Umwelterziehung im Saarland Schüler bauen Saarlands größte Sitzbank

Friedrichsthal · Sie fanden ihren Schulhof zu eintönig. Darum haben Schüler der Montessori Gemeinschaftsschule Saar die größte Sitzbank des Saarlandes gebaut.

So ist die XXL-Bank entstanden
12 Bilder

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Sie ist sieben Meter breit, vier Meter hoch, zwei Meter tief und könnte einem Riesen locker als Rastplatz dienen: Auf dem Schulhof der Montessori Gemeinschaftsschule Saar in Friedrichsthal steht seit ein paar Tagen die wohl größte Sitzbank des Saarlandes. Allein sieben Kubikmeter Holz, 40 Säcke Zement, 500 Schrauben, zwölf Kubikmeter Schotter, 35 Kubikmeter Holz-Hackschnitzel und sechs jeweils 35 Kilo schwere Balkenfüße wurden verbaut. „Wir wollen die Bank als Spielgerät nutzen. Wir können darauf herumkrabbeln, herunterspringen, uns drauf setzen oder hinlegen“, erklärt Montessori-Schüler Tom Belser (13) aus Saarlouis.

Das Besondere an der Bank ist aber nicht nur ihr XXL-Format, sondern auch die Tatsache, dass Tom und einige seiner Mitschüler sie selbst gebaut haben, weil sie ihren Schulhof aufpeppen wollten. „Wir haben seit vergangenem Sommer bei Wind und Wetter immer freitags daran gearbeitet, das war manchmal schon eine harte körperliche Erfahrung. Mal in der sengenden Hitze, mal im Schnee. Wir haben dabei viel gelernt und nebenbei noch was Gutes für die Schule getan“, sagt Schüler Sinclair Bond (13).

 Die Macher der Riesenbank: Acht Schüler der Montessori Gemeinschaftsschule Saar in Friedrichsthal haben die XXL-Bank mit Unterstützung von Saarforst-Mitarbeitern und Mitschülern gebaut: Elias Müller (von links), Paul Hitzler, Simon Klein, Arnau Gutierrez Garcia, Lowis Becher, Louis Maicher und Sinclair Bond. Tom Belser fehlt auf dem Foto.

Die Macher der Riesenbank: Acht Schüler der Montessori Gemeinschaftsschule Saar in Friedrichsthal haben die XXL-Bank mit Unterstützung von Saarforst-Mitarbeitern und Mitschülern gebaut: Elias Müller (von links), Paul Hitzler, Simon Klein, Arnau Gutierrez Garcia, Lowis Becher, Louis Maicher und Sinclair Bond. Tom Belser fehlt auf dem Foto.

Foto: Moreno/Marschall

Praktisches Arbeiten spielt an der Montessori Gemeinschaftsschule in Friedrichsthal, die 260 Schüler von Klassenstufe fünf bis 13 besuchen, eine große Rolle. „Hilf mir, es selbst zu tun“ war ein Leitsatz der italienischen Wissenschaftlerin und Pädagogin Maria Montessori.

Die Materialkosten für die Bank trägt die Schule. Mitarbeiter des Saarforstes unterstützten die Kinder beim Bau des überdimensionalen Spielgerätes. Das saarländische Umweltministerium stellt 7000 Euro aus Mitteln der Umweltbildung zur Verfügung – auch dank des Engagements von Buchautor und Förster Bodo Marschall, dessen Töchter ebenfalls die Montessori-Schule besuchen.

Marschall hatte die Idee für die XXL-Bank, hat sie gemeinsam mit seiner Frau in Absprache mit der Schule entworfen und einen Förderantrag gestellt. Er ist seit 43 Jahren Förster und hat sich zum Ziel gesetzt, „am Beispiel des Waldes die Welt zu erklären“. Mit Projekten wie der XXL-Bank möchte er Kinder und Jugendliche für die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sensibilisieren. Und er möchte ihnen zeigen, dass sie Gestaltungskompetenz haben. „Nur mit Jammern darüber, dass der Schulhof langweilig ist, ändert sich nichts. Mir war wichtig, den Kindern zu zeigen, dass sie selbst anpacken können“, sagt Marschall.

Angepackt haben die Schüler der Montessori-Schule: Sie haben gemeinsam mit Bodo Marschall und den Saarforst-Mitarbeitern im Wald Bäume zum Fällen ausgesucht und markiert, die Baumstämme mit einem Schäleisen entrindet und mit einer Handsäge von Ästen befreit und vermessen. Dann haben sie die Baumstämme mit einem mobilen Sägewerk zu Kanthölzern verarbeitet und das Fundament vorbereitet, um die Bank aufbauen zu können.

„Teilweise mussten die Schüler natürlich auch mit Rückschlägen fertig werden. Aber eine Negativerfahrung ist auch eine wichtige Erfahrung“, erklärt Montessori-Lehrer Marcos Gutierrez Moreno. Etwa dann, wenn es regnet und das Wasser in den Fundamentlöchern steht und die Arbeit stockt. Oder wenn eine 400 PS-Maschine keine Holz-Hackschnitzel herstellen kann, weil der Waldboden einfach zu feucht und matschig ist. „Da muss man einfach durchhalten“, sagt Bodo Marschall – und weiter daran glauben, dass aus einer Idee etwas im wahrsten Sinne des Wortes Großes werden kann.

 Nachdem die Bäume für die Bank gefällt waren, entrindet Nick Müller die Stämme mit einem Schäleisen.

Nachdem die Bäume für die Bank gefällt waren, entrindet Nick Müller die Stämme mit einem Schäleisen.

Foto: Moreno/Marschall
 Elias Müller sorgt für den Feinschliff: Mit einer Schleifmaschine bearbeitet er das Holz. Er trägt eine Schutzbrille.

Elias Müller sorgt für den Feinschliff: Mit einer Schleifmaschine bearbeitet er das Holz. Er trägt eine Schutzbrille.

Foto: Moreno/Marschall
 Da sieht man schon, was es mal werden soll: Das Fundament steht, die sechs Füße sind gesetzt. Jetzt befestigen Schüler und Erwachsene gemeinsam die Bretter für die Sitzbank im richtigen Abstand. Präzisionsarbeit. Denn nur wenn alles richtig sitzt, nimmt der TÜV die Bank ab.

Da sieht man schon, was es mal werden soll: Das Fundament steht, die sechs Füße sind gesetzt. Jetzt befestigen Schüler und Erwachsene gemeinsam die Bretter für die Sitzbank im richtigen Abstand. Präzisionsarbeit. Denn nur wenn alles richtig sitzt, nimmt der TÜV die Bank ab.

Foto: Moreno/Marschall
 Förster Bodo Marschall hatte die Idee mit der Riesenbank.

Förster Bodo Marschall hatte die Idee mit der Riesenbank.

Foto: rup
 Montessori-Lehrer Marcos Gutierrez Moreno

Montessori-Lehrer Marcos Gutierrez Moreno

Foto: Moreno

Die Schule weiht die Bank an diesem Freitag, 11 Uhr, mit Umweltminister Reinhold Jost und Vertretern des Saarforsts und der Stadt Friedrichsthal ein. Wer die Bank sehen möchte, ist jederzeit willkommen: Im Grühlingswald 19, 66299 Friedrichsthal, Fotos auf saarbruecker-zeitung.de

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