Scheidungskreis Neunkirchen

Saarbrücken. Liebe, Heirat, Kinder - Scheidung: Im Saarland laufen inzwischen mehr als die Hälfte der Ehen nach diesem Muster ab. Wie das Statistische Landesamt des Saarlandes gestern auf Anfrage mitteilte, standen 2011 4866 Eheschließungen 2659 Scheidungen gegenüber. Damit entfielen auf 100 Eheschließungen aufgerundet 55 Scheidungen

Saarbrücken. Liebe, Heirat, Kinder - Scheidung: Im Saarland laufen inzwischen mehr als die Hälfte der Ehen nach diesem Muster ab. Wie das Statistische Landesamt des Saarlandes gestern auf Anfrage mitteilte, standen 2011 4866 Eheschließungen 2659 Scheidungen gegenüber. Damit entfielen auf 100 Eheschließungen aufgerundet 55 Scheidungen. Besonders häufig sind demnach Scheidungen im Kreis Neunkirchen, wo auf 100 Heiraten 64 Scheidungen kamen. Dagegen ist im Nachbar-Kreis St. Wendel die "Ehe-Welt" noch halbwegs heil: Nur 37 Scheidungen je 100 Eheschließungen verzeichneten die Statistiker im vergangenen Jahr.Doch der Trend ist eindeutig. Seit 1991 hat sich das Verhältnis zwischen Eheschließungen und Ehescheidungen stark verändert. Gab es vor 20 Jahren noch etwa ein Drittel (37) Scheidungen je 100 Eheschließungen, hat sich die Zahl inzwischen auf konstant um die 55 eingependelt. "Die meisten Scheidungen gibt es in den ersten fünf Ehejahren", sagte Familienrichter Gerhard Freichel vom Amtsgericht Saarlouis auf SZ-Anfrage. Doch habe er schon eine Ehe nach der Goldenen Hochzeit geschieden. Die Frau sei über ein Affäre ihres Mannes nicht hinweggekommen, obwohl die Scheidung für sie finanzielle Einbußen brachte. "In der Regel lassen sich die Frauen scheiden, das ist in etwa 75 Prozent aller Fälle so", erklärte Freichel, der seit 18 Jahren Familienrichter ist. "Im Normalfall dauern Scheidungsverfahren etwa vier Monate, wenn die Rentenunterlagen rechtzeitig vorliegen", sagte Freichel. Wenn jedoch der Mann selbstständig sei und etwa noch Gutachten zum Firmenbesitz angefertigt werden müssten, könnten sich Verfahren bis zu vier Jahre dehnen. "Es ist schon seit Jahren so, dass Kinder, oft von den Frauen, als kleine Waffe benutzt werden, um finanzielle Forderungen durchzusetzen. Oder aber, um dem Ehemann noch eins bei der Trennung mitzugeben", erklärte der erfahrene Familienrichter. Teilweise seien die Ehepartner vor Gericht dermaßen erregt, dass es auch zu Handgreiflichkeiten komme. "Wir haben einen Notknopf dafür. Dann kommt der Wachtmeister", sagte Freichel.

Alexander Dröschel, Leiter der katholischen Eheberatung Saarlouis, sieht vor allem Ängste um den Arbeitsplatz und Kommunikationsprobleme als Auslöser für Scheidungen. Frauen suchten eher als Männer Hilfe. "Die Männer kommen erst, wenn sie am Abgrund stehen", sagte Dröschel.

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