Saarwellinger Esel ist seinen Strick los

Saarwellingen · Die Tiere auf der Wiese eines Saarwellingers (wir berichteten) sind nun offenbar gut versorgt. Der Tierhalter aber sieht sich heftigen Attacken von Bewohnern des Ortes ausgesetzt.

 Hier steht der Saarwellinger Esel im neuen, vom Halter gezimmerten Gatter. Foto: Hartmann Jenal

Hier steht der Saarwellinger Esel im neuen, vom Halter gezimmerten Gatter. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Der SZ-Artikel über einen Saarwellinger Esel und eine Gänsefamilie am 6. Juni hat vieles bewegt: in die richtige und die falsche Richtung. "Der Mann wurde danach mit Steinen beworfen und wird bespuckt", beschreibt Sabine Schorr, Sprecherin des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, eine Hetzjagd. Auf der Familie laste großer öffentlicher Druck. "Die Leute wollen die Tiere sogar falsch füttern, weil sie denken, es geht ihnen schlecht." Das sei aber nicht so.

In der Esel-Haltung hat sich laut Schorr Positives getan, gravierende Mängel habe es nie gegeben. Das bestätigt Norbert Keusch, Vorsitzender des in der Nähe ansässigen Reitvereins. Keusch zur SZ: "Bei schlechtem Wetter steht der Esel bei uns im Stall. Der wird verwöhnt." Diesen Eindruck festigt ein erneuter Besuch vor Ort, bei dem die SZ den Esel-Halter trifft. Er spricht lange mit einem SZ-Mitarbeiter und erklärt, er tue alles für seine Tiere. "Aber wenn man einmal die Leute gegen sich hat, kommen sie wegen jeder Kleinigkeit", sagt er.

Er habe Fehler gemacht, manche hätten die Tiere verschuldet: Der Esel werfe seinen Wassereimer immer um. Weil die Wiese keinen Wasseranschluss habe, sei die Wasserbeschaffung schwierig. So sichere er, nachdem der Esel getrunken habe, das wertvolle Wasser. Wann immer der Esel durstig sei, stelle er den Eimer hin. "Ich habe Zeit, bin da. Da kann ich das so machen." Und die Gänse? Die flatterten heftig im Wasser, so sei ihr Becken schnell leer. Den Eimer mit Trinkwasser stießen auch sie immer um. Dann komme ein Spaziergänger, und es sehe so aus, als kümmere er sich nicht, sagt der Mann betroffen. So gibt es viel Streit, ein böses Wort gibt das andere. Negative Aussagen gegen den Mann häufen sich, auch die SZ hört viele.

Warum war der Esel angebunden? "Ich habe in Spanien gesehen, dass dort alle Esel angebunden sind." Der Strick war 1,50 Meter lang, der Esel konnte sich hinlegen. Aber er wickelte den Strick oft um den Baum, dann war er zu kurz." Jetzt ist der Strick weg, der Esel steht gesund und frei in einem Gatter.

Der Wassereimer für die Gänse steht gesichert in einem Autoreifen. Auch fülle er regelmäßig frisches Wasser ins Badebecken und wolle für steten Nachschub einen großen Wasserbehälter aufstellen, kündigt der 22-Jährige einsichtig an.

Unklarheiten bleiben: Wegen der beschriebenen Fehler hatte das Ministerium bereits am 7. Juni die Auflage gemacht, der Esel müsse vom Strick (wir berichteten). Bei den Gänsen sah es keinen Handlungsbedarf. Nun sagt Sprecherin Schorr, die Veterinärin habe doch schon damals mehr Wasser für die Gänse gefordert. Anfang Juni sahen wir auch einen verletzten Ganter. Nun ist er eingeschläfert. "Das Hinken war aufgefallen", sagt Schorr dazu. "Sein Zustand verschlechterte sich so, dass ein niedergelassener Tierarzt ihn einschläferte." Für den Tierhalter bleibt Schlimmeres: Er habe Esel-Touren für Kinder anbieten wollen. Das könne er jetzt, da der Ort gegen ihn aufgebracht sei und er als Tierquäler gelte, vergessen. Dabei sei es den Tieren immer gut gegangen - sagt auch das Ministerium.

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