Schauspielerin Saskia Vester im Gespräch „Das ist heute schon ein anderes Saarbrücken!“

Saarbrücken · Die Schauspielerin kommt aus Saarbrücken und erinnert sich an ihre alte Heimat Burbach – da war morgens „immer dicker Staub auf dem Balkon“.

  Die populäre Schauspielerin Saskia Vester.

 Die populäre Schauspielerin Saskia Vester.

Foto: Andreas Gebert/dpa/Andreas Gebert

Ob „Tatort“ oder „KDD – Kriminaldauerdienst“, „Der Schwarzwaldhof“ oder „Morden im Norden“: Saskia Vester (60) ist eine der meistbeschäftigsten Schauspielerinnen im deutschen Fernsehen. Wir haben uns mit der gebürtigen Saarbrückerin unterhalten.

Frau Vester, Sie sind in Saarbrücken geboren. Wie lange haben Sie im Saarland gelebt?

VESTER Wir sind, als ich fünf war, nach München gezogen.

Haben Sie da überhaupt Erinnerungen ans Saarland?

VESTER Ja, doch, viele. Meine ganze Verwandtschaft wohnte in Oberwürzbach, dort war ich ganz oft in den Schulferien. Auch wenn ich Sie jetzt höre mit Ihrem charmanten Saarländisch, bekomme ich Heimatgefühle.

Ihr Vater war wohl richtiger Saarländer, oder?

VESTER Meine Mutter auch. Ich war auch noch zum Ophüls-Filmfestival häufig in Saarbrücken. Ich finde, dass es sehr hübsch geworden ist. In meiner Erinnerung von ganz früher war alles nur grau. Wir haben in Burbach gewohnt, direkt bei der Hütte, da war morgens immer dicker Staub auf dem Balkon. Das ist heute schon ein anderes Saarbrücken!

Ihr Vater Frederic Vester war Universitätsprofessor und hat sich mit Bereichen befasst wie Biokybernetik, vernetztem Denken und Lerntheorien. War er ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz? Obwohl er schon 2003 starb, hat er die Klimaproblematik als eine der größten Gefahren für die Menschheit bezeichnet.

VESTER Ja, das kann man wohl sagen. Er hat in den 1980er Jahren schon gesagt, dass wir nicht so weitermachen können. Das potenziert sich ja auch, die Kurve geht steil nach oben. Da war mein Vater schon ganz weit vorne mit seinen Überlegungen und seinen Büchern.

Wie kam es, dass ein Wissenschaftler zwei Schauspielerinnen als Töchter hat? Ihre Schwester Madeleine arbeitet ja auch in diesem Beruf.

VESTER Mein Papa hatte auch eine andere Seite. Als er damals studieren ging, hat er überlegt, ob er auf die Filmhochschule geht oder Biochemie studiert. Sein Onkel, der ihm das Studium finanziert hat, wollte ihm aber kein Geld für die Filmhochschule geben. Mein Vater hatte beide Seiten in sich. Er war auch Musiker, hat Saxofon und Klavier gespielt. Wir haben dann halt das Künstlerische geerbt und ausgelebt.

Sie haben zahllose Serien und Fernsehfilme gedreht, waren dann und wann auch im Kino zu sehen – was liegt Ihnen am meisten?

VESTER Die Abwechslung! Wenn ich nur Komödien spiele, wird es mir zu oberflächlich, dann brauche ich mal wieder etwas härteren Stoff. Wenn ich nur harte Sachen spiele, zieht mich das zu sehr runter, dann sehne ich mich nach einer Komödie. Ich habe das große Glück, dass ich wirklich viele verschiedene Rollenangebote bekomme. Ob das die Mörderin ist oder das blonde Dummchen. Das macht mir am meisten Spaß. Genau wie mit dem Theater. Ich liebe es auf der Bühne zu stehen. Aber nur auf der Bühne – da würde mir das Drehen fehlen. Umgekehrt genauso.

Also so wie Ihr Papa ein Allround-Wissenschaftler war, sind Sie eine Allround-Schauspielerin.

VESTER Ja, das hoffe ich. Ich gebe mir Mühe. (lacht)

Was war die schönste Rolle, die Sie je gespielt haben?

VESTER Eine meiner intensivsten Rollen war die lesbische Kommissarin in „KDD –- Kriminaldauerdienst“. Dafür habe ich ja auch den Deutschen Fernsehpreis bekommen. Das war eine tolle Rolle und eine tolle Serie. Die ganze Machart war sehr wild und unorthodox. Das hat mir irre viel Spaß gemacht. Letztes Jahr habe ich einen Film gedreht, „Verliebt in Kroatien“, der hat auch wahnsinnig Spaß gemacht, weil ich einen tollen Regisseur hatte und ein gutes Buch. Aber jedes Projekt hat etwas.

Und die anstrengendste Rolle?

VESTER Das war wohl „Der Schwarzwaldhof“. Da haben wir dreieinhalb, vier Monate ohne Pause gedreht. Da musste ich jeden Tag ran, weil ich in der Hauptrolle war. Zwischendrin bin ich regelrecht zusammengeklappt. Man kann da nicht immer um fünf Uhr aufstehen und abends zurückkommen und Text lernen.

Wie sieht es aus im Fernsehgeschäft während der Krise – da steht auch alles still, nehme ich an?

VESTER Ja, ich sollte noch zum „Fall für zwei“ nach Frankfurt, als in Bayern schon die Ausgangssperre herrschte. Die haben da noch lustig weitergedreht, das war mir unheimlich. Ich dachte, oh Gott, was ist, wenn ich mich da jetzt anstecke? Am Sonntag sollte ich dort hin, aber am Samstag kam die E-Mail, dass auch dort Drehstopp ist. Ab da wurde nirgends mehr gedreht. Das ist für uns freischaffende Künstler extrem heftig, denn wenn wir nicht drehen, verdienen wir auch kein Geld. In Bayern gibt es jetzt diese Soforthilfe, wo man einen Antrag stellen kann. Aber für viele ist es katastrophal, die Situation.

Was ist mit den Fernsehserien, da wird es doch irgendwann einen Corona-Knick geben, oder?

VESTER Genau. Ich denke, dass es Ende des Jahres nur noch Wiederholungen geben wird.

Machen Sie sich selbst Sorgen?

VESTER Nein. Die Filme, die jetzt nicht gedreht werden, sind ja auf Eis gelegt, die werden schon irgendwann gedreht, ich bin da zuversichtlich. Das Wichtigste ist sowieso, dass wir gesund bleiben.

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