Schäfer beginnt einen neuen Lebensabschnitt

Saarbrücken. Mit zehn Jahren war Sabrina Schäfer bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Eine Vereinskameradin war schneller als sie, was sie partout nicht hinnehmen wollte. Auf diese Weise angespornt, landete das Mädchen aus Differten mit elf Jahren erstmals an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken, die fortan zu ihrer zweiten Heimat werden sollte

 Ihr Blick geht nach unten. Mit dem Schwimmsport unter Leistungsbedingungen hat Sabrina Schäfer gebrochen. Foto: Wieck

Ihr Blick geht nach unten. Mit dem Schwimmsport unter Leistungsbedingungen hat Sabrina Schäfer gebrochen. Foto: Wieck

Saarbrücken. Mit zehn Jahren war Sabrina Schäfer bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Eine Vereinskameradin war schneller als sie, was sie partout nicht hinnehmen wollte. Auf diese Weise angespornt, landete das Mädchen aus Differten mit elf Jahren erstmals an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken, die fortan zu ihrer zweiten Heimat werden sollte. Nun, zehn Jahre später, ist Sabrina Schäfer, die für den Schwimmverein St. Ingbert startet, ausgezogen - als mehrfache deutsche Meisterin in verschiedenen Altersklassen und unzählige Medaillengewinnerin. Bis 2006 in der Jugend und danach in der offenen Klasse ist Sabrina Schäfer erfolgreich, überaus erfolgreich sogar. Sie entwickelt sich zum Aushängeschild des Saarländischen Schwimm-Bundes, startet bei den Jugend-Europameisterschaften und 2006 auch bei der offenen EM in Helsinki. "Merkwürdigerweise hatte ich Olympia nie als Ziel wie viele andere Sportler", sagt Schäfer, "ich weiß, dass ich nicht so gut bin."Trotzdem: Bei den deutschen Meisterschaften im April dieses Jahres, wohl ihren letzten, ist sie so erfolgreich wie nie zuvor. Gewinnt Bronze über 800 Meter Freistil, Silber über 400 Meter Freistil und Gold über die 1500 Meter-Distanz. "Die Platzierungen waren wirklich gut, aber mit den Zeiten bin ich nicht zufrieden, weil ich die schon vor ein, zwei Jahren geschwommen bin", sagt Schäfer. Sie verpasst ihren eigenen Saarlandrekord über 400 und 800 Meter Freistil, verbessert jedoch immerhin ihren Saarlandrekord über 1500 Meter Freistil.Das ist die Geschichte ihres Erfolges, hinter der viel Training und auch Verzicht steckt. "Wegen des Schwimmens war ich nie auf Klassenfahrt und habe sogar meinen eigenen Abi-Ball verpasst", sagt die Langstrecklerin. Seit ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr beim Saarländischen Schwimm-Bund, das sie unmittelbar nach dem Abi beginnt und das ihr ermöglicht hat, beinahe unter Profi-Bedingungen zu trainieren, kämpft Schäfer mit der Motivation. Jeden Tag von morgens bis abends im Schwimmbad zu sein - das war selbst für die bekennende "Wasserratte" zu viel. Das Training habe ihr seither kaum noch Spaß gemacht, gesteht sie. "Eigentlich bin ich ein fauler Mensch, der nach der Arbeit auch mal gerne auf dem Sofa bleibt, statt gleich darauf wieder ins Training zu hetzen", sagt Schäfer. Nachdem sie eine ihr vermittelte Ausbildung in einem Reisebüro abbrechen muss, weil dieses Konkurs ging, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz. Ihr wird klar, dass Ausbildung und Leistungssport schwer zu vereinen sind. Des Schwimmens überdrüssig wächst ihr die Doppelbelastung über den Kopf. Trotz ihres Erfolges bei der DM trifft sie die Entscheidung, die leistungsorientierte Karriere zu beenden. Völlig sicher wirkt sie nicht, schließlich hat sie viel in den Sport reingesteckt. Und doch ist ihr eine große Gelassenheit und Entspannung anzusehen. Zwar trainiert Schäfer noch - allerdings nur noch ein Mal am Tag mit den Triathleten. Um sich langsam abzutrainieren - und weil sie nicht anders kann. Es ist eben diese seltsam anmutende Mischung aus Gewohnheit und Bewegungsdrang. Bald wird Schäfer eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation anfangen. Sie ist zufrieden, dass sie sich diesmal um alles selbst gekümmert hat. Hannes Vitense, ihr Co-Trainer am Stützpunkt in Saarbrücken, bedauert ihre Entscheidung: "Bei ihr habe ich noch Potenzial gesehen, wenn sie sich noch mal zusammengenommen hätte." Aber auch er weiß: Nur eine Hand voll Schwimmer in Deutschland können vom Sport leben, die anderen müssen Ausbildung und Schwimmen vereinen - oder eben nicht. Und während an der Sportschule nun neue Talente nach oben streben, fängt für Sabrina Schäfer ein neuer Lebensabschnitt an. Vielleicht gewöhnlicher und alltäglicher - auf jeden Fall aber ohne Leistungssport. "Merkwürdigerweise hatte ich Olympia nie als Ziel wie viele andere Sportler. Ich weiß, dass ich nicht so gut bin."Sabrina Schäfer (Foto: dpa)

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