Kinderbuch-Tipps: Wir empfehlen die besten Sachbücher Unsere Empfehlung: Die besten Sachbücher für Kinder
Die Welt verstehen. Lernen, wie Dinge zusammenhängen, wie die Natur funktioniert oder auch einfach nur die Scheu vor Mathe verlieren: Gute Sachbücher können Kindern neue Welten öffnen, und ihren Eltern womöglich gleich mit. Wir stellen hier unsere Favoriten der Saison vor.
Ab acht Jahre. Wunderwelt Wald. von Jan Paul Schutten und Medy Oberendorff. Gerstenberg Verlag, 22 Euro.
Wow, was für ein Buch! Wunderbar klug, wunderschön illustriert. Ein großartiges Sachbuch für Kinder, das man auch als Erwachsener mit Staunen betrachtet. Und danach mit anderen Augen durch die Natur geht. Jan Paul Schutten weckt in seinen klugen Texten mit klarer, verständiger Sprache die Bewunderung für das unglaubliche Zusammenspiel der Natur und der Arten. Wir lernen die Sprache der Bäume und Pflanzen kennen, die der dumme Mensch ja erst vor ein paar Jahren überhaupt entdeckt hat. Wir erkennen die Bedeutung noch des kleinsten Insekts. Und in den detailreichen Bildern voller versteckter Szenen schulen wir unseren Blick für die versteckte Schönheit der Natur. Wer dieses Buch bewusst gelesen hat, geht nicht mehr so schnell achtlos durch die Natur, und er oder sie braucht dort auch keinen Erlebnispark. Und vor allem begreift man, dass nicht etwa unsere Vorfahren oder die wenigen noch lebenden Naturvölker hier die Dummen sind. Von uns ach so schlauen Menschen des 21. Jahrhunderts würden wohl nicht allzu viele im Wald überleben.
Ab sechs Jahre: Am Arsch der Welt und andere spannende Orte. Birk Grüling und Tine Schulz. klett Kinderbuch. 18 Euro
In diesem bunten und großen Buch gibt es sogar für Erwachsene unheimlich viel zu entdecken. Wer weiß denn schließlich schon, dass es in Peru schonmal Hühnersuppe mit Blutwurst zum Frühstück gibt? Nur so als Beispiel. Die beiden Autoren haben ein riesiges Füllhorn an Fakten rund um die Welt zusammengetragen. Kinder, die dieses Buch aufmerksam studiert haben, werden sehr schnell begreifen, dass unsere Art zu leben nicht die einzige ist. Ob Spiel und Sport, Flüchtlingsfragen, Klimawandel, Frauenrechte und Strafrecht, ob Monster-Mythen oder sogar der Klogang: Kaum eines der Themen, die die Welt bewegen, bleibt unbehandelt.
Ab fünf Jahre: 3 2 1 – Anna und Oma zählen los. Von Mari Kanstad Johnsen. Beltz & Gelberg, 22 Euro.
Oha, das ist ja ganz schön schiefgegangen. Weil Ana unbedingt das Plüschkaninchen aus dem Schaufenster haben will, schlägt Oma ihr einen Job vor. Fünf Häuser mit 1, 2, 3, 4, 5 Tieren und Pflanzen soll sie betreuen. Dumm nur, dass Anna so besonders schlau sein will und alle zusammen in ein Haus steckt. Mari Kanstad Johnsen gelingt mit diesem Buch das Kunststück, Zahlen und das Thema Verantwortung in einem wild bebilderten Buch unterzubringen. Und so nebenbei vermittelt sie den Wert von Geld und Arbeit. Ohne, dass es auch nur eine Sekunde schulmeisterlich daherkommt. Ein toller Lesespaß, der bestimmt zu so manchem Gespräch anregt.
Ab fünf Jahre: Zahlenspektakel von Sabine Kranz. Beltz & Gelberg, 15 Euro.
Wir sind umgeben von Zahlen. Von 2 Kugeln Eis über Einkaufen für 5 Euro bis zur Entdeckung der Unendlichkeit. Sabine Kranz nimmt in diesem knallbunten, wimmeligen Buch den Zahlen alle Schwere, alles Bedrohliche. Die 1, die 6, die 9, sie sind eben einfach da, mischen in unserem Leben mit und machen es leichter. Egal, ob wir jetzt 6 Mäuse zählen oder begreifen, dass bei 7 Stiefeln für 7 Räuber irgendwas nicht stimmen kann. Ein klasse „Mathebuch“ voller lustiger Szenen.
Ab acht Jahre: Mit Volldampf über den Atlantik – Dampfmaschinen, schnelle Schiffe und eine Reise in die Neue Welt. David Macaulay. Gerstenberg Verlag, 24 Euro.
Auch wenn man selbst vielleicht nicht zu den technisch allzu Interessierten zählt, dieses Buch fasziniert einen trotzdem. Denn es erzählt vom großen Erfindergeist so vieler Menschen. Üppig ausgestattet mit detailreichen Illustrationen, öffnet es die Wahrnehmung für die Wunder der Technik. In diesem Buch sind es nur Männer, die Dampfmaschinen verbessern und superschnelle, riesige Schiffe bauen. Umso wichtiger, dass Mädchen das lesen. Denn heute steht ja zumindest in unserer Kultur auch ihrer technischen Neugier und ihrem Erfindergeist nichts mehr im Wege.
