Sanierungsstopp am Kindergarten

Der Krieg holt Nalbach ein, gut 70 Jahre nach seinem Ende. Denn damit zusammen hängt ein Hohlraum unter dem Kindergarten, der nun Sanierung und Umbau dieser Einrichtung infrage stellen könnte.

Nalbach "Davon hat keiner was gewusst", ärgerte sich Nalbachs Bürgermeister Peter Lehnert im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Denn Sanierung und Umbau des ehemals Katholischen Kindergartens in Nalbach sind ins Stocken geraten. Die Kinder sind bereits seit längerer Zeit auf Einrichtungen in der Gemeinde verteilt. Nun ruhen die Arbeiten an dem in den 1950er-Jahren erbauten Kindergarten.

Grund ist ein Hohlraum, der sich diagonal unter beiden Teilen des rechtwinklig gebauten Gebäudes hindurchzieht. Dies hängt vermutlich zusammen mit einem aus Ziegelsteinen gemauerten Stollensystem. Errichtet wurde es in den 1930er-Jahren als Schutz gegen Bombenangriffe. Das verzweigte System zwischen Etzelbachstraße und Fußbachstraße hat Gänge, die rund einen Meter breit und zwei Meter hoch sind. Sie liegen sieben bis 14 Meter tief im Sandstein.

"Da lebten einmal 500 Menschen drin", weiß Lehnert noch aus alten Berichten. "Es gab in der Planungsphase keine Anzeichen, dass sich aus der Stollenanlage Probleme in dieser Größenordnung für den Kindergarten ergeben würden", sagte Martin Wörner von der Gemeindeverwaltung. Die Gänge und Kammern selbst seien stabil, versicherten Lehnert, Wörner und der stellvertretende Bauamtsleiter Albert Wender. Ein Teil davon liege unter dem heutigen Rathaus, jährlich fänden Begutachtungen statt.

Von einem Gang unter dem Kindergarten jedoch war nichts bekannt. Dort scheint es ein Fehlversuch gewesen zu sein, mit dem man die Stollensysteme im Bereich Etzelbachstraße und nördlich der Hubertusstraße verbinden wollte. Dieser Fehlversuch erfolgte wohl zu nah an der Oberfläche, vermutete Wender. Im Laufe der Zeit bildete sich daraus ein größerer Hohlraum unter dem später erbauten Kindergarten. Umfassende Untersuchungen des Baugrundes brachten das Problem in den vergangenen Wochen zum Vorschein.

Anlass der Untersuchungen war anfangs eine mögliche neue Lastverteilung im Gebäude infolge eines geplanten Fahrstuhls und Anbaus. Dann tauchte der unbekannte Gang auf. Nachdem darin Erdmassen gefunden wurden, erfolgten nach Anweisung des Statikers rund 100 Bohrungen. Die ergaben, dass die Bodenplatte nicht bewehrt und der Beton teilweise nicht mehr vorhanden ist. In Teilen besteht die Kellerdecke noch aus zirka vier Zentimetern Estrich. Darunter liegt der Hohlraum, der sich nach Schätzung von Wender fast über die Hälfte des Gebäudeuntergrundes erstreckt. Die neue Situation führte bislang zu rund vier Wochen Verzug. Auch weil die Frostperiode größere Sucharbeiten und Bohrungen verhinderte. Vor dem Fund des Hohlraumes waren bereits etwa 125 000 Euro für die Sicherung der Stollenanlage eingeplant. Vielleicht gebe es dazu finanzielle Unterstützung durch Bund und Bistum, hoffte Lehnert. "Denn dass es zu einer immensen Kostensteigerung kommt, ist ja nicht Schuld der Verwaltung oder Planer."

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