Schluss mit dem Hunger an der Schule

Neunkirchen · Weil die Eltern mit abgelehnten Förderanträgen zu kämpfen haben, können ihre Kinder in der Schule nicht zu Mittag essen. Per Kreistagsbeschluss wurden dagegen jetzt finanzielle Hilfen auf den Weg gebracht.



"Es ist erschütternd." Diese Feststellung der Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider bei der jüngsten Sitzung des Kreistages bezog sich mitnichten auf ihren Besuch des polnischen Landkreises Jaroslav, von dem sie im Gegenteil sehr positive Eindrücke mitbrachte. Gemeint war vielmehr die Situation von hiesigen Kindern "in Notlagen", wie es korrekt heißt, bezüglich der Mittagessenversorgung. "Uns wird immer öfter berichtet, dass Schüler wegen fehlender oder abgelehnter Förderanträge in der Schule hungern, weil sie auch von zu Hause kein Essen mitbringen." Was sogar soweit führt, das sich Kinder die von ihren Mitschülern zurückgegebenen Reste der Mahlzeiten vom Rollwagen holen. Längst haben auch die Schulfördervereine Alarm geschlagen.

Als Sofortmaßnahme beschloss der Kreistag, den Fördervereinen der Ganztagsschulen in Neunkirchen und Merchweiler einen Liquiditätszuschuss in Höhe von 10 000 Euro zur Verfügung zu stellen - zur Vorstreckung der Elternbeiträge beziehungsweise für die Fälle, in denen die Zahlungen ganz ausbleiben. Zusätzlich beschlossen die Fraktionen, den Kreiszuschuss zum Schulessen von derzeit 77 Cent auf einen Euro pro Essen zu erhöhen. Zusammenarbeiten will der Kreis künftig mit dem Verein Direkthilfe e.V.. Dieser hilft bedürftigen Bürgern im Kreis seit 30 Jahren schnell und unbürokratisch mit Zuschüssen und Darlehen. Diese würden nun auch verstärkt für Kinder benötigt - nicht nur für die Sicherstellung der Essenskosten, sondern auch für dringende Anschaffungen wie Schuhe, warme Jacken oder Schulutensilien. Veranschlagt sind hier jährlich 8000 bis 10 000 Euro.

Da sie jeweils das günstigste Angebot abgegeben hatte, erteilten die Mitglieder des Kreistages der Firma Möbel Martin zwei Aufträge zur Erneuerung der Lehrküchen: zum einen des Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums Neunkirchen für 18 900 Euro, zum anderen für die Gemeinschaftsschule Wellesweiler für 22 000 Euro. Mit Enthaltung der CDU-Fraktion stimmte der Kreistag außerdem zu, die Nutzung der Cafeteria in der Ottweiler Sporthalle Seminarstraße ab sofort für Vereine mit eigener Jugendabteilung während des Spielbetriebs am Wochenende kostenfrei zu gewähren.

Einen Mietspiegel und damit eine Übersicht über die örtliche Vergleichsmiete im freifinanzierten Wohnungsbau einer Gemeinde vermisst die Kreistagsfraktion Die Linke im Landkreis Neunkirchen. Dem schloss sich der Kreistag an und beauftragte die Landkreisverwaltung mit der Erstellung eines so genannten "schlüssigen Konzeptes".

Zuschüsse im Rahmen der Förderung der Landwirtschaft genehmigte man wie in den Jahren zuvor den Imkern allgemein sowie den Neuimkern für die "recht teure Grundgeräteausstattung". Ebenso wird erneut der Kampf der Kaninchenzüchter gegen die RHD-Seuche bezuschusst.

Trotz Verärgerung der CDU-Fraktion über die verstrichene Zeit entlastete der Kreistag einstimmig den Landrat und die Beigeordneten für das Rechnungsjahr 2008. Begründet wurde der Verzug seitens des Landkreises mit der Einführung der doppischen Buchführung. Zu der von CDU-Fraktionsvorsitzendem Lothar Dietz angebotenen Wette, dass dies der einzige Jahresabschluss in der laufenden Legislaturperiode bleiben werde, kam es dann doch nicht.

Sehr wohl zu Stande kommen werden dagegen partnerschaftliche Beziehungen zum Landkreis Jaroslaw. Dem Abschluss eines entsprechenden Kooperationsvertrages stimmte die Versammlung geschlossen zu.

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