„Schwere Managementfehler“

Völklingen · Denise Baldauf, FDP-Fraktionschefin im Völklinger Rat, erhebt schwere Vorwürfe gegen Oberbürgermeister Lorig. Der, sagt sie, habe dem Rat bisher verschwiegen, wie teuer die Sanierung des Neuen Rathauses wird.

 Imposant, aber marode: Das Neue Rathaus Völklingen. Foto: Jenal

Imposant, aber marode: Das Neue Rathaus Völklingen. Foto: Jenal

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Die Pläne für ein Völklinger City-Center mit zwei Einkaufsetagen sind Geschichte. Der Investor will jetzt viel kleiner bauen. Aus den Reihen des Völklinger Stadtrats, der das "City-Center light" jüngst vorgestellt bekam, war Enttäuschung zu vernehmen. Und große Skepsis gegenüber einer Idee, die Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) in diesem Zusammenhang präsentierte: Die Stadt könne einen Teil ihrer Verwaltung verlegen ins noch zu errichtende Center-Gebäude und dafür die oberen Etagen des - stark sanierungsbedürftigen - Neuen Rathauses zusperren (wir haben bereits berichtet).

Die FDP-Stadtratsfraktion hat noch einmal nachgedacht und nachgerechnet. Nun wirft Fraktionschefin Denise Baldauf OB Lorig "schwere Managementfehler" vor. Lorig, sagt sie, habe dem Rat bislang verschwiegen, wie viel die Sanierung des Neuen Rathauses koste. Zuvor sei stets von rund einer Million Euro pro Etage die Rede gewesen. Jetzt aber sei ein Betrag von "mehreren zehn Millionen Euro" genannt worden. Erstmals. Und dabei, ergänzte Baldauf auf SZ-Nachfrage, habe es auch noch geheißen, diese Summe gelte nur dann, wenn man die beiden obersten Geschosse des Rathausturms komplett aufgebe. "Mehrere zehn Millionen Euro", was bedeutet das? Denise Baldauf mag die Summe nicht genau beziffern, "die Sitzung war nichtöffentlich". Sie nennt nur einen ungefähren Rahmen: "zwischen 20 und 50 Millionen".

Den enormen "Sanierungsstau", kritisiert sie, hätte Lorig viel früher offenlegen müssen. Auf jeden Fall vor Beginn der Erdgeschoss-Sanierung (dort wird seit 2012 gearbeitet, unter anderem im Sitzungssaal, Kosten rund 1,9 Millionen Euro). Der Gesamt-Aufwand fürs Neue Rathaus hätte zwangsläufig die Frage aufgeworfen, ob nicht ein Neubau besser, günstiger sei als die Sanierung. Diese Gegenüberstellung habe Lorig unterlassen - ein "nicht zu entschuldigender Managementfehler". Und das Geld für den "luxuriösen" neuen Ratssaal hätte man sparen können, meint Baldauf: Für Rat und Verwaltung sei es "keineswegs unzumutbar", weiter in der Kulturhalle Wehrden zu tagen. Die Sicherheit der Stadt-Mitarbeiter - bei der Rathaus-Sanierung geht es unter anderem um den Brandschutz - sei viel wichtiger.

Es sei zudem ein "Irrglaube", sagt Baldauf, dass die Stadt spare, wenn sie Teile des Rathauses aufgebe und mit der Verwaltung ins City-Center ziehe. Denn das koste ja Miete - nach Baldaufs Schätzung rund eine Million Euro jährlich, eine Ausgabe "ohne Gegenwert". Würde hingegen der gleiche Betrag ins neue Rathaus und dessen Sanierung investiert, "könnte die Stadt nach spätestens 30 Jahren über ein gut erhaltenes und attraktives Rathaus in eigenem Eigentum verfügen".

Ist es technisch überhaupt möglich, das Rathaus teilweise stillzulegen?, fragt Baldauf weiter. Was kostet dann die Unterhaltung des Baus? Bisher, sagt sie, habe der Rat zu alledem keine Zahlen vorliegen. Und völlig inakzeptabel findet sie, dass ein Teil des City-Centers nur gebaut werden soll, "um die Stadtverwaltung aufzunehmen".

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HintergrundDie City-Center-Pläne für die Völklinger Innenstadt haben eine Debatte über die Zukunft des Neuen Rathauses ausgelöst. Der Investor will das Einkaufszentrum nicht mehr nach dem ursprünglichen Konzept errichten, für das es bereits eine Baugenehmigung gibt, sondern viel kleiner. Einen Querbau will er nur unter der Bedingung in Angriff nehmen, dass die Stadt sich später dort einmietet. Diesen Vorschlag hat Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) jüngst dem Stadtrat präsentiert. Wenn die Stadt ihre Verwaltung verlagere ins noch zu errichtende Center-Gebäude, so Lorig, könne sie sich die teure Sanierung des Neuen Rathauses sparen. Das würde allerdings bedeuten, den Rathaus-Bau wenigstens teilweise aufzugeben. dd

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