Scharfe Töne beim Warnstreik

Homburg · 5,5 Prozent mehr Lohn lautet die Forderung der IG Metall. Um dieser Nachdruck zu verleihen, lief gestern auch in Homburg ein kurzer Warnstreik. Falls die Arbeitgeber bei ihrem Angebot nicht nachbesserten, könne es eine längere Streikwelle geben, hieß es.

 Vor den Toren des Werks Ost von Bosch in Homburg machten Teile der Belegschaft gestern bei einem einstündigen Warnstreik ihrem Unmut über den derzeitigen Verlauf der Tarifverhandlungen Luft. Foto: Thorsten Wolf

Vor den Toren des Werks Ost von Bosch in Homburg machten Teile der Belegschaft gestern bei einem einstündigen Warnstreik ihrem Unmut über den derzeitigen Verlauf der Tarifverhandlungen Luft. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Die Forderung nach 5,5 Prozent mehr Lohn war gestern beim Warnstreik der IG Metall vor den Toren des Werkes Ost von Bosch in Homburg unübersehbar und unüberhörbar. Vor geschätzt rund 300 Streikenden waren es Bosch-Betriebsrat Dieter Klein, Alex Kreutz als Vertreter von Bosch Rexroth und Werner Cappel, der erste Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz, die dieser Forderung ihre Stimme gaben. Der Ton war dabei durchaus scharf.

"Unsere Forderung liegt schon lange auf dem Tisch. Die Arbeitgeber ihrerseits haben Zeit verstreichen lassen und in der zweiten Verhandlungsrunde ein Angebot gemacht, das für mich mehr als eine Frechheit ist", zeigte sich Dieter Klein enttäuscht von den bisherigen Tarifverhandlungen. "Wir wollen in diesem Jahr ganz einfach nur mehr Geld und eine kurze Laufzeit von nur einem Jahr. So einfach ist das." Klein zeigte Verständnis für die schwierige Lage der Automobilindustrie, machte aber aus Sicht der Gewerkschaft und der Belegschaft auch klar, dass es nicht Lohnforderungen seien, die zu diesen Schwierigkeiten geführt hätten. Vielmehr sei die gesamteuropäische Situation die Ursache. "Wenn die Leute kaum noch Geld haben, um die Heizkosten zu bezahlen, woher sollen sie dann das Geld nehmen, um sich ein Auto zu kaufen?" Klein begründete die Forderung nach 5,5 Prozent Lohnerhöhung als "gerecht. Und sie ist notwendig, um die Haushaltskassen der Beschäftigten aufzubessern. Das brauchen wir, das braucht die Region, das braucht das ganze Land." Das, so Dieter Klein, habe man sich verdient.

Klein kündigte auch an, dass man in Homburg "flächenmäßig Druck" machen werde, sollten die anstehenden Verhandlungsrunden kein befriedigendes Ergebnis bringen. "Wir werden für unseren gerechten Lohn kämpfen." Alex Kreutz von Bosch Rexroth rückte die Solidarität zwischen Bosch und der "kleinen Tochter" Bosch Rexroth im Ringen um die geforderten 5,5 Prozent mehr Lohn in den Mittelpunkt seiner Rede. Diese Solidarität sei charakteristisch für alle Betriebe im Bereich der IG Metall-Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz. Kreutz warnte: "Wenn kein besseres Angebot kommt, dann wird eine zweite Streikwelle länger dauern und nicht nur eine Stunde wie heute."

Werner Cappel verdeutlichte schließlich unüberhörbar die Kampfbereitschaft der Gewerkschaft. Und er kritisierte scharf die von Arbeitgeberseite angebotenen 2,3 Prozent Lohnerhöhung, die er als "schlechten Witz" bezeichnete. "Wenn uns schon die Bäckerei nicht gehört, dann sollen die Arbeitgeber wenigsten den größeren Kuchen rausrücken." Dem Arbeitgeber-Angebot warf er vor, den tatsächlichen Inflationsverlust abseits der Statistiken nicht auszugleichen. Cappel: "Im realen Leben müssen wir ganz andere Preissteigerungen verkraften."

Hier nannte Cappel Energie- und Nahrungsmittelpreise als überproportional gestiegene Kostenfaktoren. "Das sind die tatsächlichen Belastungen. Und wir wollen, dass eben die ausgeglichen werden."

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