Schlimmes Erlebnis Mauerbau

Bexbach. 22 Jahre ist es her, dass die vor 50 Jahren errichtete Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fiel. Zunehmende Unzufriedenheit der DDR-Bürger sowie Proteste gegen die SED-Regierung führten dazu, die als "antifaschistischen Wall" propagierte Mauer zu öffnen

 Das Archivbild vom 18. August 1961 zeigt eine Ostberliner Maurerkolonne an der sowjetisch-amerikanischen Sektorengrenze am Potsdamer Platz beim Errichten einer mannshohen Mauer unter der Aufsicht von bewaffneten Volkspolizisten. Foto: dpa

Das Archivbild vom 18. August 1961 zeigt eine Ostberliner Maurerkolonne an der sowjetisch-amerikanischen Sektorengrenze am Potsdamer Platz beim Errichten einer mannshohen Mauer unter der Aufsicht von bewaffneten Volkspolizisten. Foto: dpa

Bexbach. 22 Jahre ist es her, dass die vor 50 Jahren errichtete Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fiel. Zunehmende Unzufriedenheit der DDR-Bürger sowie Proteste gegen die SED-Regierung führten dazu, die als "antifaschistischen Wall" propagierte Mauer zu öffnen. Die friedlichen Montagsdemonstrationen, welche im Herbst 1989 vor allem in Leipzig stattfanden, spielten dabei eine wesentliche Rolle. Was wissen Schüler über den totalitären Staat DDR, über die SED-Diktatur und ihre Folgen?Im Rahmen der Vortragsreihe "50 Jahre Mauerbau - 22 Jahre Deutsche Einheit" in weiterführenden saarländischen Schulen besuchte gestern auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung der ehemalige Staatssekretär im Kultusministerium von Sachsen-Anhalt, Wolf-Dieter Legall, die Gesamtschule Bexbach.

Fast zwei Stunden lang berichtete der hochkarätige Zeitzeuge vor Schülerinnen und Schülern der neunten und zehnten Klassenstufe über die Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR, über den Staatssicherheitsdienst und den SED -Staat, über die Zeitenwende während des Mauerfalls und über die Euphorie der Wiedervereinigung.

Der Vortrag passe gut zum Unterrichtsthema, das sich intensiv mit der DDR-Geschichte beschäftige, erklärte Lehrerin Stephanie Philippi, die mit Kollegin Birgit Kessler die Veranstaltung organisiert hatte. Ihm gehe es darum, "meine sehr persönlichen, unverfälschten Erfahrungen mit der DDR-Zeit rüber zu bringen, junge Menschen zu erinnern an eine unmenschliche Zeit und ihnen die Auseinandersetzung mit der DDR zu ermöglichen", betonte Legall. Wie kein anderer prägte er als Landesschulrat das zweigliedrige Schulsystem in Mitteldeutschland und setzte als langjähriger Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen bildungspolitische Impulse. Der heute 68-Jährige beteiligte sich aktiv an der Bürgerrechtsbewegung, wurde bildungspolitischer Sprecher des Neuen Forums und nach der Wiedervereinigung Staatssekretär.

"Der Mauerbau war für mich eines der schlimmsten Erlebnisse", verwies er auf den "Pionier- und signaltechnischen Ausbau der Staatsgrenze zu Berlin (West)". Insgesamt 110 Tote an der 170 Kilometer langen Grenze -davon 130 Kilometer mit einer 3,60 Meter hohen Betonmauer, 60 000 Verfahren wegen Fluchtgefahr, drei Millionen DDR-Bürger flüchteten zwischen 1949 und 1961 in den Westen, 91 000 Mitarbeiter bei der Staatssicherheit, über 2100 Stasi-Offiziere, 124 000 Inoffizielle Mitarbeiter - beeindruckende, schockierende Zahlen, die Legall vorlegte.

"Die DDR war eine Diktatur, wie es nicht schlimmer geht, in der Menschen unterdrückt und verletzt wurden und in der Menschenhandel betrieben wurde", betonte Legall. Als ein "Hort des Schutzes" habe die Kirche viel zu den Montagsdemonstrationen und letztlich zum Mauerfall beigetragen: "Es ist Kerzenwachs und kein Blut geflossen", erinnerte er an die friedlichen Demos. Schülerin Annemarie Hanz war vom Vortrag angetan: "Er hat sehr anschaulich erzählt, so dass man sich die damaligen Verhältnisse in der DDR gut vorstellen kann". "Die DDR war eine Diktatur, wie es nicht schlimmer geht."

 Der ehemalige Staatssekretär im Kultusministerium von Sachsen-Anhalt, Wolf-Dieter Legall (links), berichtete Schülern der Gesamtschule Bexbach über die Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR. Foto: Bernhard Reichhart

Der ehemalige Staatssekretär im Kultusministerium von Sachsen-Anhalt, Wolf-Dieter Legall (links), berichtete Schülern der Gesamtschule Bexbach über die Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR. Foto: Bernhard Reichhart

 Das Archivbild vom 18. August 1961 zeigt eine Ostberliner Maurerkolonne an der sowjetisch-amerikanischen Sektorengrenze am Potsdamer Platz beim Errichten einer mannshohen Mauer unter der Aufsicht von bewaffneten Volkspolizisten. Foto: dpa

Das Archivbild vom 18. August 1961 zeigt eine Ostberliner Maurerkolonne an der sowjetisch-amerikanischen Sektorengrenze am Potsdamer Platz beim Errichten einer mannshohen Mauer unter der Aufsicht von bewaffneten Volkspolizisten. Foto: dpa

 Der ehemalige Staatssekretär im Kultusministerium von Sachsen-Anhalt, Wolf-Dieter Legall (links), berichtete Schülern der Gesamtschule Bexbach über die Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR. Foto: Bernhard Reichhart

Der ehemalige Staatssekretär im Kultusministerium von Sachsen-Anhalt, Wolf-Dieter Legall (links), berichtete Schülern der Gesamtschule Bexbach über die Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR. Foto: Bernhard Reichhart

Wolf-Dieter Legall

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort