"Schlusspunkt unter Tragödie"

Saarlouis. "Es ist der Schlusspunkt unter eine Tragödie", fasste OB Roland Henz gestern die Vorstellung der letzten nach einem Akt roher Gewalt zerstörten und nun wiederhergestellten Grabmale auf dem Alten Friedhof in Saarlouis zusammen. Unbekannte hatten Anfang in der Nacht zum 14

Saarlouis. "Es ist der Schlusspunkt unter eine Tragödie", fasste OB Roland Henz gestern die Vorstellung der letzten nach einem Akt roher Gewalt zerstörten und nun wiederhergestellten Grabmale auf dem Alten Friedhof in Saarlouis zusammen. Unbekannte hatten Anfang in der Nacht zum 14. Januar den historischen Friedhof geschändet und dabei einen Schaden in fünfstelliger Höhe verursacht. "Das Spendenaufkommen reicht aus, alle bislang ausgeführten Sanierungen zu finanzieren", stellte der Vorsitzende des Fördervereins Alter Friedhof, Hans-Jörg Schu, fest. 170 Einzahlungen mit einem Gesamtbetrag von 34 880 Euro seien für die Sanierungen eingegangen. Gestern nun wurde die teuerste Einzelmaßnahme vorgestellt, finanziert mit der größten Einzelspende. Die Dr.-Kurt-Linster-Stiftung stellte 10 000 Euro bereit. Mit diesem "Geschenk des Himmels" (Henz) bezahlte der Förderverein Alter Friedhof die Wiederherstellung der Gräber der Familien Tillessen-Méguin und Dève-Heully.Ersteres Grab war laut Steinmetz Markus Klöckner nicht mehr zu retten. Allein die Bronzelettern blieben die originalen, von zwei noch fehlenden Ziffern abgesehen. Neu ist der Sandstein aus Trier, das Terrazzo-Kreuz, das in Sachsen gefertigt wurde. Ernst Tillessen (1851 bis 1910) war "Kreisphysikus" und Chefarzt im Städtischen Hospital Saarlouis, wie Gernot Karge darlegte. Er ließ das Haus erbauen, in dem heute die Zulassungsstelle des Kreises untergebracht ist. Einer seiner Brüder, Heinrich Tillessen, war vor genau 90 Jahren der Mörder von Matthias Erzberger; Erzberger, unter anderm Finanzminister, war Opfer rechtsradikaler Gewalt.

Platten geklebt

Wiederhergestellt werden konnte das Grab der Familien Dève-Krantz und Dève-Heuilly. Zwei der drei Grabplatten waren zerbrochen und sind wieder zusammengesetzt worden. Sie zeigen Gräber aus dem ganzen 19. Jahrhundert an. Die Inschriften sind, obwohlin preußischer Zeit angefertigt, auf Französisch. Die Familie Dève selbst gehört zu den echten Gründerfamilien von Saarlouis. 1684, bereits vier Jahre nach der Grundsteinlegung, wohnt sie in der Stadt. Die Dèves waren Kaufleute, Gold- und Silberschmiede, sie verkauften Messgewänder an Priester.

Der Alte Friedhof gehört zu den Sehenswürdigkeiten von Saarlouis. Auf 1,7 Hektar grenzen der historische Teil, der allgemeine Teil, ein Garnisonsfriedhof und ein jüdischer Friedhof aneinander.

Meinung

Großzügiges Bekenntnis

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

170 Spender halfen, um die mutwillig beschädigten Gräber auf dem Alten Friedhof wieder herzustellen. Hinter einzelnen Beträgen steht oft eine ganze Anzahl von Menschen. Es war ein großzügiges Bekenntnis zu einem Orte von Ruhe, Würde und Geschichte in Saarlouis. Wer die Zerstörungen am Morgen danach gesehen hat, hätte nie geglaubt, dass sie noch vor dem Herbst beseitigt sein könnten. Dass es möglich wurde, mit so viel privater Hilfe, ist auch eine Anerkennung des 1997 gegründeten "Fördervereins zur Denkmalpflege auf dem Alten Friedhof Saarlouis". Ohne ihn gäbe es keine Spender und wohl nur weg geräumte Trümmerteile.

Auf einen Blick

 Restaurator Markus Glöckner zeigt ein Foto des zerstörten Grabmals Tillessen und die neue Kopie (links). Rechts erklärt Steinmetz Heinz Seiwert Hans Jörg Schu und Dirk Linster, wie die Platten des Grabes Dève neu zusammengesetzt wurden. Fotos: Thomas Seeber

Restaurator Markus Glöckner zeigt ein Foto des zerstörten Grabmals Tillessen und die neue Kopie (links). Rechts erklärt Steinmetz Heinz Seiwert Hans Jörg Schu und Dirk Linster, wie die Platten des Grabes Dève neu zusammengesetzt wurden. Fotos: Thomas Seeber

 Restaurator Markus Glöckner zeigt ein Foto des zerstörten Grabmals Tillessen und die neue Kopie (links). Rechts erklärt Steinmetz Heinz Seiwert Hans Jörg Schu und Dirk Linster, wie die Platten des Grabes Dève neu zusammengesetzt wurden. Fotos: Thomas Seeber

Restaurator Markus Glöckner zeigt ein Foto des zerstörten Grabmals Tillessen und die neue Kopie (links). Rechts erklärt Steinmetz Heinz Seiwert Hans Jörg Schu und Dirk Linster, wie die Platten des Grabes Dève neu zusammengesetzt wurden. Fotos: Thomas Seeber

Die größten Einzelspenden: Dr. Kurt Linster Stiftung 10 000 Euro; Rotary Club Untere Saar 3.094 Euro; farrei St. Ludwig/Orgelbauverein (Benefizkonzert) 2166 Euro, C. u. M. Hochdörffer Stiftung 2000 Euro, Stadtwerke Saarlouis 2000 Euro; Grundschule Im Vogelsang (Kuchenverkauf) 1650 Euro; Alexander Schaeffer, 1530 Euro; Ev. Kirchengemeinde Saarlouis, 1000 Euro. red

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