Schnapp-Gefahr im Weiher

St Ingbert/Rohrbach · Ein Exemplar aus der Familie der Alligatorschildkröten sorgt derzeit für Unruhe im Allgäu, wo ein Junge verletzt wurde. Aber auch im Wombacher Weiher lebt eine Schnappschildkröte, wie Angler wissen. Beim Baden in heimischen Gewässern ist also durchaus Vorsicht angebracht, denn diese Tiere sind gefährlich.

. Man traut seinen Augen kaum und schaut ein zweites Mal genauer hin. Tatsächlich tummeln sich in mehreren Gewässern der Region Schildkröten, die nicht dorthin gehören. Während die Europäische Sumpfschildkröte, die einzige heimische Wasserschildkröte, auf dem Rückmarsch ist, nehmen andere gepanzerte Artgenossen deren Platz ein. Waren es bisher Rotwangenschmuckschildkröten, die den Enten auf den Weihern die Show stahlen, so ist doch hin und wieder mal ein "Exot" dabei.

"Ja, im Wombacher Weiher sitzt eine ziemlich große Schnappschildkröte", sagt Klaus Becker, Vorsitzender des Angelsportvereins St. Ingbert, und breitet seine Hände aus, um zu zeigen, wie groß die gesichtete Schildkröte ist. Das könnte passen: die Tiere erreichen fast einen halben Meter Panzerlänge. Dieses Exemplar gehört zur selben Familie der aus Nordamerika stammenden Alligatorschildkröten, von denen ein Exemplar in Bayern einen Jungen schwer an der Achillessehne verletzt hat. "Nach diesem Vorfall habe ich zu unseren Anglern gesagt, dass wir das Tier rausholen und in den Neunkircher Zoo bringen", so Becker im Scherz. Panik sei nicht angebracht, denn das Tier, das ab und zu beim Sonnenbad von Anglern und Passanten gesichtet wird, springe beim Näherkommen ins Wasser. Akute Gefahr besteht hier für Menschen nicht, "denn in diesem Gewässer baden nur Hunde", wie Becker weiß. Trotzdem ist Vorsicht angesagt, denn diese Tiere sind bissig, haben scharfe Krallen und können durchaus einen Kinderarm durchtrennen. Ein Hundebein ist für solch ein "gefräßiges" Tier mit seinem kräftigen Maul ein gefundenes Fressen. Schnappschildkröten graben sich in den Schlamm ein und lauern so gut getarnt auf Beute. Auf der Suche nach Nahrung entfernen sie sich auch von ihrem angestammten Platz und können, zäh wie sie sind, kilometerweit in andere Gewässer wandern. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn es sich auch bei der rund 40 Zentimeter langen Schildkröte, die im Glashütter Weiher wiederholt beobachtet wurde, um eine Alligatorschildkröte handelt. Natürliche Feinde hat sie in unseren Breiten keine und da sie am Grund des Weihers vergraben, den Winter gut überdauert, steht auch der Vermehrung nichts mehr im Wege. Doch wie kommen diese Schildkröten in die freie Wildbahn? Wenn die ehemals kleinen, gepanzerten Lieblinge größer werden, die Pflanzen aus dem Aquarium fressen und nur noch "Dreck machen", trennen sich "Tierliebhaber" von ihrem ehemaligen Dekorationsobjekt und setzen es aus. Und das wird nicht nur für die einheimischen Wasserpflanzen und -tiere zum Problem, sondern auch für Badegäste in unseren Weihern. Und so sollte man das Schild "Baden verboten" unter diesen Umständen durchaus ernst nehmen.

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