Schluss mit der Biomüll-Vergärung

Saarbrücken. Nach 14 Jahren beendet der Entsorgungsverband Saar (EVS) die Vergärung von Biomüll in seiner Anlage in Wadern-Lockweiler. Dies wurde gestern am Rande der EVS-Verbandsversammlung in Saarbrücken bekannt

 Seit der Inbetriebnahme in der Kritik: Die Vergärungsanlage für Biomüll im Waderner Stadtteil Lockweiler wird Ende 2010 geschlossen, Alternativen werden gesucht. Foto: Rolf Ruppenthal

Seit der Inbetriebnahme in der Kritik: Die Vergärungsanlage für Biomüll im Waderner Stadtteil Lockweiler wird Ende 2010 geschlossen, Alternativen werden gesucht. Foto: Rolf Ruppenthal

Saarbrücken. Nach 14 Jahren beendet der Entsorgungsverband Saar (EVS) die Vergärung von Biomüll in seiner Anlage in Wadern-Lockweiler. Dies wurde gestern am Rande der EVS-Verbandsversammlung in Saarbrücken bekannt.Nach der Neuordnung der für die Bioabfälle zuständigen Firma Biosaar, die nun eine 100-prozentige Tochter des EVS ist, sagte der neue Biosaar-Geschäftsführer Heribert Gisch, der auch den EVS leitet: "Der Schritt wurde notwendig, weil wir damit 1,1 bis 1,6 Millionen Euro pro Jahr sparen können." Die Schließung der Anlage in Lockweiler bedeute aber nicht, dass die knapp 20 Beschäftigten arbeitslos würden. Man werde für sie eine Anschlussbeschäftigung finden, sagte Gisch zu.

Im Frühjahr 1996 hatte sich die EVS-Vorgängerorganisation KABV, der Kommunale Abfallentsorgungsverband, für die Übernahme der damaligen Tierkörperverwertungsanlage in Lockweiler entschieden. Dort sollte in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger VSE eine moderne Biomüll-Verarbeitungsanlage entstehen. Man entschied sich für die Nass-Vergärung, wobei bereits damals klar war, dass sie für Rasen- oder Heckenschnitt, wie er im Sommer häufig in der Biotonne landet, nicht gut geeignet war. EVS-Geschäftsführer Karl Heinz Ecker ergänzt: "Die Kosten für die Verarbeitung des Biomülls liegen in Lockweiler weit über dem Marktpreis." Mit 140 bis 150 Euro pro Tonne müsse man fast doppelt soviel zahlen, wie sonst am Markt verlangt werde, so um die 80 Euro.

Von den knapp über 50 000 Tonnen Biomüll, die im Saarland jährlich in den grünen Tonnen gesammelt werden, wurden bisher rund ein Drittel, etwa 18 000 Tonnen, in Lockweiler und in der Kompostanlage von Ormesheim verarbeitet.

Die doppelte Menge wird in andere Bundesländer exportiert, wobei die Hauptabnehmer nach Darstellung von Ecker in Baden-Württemberg sitzen.

Über die Biomüll-Entsorgung war in der Vergangenheit nicht nur wegen der hohen Entsorgungspreise gestritten worden. Von Umweltschützern wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) war der EVS dafür angegriffen worden, dass er große Teile seiner biologischen Abfälle zur Verwertung mit dem Lkw bis nach Magdeburg und an den Bodensee verfrachten lasse, wobei die Atmosphäre noch zusätzlich mit Kohlendioxid angereichert werde. Andererseits hatte sich etwa St. Wendel dagegen gewehrt, seinen Biomüll dem EVS andienen zu müssen, weil dieser Verband doch selbst nicht in der Lage sei, den Biomüll zu bewältigen.

Nun werde man nach dem Ausstieg aus der Anlage von Lockweiler eine saarländische Lösung suchen, betonen die EVS-Chefs Gisch und Ecker. Dabei denke man unter anderem an die Biogas-Anlage, die auf dem Gelände der früheren Kokerei Fürstenhausen errichtet wurde. Doch gebe es auch noch andere Perspektiven.

Meinung

Hoffen auf die bessere Lösung

Von SZ-RedakteurGerhard Franz

Die Entsorgung im Saarland wird derzeit für die Zukunft fit gemacht. Dazu zählen nicht nur die neuen Tonnen, die in den einzelnen Gemeinden sukzessive aufgestellt werden, nicht nur die Wertstoffhöfe, die man heutzutage neu errichtet und in Betrieb nimmt, sondern auch der nun verkündete Abschied von der Vergärungsanlage in Wadern-Lockweiler. Es war, wie Kritiker schon vor 14 Jahren in dieser Zeitung schrieben, die falsche Anlage - weil mit unausgegorener Technik - am falschen Ort, weil Lockweiler sehr weit von den Städten entfernt liegt, wo die meisten organischen Abfälle entstehen. Nun hoffen wir auf eine bessere Lösung, die ruhig auch billiger sein darf.

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