Schüler bringen Farbe in Favela

Saarlouis · Zwei Tage ihres Austausch-Besuches von Rio de Janeiro haben Schüler des Saarlouiser Stadtgarten-Gymnasiums in einem Elendsviertel, der Favela Santa Marta, verbracht: Sie strichen dort zwei Häuser an.

 Pause: Die Saarlouiser Jugendlichen erhielten bei ihrem Streich-Projekt buchstäblich Einblicke in eine Favela. Foto: Christian Lanyi

Pause: Die Saarlouiser Jugendlichen erhielten bei ihrem Streich-Projekt buchstäblich Einblicke in eine Favela. Foto: Christian Lanyi

Foto: Christian Lanyi

Rot, weiß und blau leuchten jetzt zwei Häuser mehr in einem von Rios Elendsquartieren, in der Favela Santa Marta. Die Häuser waren verputzt worden. Dann tünchten sie 14- bis 16-jährige Schülerinnen und Schüler des Stadtgarten-Gymnasiums Saarlouis (SGS) mit gespendeter Farbe. Es sei eine der "besseren Favelas" in Rio gewesen, berichtet Charlene Schmitt gestern. Schlichte Steinhäuser, selbst gebaut, verwinkelt, am Hang hinauf buchstäblich aufeinandergetürmt. "Uns fiel auf, dass sich die Bewohner um alles kümmern, aber nur, solange es in ihren eigenen vier Wänden ist. Das betrachten sie als Eigentum, aber nicht, was drumherum ist." Dreckig sei es draußen, Straßen gebe es nicht, und oft stinke es.

Es war der zweite Gegenbesuch von Schülern des Stadtgarten-Gymnasiums Saarlouis bei der Deutschen Schule in Rio de Janeiro in Brasilien. Das Favela-Projekt beanspruchte zwei Tage.

Santa Marta ist eine "befriedete Favela in Rio", berichtet Lehrer Christian Lanyi. Der Staat vertreibe die Drogenmafia aus den Favelas und versuche, die Verhältnisse zu verbessern. Ein Farb-Programm für Häuser von Santa Marta gehöre dazu. Die Stadt wolle ein besseres Bild abgeben zu den Olympischen Spielen 2016 und zur Fußball-WM 2015 in Brasilien. Lanyi hat bis 2010 an der Deutschen Schule in Rio unterrichtet und kennt sich aus.

Die SGSler wunderte, dass "jeder in Santa Marta große Flachbildfernseher und Smartphones" zu haben scheine. Erklärung: "Es gibt kostenloses WLAN vom Staat als Verbesserung der Infrastruktur. Das ist viel einfacher, als das Rohrnetz für Wasser und Abwasser zu verbessern", sagen Aline Rankes und Charlene Schmitt mit kritischem Blick auf die Nachhaltigkeit. Und "man kriegt dort alles auf kleine Raten. Alles auf Pump", erzählt Claudius Grossmann. Die Realität aber zeige sich auf Hausdächern. "Da fangen sie Regenwasser in blauen Tonnen auf, denn aus den Leitungen, wenn es überhaupt welche gibt, kommt nicht immer welches."

Zufällig trafen die 14- bis 16-Jährigen den Saarlouiser Aktionskünstler Mike Mathes in Rio. Der malte in Santa Marta gerade eines seiner riesigen Augen, die für Toleranz und Wachsamkeit stehen, und die sie schon aus Saarlouis kennen. "Wir konnten das Auge in der Favela oben am Berg unten in der Deutschen Schule sehen, in einer reichen Gegend." Mathes zu seiner Aktion: "Es ist eine Brücke der Kommunikation zwischen den so unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft in Rio."

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