Schock, lass nach

In vielen Texten bei uns ist die Rede davon, dass Fußball-Mannschaften beispielsweise durch ein frühes Gegentor geschockt wurden. Es ist ohnehin gerade auch ohne die berühmten Horror-Clowns eine ideale Zeit für Schocker. Die einen sind frühmorgens vom Wetter geschockt. Dann, wenn sie etwa bei Eiseskälte das Haus verlassen. Andere davon, dass sie am Mittwochmorgen beim Aufwachen auf ihr Handy schauen. Dort müssen sie dann lesen, dass ein von vielen für gefährlich gehaltener Narzisst mit psychopathischen Zügen jetzt mächtigster Mann der Welt wird. Manche erleben aber auch einen Schock, wenn ihr Lieblingsclub in der letzten Minute den Ausgleich kassiert. Was uns alle unterscheidet, ist die Art, wie wir damit umgehen. Die einen sind konsterniert und sprachlos. Andere müssen ganz viel reden, um das Erlebte zu verarbeiten. Wieder andere flüchten sich in Ironie, Sarkasmus und Galgenhumor. Manche schreien und fluchen auch gerne in solchen Situationen. Persönlich habe ich alle Arten irgendwie schon ausprobiert - aber keine Ideallösung gefunden. Als Fan versucht man sich gerne damit zu wappnen, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen. Dann kommt es oft besser, als man denkt. Oder man kann zumindest sagen: Ich hatte also Recht.

Übrigens: Rein medizinisch werden die Folgen einer extremen psychischen Belastung oder einer negativen Überraschung im Gegensatz zur Umgangssprache nicht als Schock bezeichnet, sondern als akute Belastungsreaktion. In diesem Sinne wünsche ich ein schockfreies Wochenende auf den Sportplätzen.

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