Schreier: "Landesjägermeister schießt weit übers Ziel hinaus"

Saarbrücken. Der Landesjägermeister der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS), Andreas Schober, hat sich in einem offenen Brief an die saarländischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten gegen eine Verschärfung des Waffengesetzes ausgesprochen. Darin bezeichnet Schober die Debatte über ein Waffenzentralregister als "abstrus"

Saarbrücken. Der Landesjägermeister der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS), Andreas Schober, hat sich in einem offenen Brief an die saarländischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten gegen eine Verschärfung des Waffengesetzes ausgesprochen. Darin bezeichnet Schober die Debatte über ein Waffenzentralregister als "abstrus". Käme es zu Verschärfungen des Waffengesetzes, würden "Millionen von Staatsbürgern de facto in Sippenhaft genommen" und kollektiv für das "Versagen eines Einzelnen" bestraft. Eine zentrale Waffenlagerung bezeichnete Schober als "DDR-Methoden" und verglich die Amoktat von Winnenden mit dem Fall eines Jugendlichen, der mit einem Auto in eine Menge rasen würde und mehrere Menschen tötete. Danach würde auch niemand fordern, eine Aufbewahrung von Autos in Garagen zu kontrollieren. Schober sagte gestern der SZ, dass er viel Zustimmung von Jägern und Schützen für seinen Brief erhalten habe.

CDU-Fraktionschef Jürgen Schreier teilte dagegen mit, dass Schober "weit übers Ziel hinausgeschossen" sei. Die CDU-Fraktion hätte vom Landesjägermeister konstruktive Vorschläge zum verantwortungsvolleren Umgang mit Schusswaffen erwartet. Umweltminister Stefan Mörsdorf (CDU) nannte Schobers Äußerungen "nur peinlich und völlig daneben". Die Jägerschaft habe sich aus der ernsthaften Diskussion über das Waffenrecht verabschiedet, so Mörsdorf. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Stefan Pauluhn sagte, Schober habe sich im Ton vergriffen. Die SPD lasse sich von Lobbyisten nicht vorschreiben, wie eine Debatte zu führen sei. Grünen-Chef Hubert Ulrich sagte, dass Schober die Grenzen des guten Geschmacks weit überschritten habe. Die FDP forderte Sachlichkeit ein. bera

"Millionen Staatsbürger werden in Sippenhaft genommen"

Landesjägermeister, Andreas Schober

Meinung

Von den Opfern kein Sterbenswort

Von SZ-Redakteur

Dietmar Klostermann

Wild schlägt Landesjägermeister Schober um sich, so als sei er selbst getroffen. Schober sieht Millionen Jäger und Schützen kriminalisiert und in Sippenhaft, die Demokratie gar in Gefahr. Was am meisten an Schobers Brief erschreckt ist aber, dass er mit keinem Wort Mitgefühl zeigt für die Opfer des Amoklaufs von Winnenden. Eine seriöse Suche nach Wegen die verhindern, dass Amokläufer an Waffen kommen, ist mit Landesjägermeister Schober nicht vorstellbar.

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