Salzbrunnenhaus platzte fast aus allen Nähten

Sulzbach. Manchmal staunt man ja, wenn man Politiker auf Plakaten sieht und dann in der Realität. Die Unterschiede sind gelegentlich gravierend. Nicht aber bei Sahra Wagenknecht, Hoffnungsträgerin der Linkspartei in der Bundeshauptstadt. Sie schaut aus, als sei sie geradewegs vom aktuellen Wahlkampf-Poster gehüpft

 Zu Besuch in Sulzbach war am Samstag Sahra Wagenknecht. Empfangen wurde sie vor dem Salzbrunnenhaus von der Landtagsabgeordneten Astrid Schramm (rechts) und Marlies Krämer, Ortsvereinsvorsitzende der Linkspartei. Foto: Iris Maurer

Zu Besuch in Sulzbach war am Samstag Sahra Wagenknecht. Empfangen wurde sie vor dem Salzbrunnenhaus von der Landtagsabgeordneten Astrid Schramm (rechts) und Marlies Krämer, Ortsvereinsvorsitzende der Linkspartei. Foto: Iris Maurer

Sulzbach. Manchmal staunt man ja, wenn man Politiker auf Plakaten sieht und dann in der Realität. Die Unterschiede sind gelegentlich gravierend. Nicht aber bei Sahra Wagenknecht, Hoffnungsträgerin der Linkspartei in der Bundeshauptstadt. Sie schaut aus, als sei sie geradewegs vom aktuellen Wahlkampf-Poster gehüpft. Am Samstag kam sie auf Besuch nach Sulzbach, hatte ihr Buch "Freiheit statt Kapitalismus" dabei und gedachte auch, daraus vorzulesen. Mit Spannung wurde sie im Salzbrunnenhaus erwartet. Das schmucke Gebäude war fast schon überfüllt zu nennen, die Stühle reichten bei weitem nicht aus.Kein Mensch regte sich offenkundig darüber auf, dass die Bundestagsabgeordnete mit halbstündiger Verspätung aus der schwarzen Limousine mit Berliner Kennzeichen stieg und freundlich lächelnd die Veranstaltung ansteuerte. Empfangen wurde sie - im roten Kostüm und ohne ihren "Oskar" - von der Landtagsabgeordneten Astrid Schramm und von Marlies Krämer, Ortsvereinsvorsitzende der Linkspartei in Sulzbach. Was sie im Innern des Hauses vorfand, das waren nicht die klassischen Wutbürger mit Schaum vor dem Mund angesichts der vielen von der Linkspartei angeprangerten Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. Gleichwohl saßen da Leute, die den Wagenknecht-Thesen andächtig und konzentriert lauschten, und die heftige Kritik am Finanz-Gezocke und dessen Auswirkungen teilten. Der ein ums andere Mal aufbrandende Applaus während der Lesung und der anschließenden Diskussion sprach für sich.

Am Ende, als die ranke, schlanke Frau ihr dickes rotes Buch zuklappte und die Signierstunde anstand, fand man im Publikum viele überzeugte Fans. So etwa den 15-jährigen Eike aus Püttlingen, der erzählte, er habe das Buch des Gastes schon gelesen und gehe konform mit den Lösungsvorschlägen der Autorin. Die seien "gut und akzeptabel".

Roswitha Gilcher wiederum meinte, sie habe selten einen Menschen aus der Politik erlebt, "der so präzise und ausführlich Fragen beantwortet". "Man kommt sich vor wie ein Geisterfahrer", meinte indessen Zuhörerin Ursula Ockenfelz. Warum, fragte sie sinngemäß, gehe man nicht endlich mit vereinten Kräften daran, den zunehmenden Verwerfungen in der Gesellschaft, dem ungezügelten Kapitalismus gegenzusteuern, wo doch die Autorin adäquate Lösungen aus der Misere aufzeige. Das kann und will sie nicht verstehen.

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