Samba-Klänge zum Finale

Saarwellingen. Es hat kurz, aber heftig geregnet. Wegen der feuchten Bänke sind zum Beginn des Abschlusskonzerts der achten internationalen Jazzwerkstatt im Rathaushof nicht wie sonst alle Plätze besetzt. Der Himmel fährt schwere Wolken auf, zwischendrin nieselt es, Schirme öffnen sich. Doch immer mehr Besucher kommen

Saarwellingen. Es hat kurz, aber heftig geregnet. Wegen der feuchten Bänke sind zum Beginn des Abschlusskonzerts der achten internationalen Jazzwerkstatt im Rathaushof nicht wie sonst alle Plätze besetzt. Der Himmel fährt schwere Wolken auf, zwischendrin nieselt es, Schirme öffnen sich. Doch immer mehr Besucher kommen. Als es dunkel ist, hat das Publikum eine stattliche Größe erreicht - auch noch zum Finale, wenn sämtliche Akteure fröhlich und lautstark mit Samba zugange sind.

Combo für alle

Das Konzert gefällt von Anfang an. Zuerst sind die Sänger dran. 15 an der Zahl, so viel wie nie. Und man hat es, wenn auch erst nach ein paar Diskussionen, eingerichtet, dass jeder, der wollte, in einer Combo auftreten konnte. Den meisten ist genau das wichtig.

Iris Reichard aus Hüttersdorf singt zum ersten Mal vor Publikum. Schon die täglichen Workshops mit der einfühlsamen, stets konzentriert arbeitenden Deborah Brown und dem ansteckend musikalischen Guillermo Rozenthuler haben sie, die gerne in einer Combo singen würde, gestärkt. "Das hat mir Mut gemacht", sagt sie.

Die Zuschauer spüren hier mehr Lampenfieber, dort mehr Selbstbewusstsein. Und wer die Jazzwerkstatt jedes Jahr verfolgt, erkennt Entwicklungen: Jessica Schöfer, zum dritten Mal dabei, ist eine veritable Jazzsängerin geworden, die sowohl Balladen als auch flott swingende Nummern bravourös meistert.

Die Dozenten haben Combos zusammengestellt und betreuen sie während der Auftritte. Was da über die hübsche Bühne vor dem abendlichen Himmel geht, klingt zum größten Teil schon sehr ausgereift. Die Dozenten spielen mit, leiten die Ensembles. Und die anderen Profis hören aufmerksam zu. Sie nehmen die Amateure ernst, loben und ermuntern sie lächelnd nach den Auftritten.

Und die Teilnehmer fühlen sich wohl. Hinter ihnen liegen intensive Tage. Sie begannen mit Rhythmusübungen und Tai Chi. In Einzel- und Gruppenunterricht wurde gelehrt und gelernt. Man sprach Englisch. Die meisten der 46 Teilnehmer - darunter nur neun Saarländer - und fast alle Dozenten kamen aus dem Ausland.

Mit Herzblut dabei

Diese Internationalität prägte auch die vier Dozentenkonzerte in der einzigartigen Fabrikhalle des Campus Nobel - und das war hochkarätiger Jazz von Weltformat. Herausragend: die vielseitige, warmherzige Deborah Brown am Sonntag, die Neulinge Xavier Davies (am Piano) und Bobby Watson (Saxofon) bei ihrem kompakten Konzert am Samstag, der energie- und fantasiegeladene Gilad Atzmon (Saxofon, Klarinette) am Montag, dessen improvisierte Duette mit dem vor Spielfreude sprühenden Thilo Wagner (Piano) und dem erfindungsreichen Schlagzeuger Francesco Petreni einfach nur Kunstwerke für sich waren.

"Jeder Künstler, der hier als Dozent lehrt, ist mit Herzblut dabei. Und die Studenten werden von Jahr zu Jahr besser", sagt die Kulturmanagerin Cornelia Rohe und bedankt sich öffentlich bei allen, den Dozenten, den Sponsoren, den Quartiergebern für die Studenten, den vielen Helfern. "Conni" wird - anders als in den Vorjahren - nicht gedankt. Ein Versäumnis.

Meinung

Lieber nur eins, das aber richtig

Von SZ-RedakteurinNicole Bastong

Musikalisch hat diese Gemeinde auf das richtige Pferd gesetzt: Mit der konsequenten Ausrichtung auf den Jazz hat sich Saarwellingen allmählich ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen, von dem andere kleine Kommunen nur träumen können. Die Jazztage im Frühjahr mit großen Künstlern und die Jazzwerkstatt im Hochsommer sind die zwei Veranstaltungsreihen, mit denen sich Saarwellingen einen Namen gemacht hat. Dazu kommen kleinere und größere Konzerte im Jahr, die offene Jamsession einmal im Monat.

Mancher Saarwellinger stößt sich auch an dieser einseitigen Ausrichtung der Kulturarbeit. Mit Jazz erreicht man in der Provinz vielleicht kein Massenpublikum, aber ein treues. Und man schafft einen Schwerpunkt. So sieht gute Kulturarbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus: Lieber eine Sache machen, aber die dafür richtig gut.

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