Regionaler Leitartikel Sanfte Therapie zum Wohle der Patienten
Homburg/Saarbrücken · 1890 wurde erstmals einem Patienten in Berlin ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Es bestand aus Elfenbein und Nickelstahl. Die Operation scheiterte und das Material erwies sich als untauglich. In London wurde 1938 die erste Hüft-Totalprothese implantiert.
Starke Gelenkprobleme machen der Menschheit also schon seit Langen zu schaffen. Heute werden in Deutschland im Jahr etwa 400 000 künstliche Gelenke implantiert. Den meisten der Patienten verhelfen sie wieder zu einem weitgehend schmerzfreien und normalen Leben. Doch der Einsatz neuer Gelenke ist für die Krankenhäuser auch lukrativ. Vor allem kleine Kliniken können damit gutes Geld verdienen und sich finanziell über Wasser halten. Daher kritisieren nicht nur Krankenkassen, dass Gelenk-Implantate oft gar nicht erforderlich seien oder zu früh operiert werde. An der Universitätsklinik des Saarlandes kommt jetzt ein neues Verfahren zum Einsatz, das die Schmerzen von Arthrose-Patienten ausschaltet, ohne dass gleich ein Gelenk eingesetzt werden muss. Bei der Embolisation (Verschluss) genannten Methode werden kleinste Blutgefäße verschlossen, die sich bilden, weil im geschädigten Gelenk eine Entzündung aufgetreten ist. Die neuen Blutgefäße erhöhen auch die Schmerzempfindlichkeit der Nerven und somit das Schmerzempfinden der Patienten. Die Embolisation unterbricht den Schmerzreiz zum Gehirn. Die Spezialisten der Uniklinik verweisen darauf, dass sie vor allem bei jüngeren Patienten von einem Gelenkersatz abraten, so lange es möglich ist. Hochwertige Knie- und Hüftprothesen halten 15 bis 25 Jahre, ehe sie sich lockern oder verschleißen. Wer mit 45 Jahren ein neues Kniegelenk bekommen hat, müsste sich unter Umständen schon mit 60 die Prothese wechseln lassen. Medizinischer Fortschritt muss auch bedeuten, dass solche Strapazen und Risiken minimiert oder sogar vermieden werden. Der Einsatz neuester Hightech-Apparate garantiert nicht immer den besten Behandlungserfolg. Zurecht wird auch Kritik an einer übersteigerten Diagnose und Therapie geübt. Für viele Arthrose-Patienten ist die Embolisation eine preiswerte Therapieoption.