"Schwächelnde" Stadtteile stärken

Völklingen. Völklingen wird noch in diesem Jahr unter die 40000-Einwohner-Marke sinken. Und es wird noch weit schlimmer kommen, wenn die Vorhersagen in einem städtebaulichen Entwicklungsgutachten zutreffen, das der Stadtrat bei der Kaiserslauterer Forschungs- und Informationsgesellschaft für Fach- und Rechtsfragen (abgekürzt FIRU) bestellt hatte

Völklingen. Völklingen wird noch in diesem Jahr unter die 40000-Einwohner-Marke sinken. Und es wird noch weit schlimmer kommen, wenn die Vorhersagen in einem städtebaulichen Entwicklungsgutachten zutreffen, das der Stadtrat bei der Kaiserslauterer Forschungs- und Informationsgesellschaft für Fach- und Rechtsfragen (abgekürzt FIRU) bestellt hatte. Demnach wird die Bevölkerung in der Gesamtstadt bis zum Jahr 2020 auf rund 37000 abnehmen (siehe auch "Hintergrund").

"Völklingen wird kleiner, älter und kulturell bunter", kennzeichnet Gerhard Scherschel (Foto: bub), Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat, den Einwohnertrend. Wesentliche Aufgabe der Politik sei es, hierauf rechtzeitig zu reagieren, so zum Beispiel schwächelnde Stadtteile zu stärken.

Zum Beispiel Luisenthal: Dort wurde der Kindergarten am Ort gerettet, auch wenn die Grundschule nicht mehr zu halten war. Die Schul-Standorte Fürstenhausen, Lauterbach und Hermann-Röchling-Höhe überlebten dank geschickter Konzepte die Strukturreform im Saarland. Der Fußballverein auf der Röchling-Höhe kann bald dank eines neuen Kunstrasenplatzes hoffnungsfroh in die Zukunft blicken. Fürs bergbaugebeutelte Fürstenhausen wird ein Wiederaufbauprogramm aufgelegt. Wobei Scherschel zugesteht, dass man beim kleinsten Stadtteil Fenne "erst in den Anfängen" stecke.

Völklingen müsse sich insgesamt als kinder- und familienfreundlich profilieren, um neue Einwohner anzuziehen, betont Scherschel. Dazu gehörten auch die so genannten "weichen" Faktoren, Investitionen ins Veranstaltungsprogramm, die Naherholung und die Bildung. Die Entscheidung über jedes neue Projekt müsse aber auch vom sogenannten Demografie-Tüv begleitet werden - der Frage nach dem Nutzen und den Folgekosten über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren.

Die Frage stellte sich bereits in Lauterbach. Dort werden nun der Kindergarten und auch ein Backhaus in das ansonsten zu groß gewordene Grundschul-Gebäude eingebaut. Das bisherige Kindergarten-Gebäude kann verkauft werden. Es sei Aufgabe der Stadtverwaltung, "massiv" eine Zusammenarbeit von Vereinen in den Stadtteilen anzuregen mit dem Ziel, "dann die zu belohnen, die Einrichtungen gemeinsam nutzen". Verstärkt werden muss aus Sicht Scherschels auch die Zusammenarbeit zwischen den Städten und Gemeinden. Das Völklinger Bad müsse als "Bad für die ganze Region" ins Blickfeld gerückt werden.

Großrosseln und auch Püttlingen könnten von der gut funktionierenden Völklinger Volkshochschule profitieren. Andererseits sei in Völklingen eine Filiale der Püttlinger Musikschule denkbar. Für Nachbargemeinden könne es attraktiv sein, sich dem Entsorgungszweckverband Völklingen anzuschließen. Denn hier blieben die Gebühren in den nächsten zwei, drei Jahren mit Sicherheit stabil. Während nun beim Entsorgungsverband Saar "der große Sprung nach oben" anstehe.

Hintergrund

Für die Stadtteile sagte die FIRU (Stand Ende 2006) folgende Entwicklung voraus: Fenne schrumpft bis zum Jahr 2020 von 929 auf 836 Einwohner (minus 10,1 Prozent). Fürstenhausen nimmt ab von 2193 auf 2006 Einwohner (minus 8,5 Prozent). Geislauterns Einwohnerzahl sinkt von 3070 auf 2749 (minus 10,5 Prozent). Der Heidstock sackt von 4606 auf 4192 Einwohner (minus 9,0 Prozent) ab. Die Hermann-Röchling-Höhe verzeichnet statt 1449 nur noch 1321 Einwohner (minus 8,8 Prozent). Lauterbach schrumpft von 2681 Einwohnern auf 2398 (minus 9,9 Prozent). Ludweiler, 6219 Einwohner, landet bei 5677 (minus 8,7 Prozent). Luisenthal nimmt ab von 1736 auf 1581 Einwohner (minus 8,9 Prozent). Wehrdens Einwohnerzahl verringert sich von 6431 auf 4935 (minus 9,1 Prozent). Die Innenstadt wird 2020 nur noch 11324 Einwohner statt 12474 zählen (minus 9,2 Prozent). er

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