Schlechte Aussichten für Sozialkaufhäuser

Saarbrücken · In Sozialkaufhäusern arbeiten Langzeitarbeitslose in Bürgerarbeit, gefördert durch den Bund und die EU. Die Förderung läuft jedoch dieses Jahr aus, und ein Nachfolgeprogramm ist nicht in Sicht – für die Sozialverbände ein „Riesenproblem“.

 Im Sozialkaufhaus des Diakonischen Werks in Sulzbach arbeiten derzeit noch 30 Bürgerarbeiter. Foto: Wolfgang Willems

Im Sozialkaufhaus des Diakonischen Werks in Sulzbach arbeiten derzeit noch 30 Bürgerarbeiter. Foto: Wolfgang Willems

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2014 wird für die Sozialkaufhäuser im Saarland ein schwieriges Jahr. Dort arbeiten überwiegend Bürgerarbeiter - Langzeitarbeitslose, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind und monatlich 900 Euro verdienen. Das Förderprogramm Bürgerarbeit, das durch den Bund und die EU finanziert wird, läuft jedoch 2014 aus.

Für die Sozialkaufhäuser des Diakonischen Werks (DW) an der Saar und anderer Wohlfahrtsverbände könnte es nun eng werden. Beim DW fallen bereits im Februar in Saarlouis zwölf Stellen weg. Weitere werden folgen. Derzeit sind in den DW-Häusern in Saarlouis, Völklingen und Sulzbach 102 Bürgerarbeiter beschäftigt, weitere 30 in jenem in Neunkirchen, das noch nicht offiziell eröffnet ist. Das DW ist zuversichtlich, keines der Häuser schließen zu müssen, doch Einschränkungen werde es sicher geben. "Wir werden unter anderem die Öffnungszeiten verkürzen müssen", sagt Fritz Dreyer vom DW. Den Bundespolitikern sei bewusst, dass ein "Riesenproblem" entstehe. Während des Wahlkampfs und der Koalitionsverhandlungen habe sich niemand auf ein Nachfolgeprogramm festlegen wollen. Die Sozialverbände setzten nun alles daran, die Sache voranzutreiben. "Aber wie schnell das geht, weiß keiner", sagt er.

Zusätzliche Mittel vom Land würden dem DW nach eigener Aussage wenig helfen. "Was nützt uns das Geld, wenn uns die Jobcenter keine Bürgerarbeits-Plätze zuweisen?", fragt Sprecher Helmut Paulus. Zwar könnten sie unter Umständen durch Arbeitsgelegenheiten, sogenannte Ein-Euro-Jobs, ersetzt werden, doch Paulus hält davon wenig: "Die Bürgerarbeit hat den Menschen langfristige Perspektiven von zwei bis drei Jahren geboten, und sie waren sozialversichert." Die Ein-Euro-Jobs sind hingegen auf ein halbes Jahr befristet.

Das Sozialkaufhaus der Caritas in St. Ingbert stand bereits 2012 vor dem Aus, nachdem der Bund beschlossen hatte, die Fördermittel zu kürzen. Die Schließung konnte noch abgewendet werden, da das Land finanziell in die Bresche sprang und die Verkaufsfläche halbiert wurde.

Das Saar-Wirtschaftsministerium zeigt sich indes zuversichtlich: Im Koalitionsvertrag seiBund vereinbart worden, die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit "stärker in den Fokus zu rücken". Deshalb könne man davon ausgehen, dass die neue Bundesregierung die Folgen der Beschlüsse der alten Regierung unter die Lupe nehmen werde. Unabhängig davon unternehme das Saarland eigene Anstrengungen: So stelle die Landesregierung im Rahmen des Landesarbeitsmarktprogramms "A-Saar" jährlich drei Millionen Euro für die Förderung Langzeitarbeitsloser zur Verfügung.

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