Schmitt führt bald die Liberalen

Saarbrücken. Knapp eine Woche nach dem Angebot Horst Hinschbergers, auf das Amt des Fraktionsvorsitzenden zu verzichten, hat die Saar-FDP einen Nachfolger gefunden: Ab 1. Januar wird der bisherige Stellvertreter Christian Schmitt die Partei im Landtag führen. Schmitt sei am Morgen einstimmig von der Fraktion gewählt worden, teilte sein Parteikollege Karl-Josef Jochem gestern mit

 Christian Schmitt hat gut lachen: Der designierte FDP-Fraktionsvorsitzende, hier bei einer Landtagsdebatte im September, steht für einen Generationswechsel in seiner Partei. Foto: Becker&Bredel

Christian Schmitt hat gut lachen: Der designierte FDP-Fraktionsvorsitzende, hier bei einer Landtagsdebatte im September, steht für einen Generationswechsel in seiner Partei. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Knapp eine Woche nach dem Angebot Horst Hinschbergers, auf das Amt des Fraktionsvorsitzenden zu verzichten, hat die Saar-FDP einen Nachfolger gefunden: Ab 1. Januar wird der bisherige Stellvertreter Christian Schmitt die Partei im Landtag führen. Schmitt sei am Morgen einstimmig von der Fraktion gewählt worden, teilte sein Parteikollege Karl-Josef Jochem gestern mit. Da man mitten in den Haushaltsberatungen stecke, habe man sich geeinigt, den Wechsel erst zum Jahresende zu vollziehen. Mit der Wahl des 29-Jährigen hat die Saar-FDP den ersten Teil ihrer durch die Parteikrise der letzten Wochen bestimmten Personalquerelen gelöst. Neben Hinschberger hatte auch der Parteivorsitzende Christoph Hartmann seinen Rücktritt angekündigt. Der erweiterte Landesvorstand will am 22. November über einen möglichen Nachfolger Hartmanns beraten und das Datum für den Sonderparteitag festlegen, auf dem dieser gewählt wird.

Er stehe für einen Generationswechsel, sagte Christian Schmitt gestern vor Journalisten. "Verteilungspolitiker" wie Oskar Lafontaine seien der Grund, warum er in die Politik gegangen sei. Er dagegen wolle für einen Wechsel "hin zu einer Erarbeitungspolitik" kämpfen. Er stehe zum Koalitionsvertrag, wolle aber auch künftig "mit meiner Meinung nicht hinterm Berg halten", so der 29-Jährige diplomierte Betriebswirt. Spätestens seit seiner Kritik an den mittlerweile ad acta gelegten Jamaika-Plänen, ein fünftes Grundschuljahr einzuführen, gilt der jüngste Landtagsabgeordnete als Mann, der auch koalitionsintern anecken kann. Themen, für die er sich verstärkt einsetzen werde, seien das Polizeigesetz, die Volksbegehren und die Bürgerbeteiligung.

Christian Schmitt, seit 2007 kaufmännischer Leiter eines familieneigenen Gartenfachbetriebs, hat eine politische Blitzkarriere hingelegt: 2005 tritt er in die FDP ein, 2006 wird er Ortsvorsitzender in Mandelbachtal, 2008 stellvertretender Kreisvorsitzender der Saarpfalz-FDP. Im November 2009 rückt er für Georg Weisweiler, der Gesundheitsminister wird und sein Mandat niederlegt, in den Landtag nach.

Für Hinschberger fand Schmitt lobende Worte: Er habe Respekt davor, dass dieser ins zweite Glied der Partei rücke. Das Verhältnis zu den Spitzen der Koalitionspartner beurteilte er pragmatisch: "Wir müssen uns nicht lieben, aber es gibt darunter keinen, mit dem ich nicht reden kann." Partei-Vertreter beglückwünschten Schmitt. Er habe ihn als verlässlichen Kollegen kennengelernt und biete ihm eine konstruktive Zusammenarbeit an, sagte SPD-Chef Heiko Maas.

Meinung

Ein Jungfuchs, der bellt

Von SZ-Redakteur

Dietmar Klostermann

Jetzt soll also Christian Schmitt ran: Ein Jungfuchs der FDP-Fraktion, der im Vergleich zum passionierten Waidmann Horst Hinschberger das Jagen noch üben muss. Zwar hat Schmitt in der Jamaika-Koalition schon mal das 5. Grundschuljahr verbellt, aber beißen konnte er nicht. Der Maulkorb saß so eng, dass nur noch eine "Privatmeinung" herauskroch. Ob Schmitt das Rückgrat hat, um FDP-Herzensangelegenheiten wie Volksabstimmungen zu beflügeln, muss er noch beweisen. Hinschbergers Schicksal dagegen ist tragisch: Er verliert nicht nur die Hälfte der Bezüge und seinen Dienstwagen - nein, seine ganze politische Zukunft steht in Frage.

 Christian Schmitt hat gut lachen: Der designierte FDP-Fraktionsvorsitzende, hier bei einer Landtagsdebatte im September, steht für einen Generationswechsel in seiner Partei. Foto: Becker&Bredel

Christian Schmitt hat gut lachen: Der designierte FDP-Fraktionsvorsitzende, hier bei einer Landtagsdebatte im September, steht für einen Generationswechsel in seiner Partei. Foto: Becker&Bredel

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