen danach allein gelassen habe. „Nach seinem Konsum ist er im Grunde genommen zusammengebrochen“, sagt Becker. Das TV-Team sei weggegangen – ohne gesundheitliche Hilfe zu leisten und das weitere versprochene Geld zu zahlen. Spiegel TV hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.

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