Neben Mathe und Deutsch lernen Kinder auch saarländische Identität Wie Schule im Saarland funktioniert – vor 100 Jahren und heute

Saarbrücken · Wenn am Montag für viele Kinder die Schulzeit beginnt, wird vieles anders sein als vor 100 Jahren. Doch eines bleibt: Die Schule sorgt für eine saarländische Identität.

 Dieses Bild wurde vermutlich vor der Turmschule in Dudweiler aufgenommen. Es stammt aus dem Jahre 1919, also kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die Schüler kamen im Sommer barfuß zum Unterricht – auch um Leder zu sparen.

Dieses Bild wurde vermutlich vor der Turmschule in Dudweiler aufgenommen. Es stammt aus dem Jahre 1919, also kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die Schüler kamen im Sommer barfuß zum Unterricht – auch um Leder zu sparen.

Foto: Landesarchiv des Saarlandes

Keine Schuhe, keine Schultasche, keine Schultüte, sie ist vor 100 Jahren eh ein „Statussymbol“, wie Professor Horst Schiffler erklärt, lediglich die Kinder aus „dem bürgerlichen, städtischen Milieu“ tragen sie zur Einschulung zu den Volksschulen des Saargebietes. So heißt der Landstrich hier drei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Die Saarbrücker sind keine Preußen mehr, die Homburger keine Bayern mehr, und die St. Wendler keine Sachsen-Coburger mehr. Sie sind nun Bewohner eines politischen Gebildes, dem der Versailler Vertrag die Grenzen gibt, die den heutigen des Saarlandes ähneln. Ein Landstrich, der ab Januar 1920 15 Jahre unter der Verwaltung des Völkerbundes stehen soll, der die Ausbeutung seiner Gruben als Reparationszahlung durch die Franzosen zulässt. 1912 Quadratkilometer, 770 000 Einwohner: Was sicher von diesen 15 Jahren bleibt, ist der Saarländer. Er findet damals zu seiner Identität – laut Schiffler auch in den Schulen des Saargebietes. „Meine Studien kommen zu dem Ergebnis, dass in den Schulen zumindest unbewusst eine Identitätsbildung des Saarländers mit bewirkt worden ist.“