Ab etwa 11 Jahre und für alle: Die Erforschung der Welt in 11 außergewöhnlichen Reisen. Isabel Minhós Martins und Bernardo P Carvalho. Helvetiq, 24,90 Euro.
Man schlägt die erste Seite auf und denk schon: wow! Und man fängt an zu lesen und denkt es wieder. Dieses Buch ist klug und wunderschön. Man lernt aufregende Geschichten von Erforschern und – tatsächlich auch – Erforscherinnen kennen, begleitet von ganz außergewöhnlichen Bildern. Porträtiert werden vor allem Reisende, die nicht in aller Munde sind. Wie etwa der Chinese Xuangzang, der im 7. Jahrhundert nach Indien reiste oder der 60-jährige Mönch Johan de Plano Carpini, der sich im 12. Jahrhundert auf Befehl des Papstes in die Mongolei aufmachte und mit faszinierenden Erkenntnissen zurückkehrte. Aber sogar von Marco Polo erfährt man Neues. All diese wunderbaren Geschichten sind begleitet von außergewöhnlichen Illustrationen, Landschaften in bunten, wilden Pinselstrichen wechseln mit archaisch-schwarzen Linoldrucken, Karten bebildern die einzelnen Reisen. Ein wirklich aufregendes Buch.
Ab acht Jahre und für alle: Manchmal male ich ein Haus für uns – Europas vergessene Kinder. Alea Horst und Mehrdad Zaeri. Klett Kinderbuch, 16 Euro.

Dieses Buch treibt einem die Tränen in die Augen. Kinder aus den europäischen (!) Flüchtlingslagern in Griechenland erzählen von ihrem traurigen Alltag und ihren bescheidenen Wünschen. Unter ihnen die 14-jährige Raghad, die den Kindern in Deutschland zuruft, sie sollen in der Schule soviel lernen, wie sie können: „Mein Traum für ein gutes Leben ist vorbei, aber ihr könnt eure Träume noch wahr werden lassen“.
Foto: Alea Horst, Klett KinderbuchDie Gesichter dieser Kinder, ihre Geschichten, sie lassen einen nicht mehr los. Diese vollkommen unschuldigen jungen Menschen frieren in überfüllten Zelten, sie schlafen keine Nacht durch. Vom Essen bekommen sie Durchfall, und verlassen dürfen sie das Lager nicht. Man schämt sich bis auf die Knochen, wenn man diese Porträts von Europas vergessenen Kindern in den Lagern auf Lesbos liest. Und dann liest man, was die 14-jährige Syrerin Raghad sagt: „Meine Nachricht an die Kinder in Deutschland ist: lernt so viel ihr könnt! Ich bin 14 Jahre alt und ich kann keine anderen Sprachen. Ich weiß nichts. Ich war nur ein Jahr in der Schule. Mein Traum für ein gutes Leben ist vorbei, aber ihr könnt eure Träume noch wahr werden lassen“. Raghads Asylgesuch wurde schon zweimal abgelehnt, sie lebt in einem Zelt auf Lesbos, und man begreift nicht, warum dieses Mädchen nicht dort raus darf, etwas Schönes erleben, etwas lernen darf. Etliche ihrer Schicksalsgefährten im Lager, manche kaum im Grundschulalter, sagen, wenn sie einen Wunsch frei hätten, reich würden, sie würden als erstes allen armen Menschen helfen. Wie schade, dass die wirklich Reichen der Welt diesen Wunsch nicht haben. Dieses Buch müsste Pflichtlektüre sein. Für alle Menschen, die satt und zufrieden sein können und sich nicht einmal bewusst machen, welch ein Luxus das ist.
Ab zehn Jahre: Alles Geld der Welt. Vitali Konstantinov. Gerstenberg Verlag, 26 Euro.
Haben Sie schonmal von Schaimuratowo-Warencoupons gehört? Oder von Ithaca Hours? Überhaupt schonmal von so genanntem Freigeld? Wussten Sie, dass der Vorläufer unserer Geldscheine1024 in China als sogenanntes „Fliegendes Geld“ entstand? Hat Ihnen schonmal jemand erzählt, dass die bedauernswerten Frauen der Mongo im Kongo kiloschwere Fußringe tragen mussten, um den Reichtum ihrer Männer zu zeigen? Dieses Buch ist eine Schatztruhe an Wissen und Anekdoten rund um all die seltsamen Zahlungsmittel, die die Menschheit im Laufe der Jahrtausende ersann. Dabei ist es verschwenderisch illustriert, wie ein besonders üppiger Comic. Ein Buch zum stundenlangen Stöbern, Lesen und Lernen.
Ab drei Jahre: Wie man bis eins zählt (Und fang erst gar nicht mit großen Zahlen an). Caspar Salmon und Matt Hunt. Kunstmann Verlag, 16 Euro.
Dieses Buch ist richtig lustig. Eigentlich geht es ja ums Zählen, aber die Kinder dürfen nicht. Immer nur bis eins darf es gehen. Aber diese Eins hat es in sich, weil sie ihren kleinen Leserinnen und Lesern immer wieder davon abhalten muss, doch ein bisschen weiter zu zählen. Man kann wohl sagen, es ist eines der fröhlichsten Mathebücher seit langem.