Schüler tauschen Schulbank gegen Kinosessel

Homburg · Plastikmüll und seine Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind die Themen des Dokumentarfilms „Plastic Planet“, der gestern zur Eröffnung der Schulkinowoche im Homburger Kino Eden gezeigt wurde.

Plastik ist überall. Nahrungsmittel werden in Kunststoffe verpackt, tausende Gegenstände des täglichen Gebrauchs werden aus Polymerverbindungen hergestellt. Aber Plastik und Plastikmüll gelangen auch in die Umwelt, verseuchen die Meere und landen im menschlichen Körper.

"Plastik schadet Tieren und Menschen", das ist die Hauptaussage des Dokumentarfilms "Plastic Planet", der gestern zum Auftakt der saarländischen Schulkinowoche - ein Projekt der Gesellschaft Vision Kino und der Landeszentrale für politische Bildung - im Eden Kino in Homburg gezeigt wurde. Etwa 40 Schüler von Homburger Gymnasien tauschten an diesem Morgen die Schulbank mit dem Kinosessel und lernten so mehr über die Gefahren der Herstellung und Nutzung von Plastik. Der Film ist Teil des Sonderprogramms "Müll: global-lokal", das der Verein Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) angestoßen hatte. Ziel des Programms: "Wir möchten bei den Jugendlichen ein Bewusstsein für das Thema Müll schaffen, sie zum Thema aufklären und sie anregen, sich mit Fragen der Entsorgung und des Recyclings zu befassen", erklärt Olga Dragunowa vom Verein NES.

Nach dem Film hatten Schüler und Lehrer die Chance, gemeinsam mit dem Europaabgeordneten und ehemaligen saarländischen Umweltminister Jo Leinen (SPD) und Klaus Kirsch vom Naturschutzbund (Nabu) über die Dokumentation und die Plastik-Problematik zu diskutieren. Leinen stellte die Pläne der EU zur Vermeidung von Plastikmüll vor. "Im Europaparlament steht am Mittwoch eine Richtlinie zur Debatte, die den Verbrauch von Plastiktüten einschränken soll", sagte der Europapolitiker. "Wenn es nach den Wünschen des Parlaments geht, wollen wir eine 75-prozentige Sammelquote auf Plastikmüll, eine Gebühr auf Plastiktüten in Geschäften und die Forschung in Sachen Kunststoffe aus Biomasse verstärken", sagte Leinen und rief dazu auf, beim Einkauf auf Plastik zu achten. "Wenn alle mit den Produkten zufrieden sind und es aus der Bevölkerung keinen Druck hin zu anderen Materialien gibt, wird sich wenig ändern", ist Leinen überzeugt. Klaus Kirsch von Merziger Ortsverein des Nabu stellte die Aktion "Meere ohne Plastik" vor. Vor Geschäften und Supermärkten verteilen die Merziger Naturschützer Baumwolltaschen, um auf die problematischen Plastiktüten hinzuweisen.

Bei Schülern und Lehrern kam der lehrreiche und zudem ermäßigte - der Eintritt kostete nur 3,50 Euro - Kinobesuch gleichermaßen gut an. "Es war eine sehr interessante und anschauliche Art, sich mit einem Thema zu befassen", sagte Philipp Jung aus der zwölften Klasse des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums. "Sich einen Film anzuschauen ist besser, als sich einen langen Text durchzulesen. Ich behalte den Stoff so besser im Kopf", ist Seda Kaya, ebenfalls zwölfte Klasse des Saarpfalz-Gymnasiums, überzeugt. Die Schülerin glaubt aber nicht, dass sich ihr Alltag und ihr Kaufverhalten nach der Schulkinowoche ändern wird: "Wir achten zuhause auf Mülltrennung und Müllvermeidung, aber beim Einkaufen Plastikverpackungen weg zu lassen wird schwer." Lisa Brödel von der selben Schule hat der Film und der Unterricht im Kinosaal gut gefallen. "Müll und Recycling war Thema in unserem Spanisch-Unterricht, daher haben wir uns schon viel damit befasst." Auch sie findet es sehr schwierig, Plastikmüll im Alltag zu vermeiden. In den Schulen wir das Thema der Schulkinowoche auch vor- und nachbereitet.

"Uns wurde viel Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt", erzählt Eva Rischmann, Biologie- und Erdkundelehrerin am Saarpfalz-Gymnasium. Jetzt will die Lehrerin mit ihren Schülern das Gesehene im Unterricht noch vertiefen und die Schüler dazu anhalten, auf den eigenen Konsum zu achten.

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