Schiedsrichter gestehen Missbrauchsfall

Saarbrücken. Gefängnisstrafen zwischen sechs und 14 Monaten auf Bewährung drohen fünf Schiedsrichtern des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) vor dem Landgericht. Dort müssen sich die vom SFV vorläufig suspendierten Männer im Alter zwischen 24 und 37 Jahren wegen des sexuellen Missbrauchs eines Kollegen verantworten

 Keine Bilder aus dem Gericht. Dafür plädierten die Verteidiger der sechs angeklagten Fußballschiedsrichter. So auch der Anwalt des 29 Jahre alten Hauptbeschuldigten (links). Foto: Becker&Bredel

Keine Bilder aus dem Gericht. Dafür plädierten die Verteidiger der sechs angeklagten Fußballschiedsrichter. So auch der Anwalt des 29 Jahre alten Hauptbeschuldigten (links). Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Gefängnisstrafen zwischen sechs und 14 Monaten auf Bewährung drohen fünf Schiedsrichtern des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) vor dem Landgericht. Dort müssen sich die vom SFV vorläufig suspendierten Männer im Alter zwischen 24 und 37 Jahren wegen des sexuellen Missbrauchs eines Kollegen verantworten. Der Mann soll während eines Lehrganges auf der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule im Schlaf vom Hauptangeklagten (29) massiv bedrängt worden sein. Währenddessen sollen die vier Erwachsenen und ein Jungschiedsrichter von 17 Jahren im Raum gewesen sein. Dem Jugendlichen drohen Arbeitsstunden.

Mit diesem Zwischenfazit endete gestern der erste Prozesstag. Zuvor hatten die Angeklagten, die dem Opfer bis zum nächsten Sitzungstag Schmerzensgeld zahlen wollen, allesamt Geständnisse abgelegt. Dabei verwiesen sie teils auf Gedächtnislücken. Aber diese Lücken konnten gefüllt werden. Denn einer der Männer hatte das Ganze in der Nacht zum 30. Mai 2010 mit dem Handy gefilmt. Er sagte dazu: Er mache immer Bilder von diesen Lehrgängen. Die seien immer sehr harmonisch. Man sei eine "heitere Gruppe auf der Sportschule, alles Kameraden". Da werde dann auch viel getrunken. Folge: "Nach zwei oder drei Uhr in der Nacht mache man sich nicht mehr so viele Gedanken." Also habe er auch alles gefilmt.

Der Film dauert etwa fünf Minuten. Er wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgeführt. Danach und nach den Aussagen der Angeklagten scheint klar: Auslöser der Ereignisse war der besonders betrunkene und wohl auch aggressive Hauptangeklagte. Er wollte ausprobieren, ob es möglich ist, dem tief schlafenden Kollegen eine Flasche einzuführen. Das sagte er auch. Und dann fing er an, das Opfer zu entkleiden und dieses Vorhaben umzusetzen. Das wurde einem der anwesenden Schiedsrichter zu viel - er ging ins Bett und entging damit einer Anklage. Die übrigen fünf, nun wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch eines Widerstandsunfähigen angeklagten Schiedsrichter, blieben. Einige schwankten zwischen dummen Sprüchen und gehen, andere sahen lediglich zu bis zum Ende.

Das Opfer bekam von all dem zunächst nichts mit. Erst am nächsten Tag erfuhr der Mann von dem Film, sah ihn sich an und forderte mit Erfolg die Speicherkarte des Handys ein. Tags darauf ging er zur Polizei. Dann beendete er seine langjährige Laufbahn als Schiedsrichter. Das machte auch einer bis dahin ranghöchsten Schiedsrichter des Saarlandes, der wegen Beihilfe vor Gericht steht. Er sagte über jene Nacht: "Da war Gegröle, Geschrei, Gefeixe." So habe man eine Hemmschwelle überschritten, die man nie hätte überschreiten dürfen. "Man hat es gesehen und doch nicht wirklich gesehen. Und man hat nichts dagegen gemacht." Das sei das Schlimme.

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