Wikinger kommen die Nied herab

Siersburg. Das Mastschwein hat hier keine Borsten, sondern ist aus Holz. Mit der besonderen Astgabel im Rumpf bekommt der Mast Halt. Sitzbänke fehlen dem Foering noch, ein seitlich angebrachtes Steuerruder und der geschnitzte Pferdekopf am Bug. Dann wird der Rumpf mit einem besonderen Öl getränkt und dicht gemacht

 Detlef Schmidt von den "Skumrytter" stößt im provisorischen Trockendock ins Horn. Foto: Bodwing

Detlef Schmidt von den "Skumrytter" stößt im provisorischen Trockendock ins Horn. Foto: Bodwing

Siersburg. Das Mastschwein hat hier keine Borsten, sondern ist aus Holz. Mit der besonderen Astgabel im Rumpf bekommt der Mast Halt. Sitzbänke fehlen dem Foering noch, ein seitlich angebrachtes Steuerruder und der geschnitzte Pferdekopf am Bug. Dann wird der Rumpf mit einem besonderen Öl getränkt und dicht gemacht. Ein Foering ist ein Wikinger-Beiboot, also keines der Langschiffe, die 30 Meter und mehr haben konnten. So ein Foering bauen derzeit Mitglieder der Wikingergruppe "Skumrytter" in Siersburg. Vier bis acht Leute sind dafür seit Dezember 2008 im Einsatz. "Als wir angefangen haben, hatte ich noch gedacht, na ja, so im Frühjahr sind wir fertig." Der Optimismus von Dominik Tholey, Schreiner von Beruf, und den anderen Bootsbauern wurde jedoch hart auf die Probe gestellt. Erst hielt der Leim nicht wegen zu tiefer Temperaturen, im März/April 2009 drohte der Traum vom eigenen Wikingerboot sogar zu scheitern. "Wir hatten Probleme, die Planken zu verwinschen", stellte Tholey dar. Denn im mittleren Kielbereich mussten die unteren Planken so gebogen werden, dass das Boot oben an der Bordkante eine Breite von 2,1 Meter bekam. Wie bauten Wikinger ihre Boote?, war die brisante Frage. Besuche auf der Wikingerausstellung in Speyer lieferten wichtige Informationen, mit denen es endlich wieder voran ging. 1000 Beilegescheiben sind bislang verbaut und 1250 Kupfernieten. Die Arbeitsstunden seien gar nicht mehr nachvollziehbar. Knapp acht Meter lang ist das Foering, geht an der breitesten Stelle 2,1 Meter auseinander, ist bis zur Bordkante etwa 80 Zentimeter hoch, und die Wasserlinie wird bei 40 Zentimetern liegen. Die Planken sind nur 17 Millimeter dick, das Gewicht wird auf um die 600 Kilogramm geschätzt. Acht bis zehn Personen soll es aufnehmen können, bei vier Ruderern. Statt aus Eichenholz besteht das Boot aus Douglasie. "Bei Eiche hätten wir das Holz wochenlang wässern müssen, um die Gerbsäure herauszuspülen", hieß es dazu. "Eigentlich wollten wir alles von Hand machen", sagte Dominik Tholey. Doch schon die langen Ruder erwiesen sich als enorm aufwändig.Also griffen die "Skumrytter" auf modernes Werkzeug zurück, um ihren Traum vom Wikingerboot endlich fertig zu stellen. Denn für Oktober ist der Stapellauf auf der Nied vorgesehen.

Boot 2 - Steuermann Christian Mattes von den "Skumrytter" weist im provisorischen Trockendock schon mal den Kurs - az Boot 3 - Detlef Schmidt mit Horn im fast fertigen Wikingerboot der "Skumrytter" - az

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort