Schmuserock mit dem freundlichen Milow

St. Ingbert. Noch vor anderthalb Jahren war er außerhalb seiner belgischen Heimat ein No-Name, heute füllt er europa-, ja weltweit fast jeden Abend eine andere Konzerthalle. Der Belgier Jonathan Vandenbroeck alias Milow

 Jonathan Vandenbroeck ist Milow. Foto: SZ/ver

Jonathan Vandenbroeck ist Milow. Foto: SZ/ver

St. Ingbert. Noch vor anderthalb Jahren war er außerhalb seiner belgischen Heimat ein No-Name, heute füllt er europa-, ja weltweit fast jeden Abend eine andere Konzerthalle. Der Belgier Jonathan Vandenbroeck alias Milow. Seinen Durchbruch schaffte er mit dem 50-Cent-Cover "Ayo Technology" und eigenen Stücken wie "You don't know", "One of It" oder "Out of my Hands", die im Radio rauf und runter laufen.

Seine Musik: Schmusiger Folkpop und verspielter Rock im Wechsel, zusammengezimmert aus dezentem Schlagzeug, dominierender Konzert- und melodiöser E-Gitarre. Sein Gesang: Schmusezart, wachsweich, herzensbrecherisch. Das alles bot Milow auch am Freitag in der Mechanischen Werkstatt in St. Ingbert. Dahin musste das Konzert wegen der großen Nachfrage aus der Saarbrücker Garage umziehen. Etwa 2000 Zuschauer machten deutlich, dass die Fangemeinde des Belgiers gleich bei seinem ersten Auftritt in der Region beträchtlich ist. Und der kahl geschorene Sunnyboy im schwarz-weißen Holzfällerhemd bietet ihnen eine tolle Show.

Zum Auftakt gibt s mit "The Kingdom" gleich ein neues Lied. Er beginnt es hinter der Bühne an, tritt erst nach knapp einer Minute vor den Vorhang, marschiert an dem großen "M" des Wortes "Milow" vorbei, das die Bühnendeko bildet. Auch was er in der Folge singt, kommt gut rüber, animiert zum Tanzen und Schwelgen: Die Highlights seines Albums "Milow", mit flotten Stücken wie "Stephanie", "Canada" oder "Dreamers and renegades", die dank ihrer Refrains direkt im Ohr bleiben. Dazu spielt er mehr neue Stücke, die auf sein zweites Album sollen, das er für Jahresende verspricht. Leider ist nach 16 inbrünstig vorgetragenen Songs bereits Schluss.

Zwischen ihnen lässt er keine Chance aus, aufs Publikum einzugehen: Er spricht deutsch, skizziert die Entstehungsgeschichten einiger Lieder, lässt das Publikum Refrains singen, auf Kommando klatschen. Bei seinem Bemühen, bodenständig, sympathisch und volksnah rüberzukommen, trägt er gegen Ende aber zu dick auf: Da bedankt er sich bei den Fans sogar dafür, dass sie die weitere Strecke von Saarbrücken nach St. Ingbert auf sich genommen haben. Die Fans freuen sich natürlich über genau solche Sätze. Auch über Textzeilen wie "St. Ingbert ist meine Lieblingsstadt" im Zugabestück "Little of the middle". Nötig hat Milow soviel Anbiederei aber nicht. Überdenken sollte er für künftige Shows auch die Präsentation der Zugabe.

Er wolle die Halle in ein "großes Wohnzimmer" verwandeln, sagt er, stöpselt dazu ein Mikro ein, das nicht nur die Instrumente und den Gesang wiedergibt, sondern die ganze Hallen-Atmosphäre. Das hat zur Folge, dass man die Lieder nur noch in der ersten Reihe versteht. Unterboten wird das am Ende nur, als sein Gitarrist Nenas "99 Luftballons" anstimmt.

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