Wie der Wallerfanger Gau die Künstler herausfordert

Es kann nicht wundern, dass der Wallerfanger Gau immer wieder Künstler anzieht. Die karge Landschaft, in die Felder eingetragen sind, die Dörfer mit ihren stillen Lothringer Bauernhäusern, das fordert Maler heraus

Es kann nicht wundern, dass der Wallerfanger Gau immer wieder Künstler anzieht. Die karge Landschaft, in die Felder eingetragen sind, die Dörfer mit ihren stillen Lothringer Bauernhäusern, das fordert Maler heraus. Was die bekannten Maler Fritz Zolnhofer, Mia Münster, Edvard Frank, Victor Fontaine, Siegfried Pollack, Paul Rihm, Fritz Grotemeyer, Hans Nicola, Ula Hoc und Karl Graf in den vergangenen 70 Jahren auf dem Gau gesehen haben, zeigt noch bis zum 25. Januar eine sehenswerte Ausstellung im Heimatmuseum Wallerfangen. 50 ausgewählte BilderDer Ort verbot eine größere Auswahl als 50 Bilder, und das traf sich mit den strengen Auswahlkriterien, die die Kunsthistorikerin Eike Oertel-Mascioni anlegte. So beeindruckt die Ausstellung weniger mit einem Gesamteindruck; immerhin feststellbar, dass Leidingen mit seiner barocken Kirchturm-Haube Favorit der Maler war und ist; dass sie immer wieder versuchten, den stillen Zauber der Lothringer Häuser und die weiten Horizonte einzufangen. Der Gewinn eines Besuches aber liegt im Studium jedes einzelnen Bildes. Victor Fontaines Bilder von Düren (1988) schlagen aus der Art: Fast humoristisch definiert er den Ort mit einer friedlichen Kuhherde, über der ein Fallschirmspringer hinabsegelt. Spannend der Vergleich der detaillierten Kreidezeichnungen des Landschaftsmalers Karl Graf (1902 bis 1986) etwa von Ihn oder Biringen aus dem Jahr 1939 mit Fritz Grotemeyers "Leidingen" von 1940 oder einem nicht bezeichneten Dorf von Mia Münster wohl auch aus 1940.KriegszerstörungenDenn auf den 1940er-Bildern sind die Zerstörungen des Krieges zu sehen. Das Grotemeyer-Motiv hing schon länger im Dienstzimmer des früheren Landrates Peter Winter, als der eines Tages einen Packen Fotos des Fotografen Ziegert erhielt. Die Fotos zeigten Gemälde von Zolnhofer, Münster und Grotemeyer, eingewickelt in einen Zeitungsartikel vom 10. Oktober 1940. Er berichtete von der Ausstellung eben dieser Bilder. Der damalige Landrat Franz Schmitt hatte Zolnhofer, Münster und Grotemeyer in die Grenzdörfer geschickt, um "die Wirkungen des Krieges in der Gaulandschaft festzuhalten" als "Erinnerung für die spätere Zeit". Ein Ergebnis ist davon das Grotemeyer-Bild von Leidingen, das in Winters Dienstzimmer hing und nun auch in der Ausstellung zu sehen ist. Ganz zart nähert sich Siegfried Pollack dem Gau, etwa der Nied bei Hemmersdorf. Er lässt, erklärt Oertel-Mascioni, Natur und Siedlung gleichberechtigt auftreten, als organische Einheit und mit besonderem Gespür für das Licht. Edvard Frank ist mit zwei Aquarells vertreten, die ebenfalls Hemmersdorf zeigen; entstanden 1940, als er mit Mia Münster den Gau durchstreifte. Ula Hoc zeigt ein breites Spektrum von Bildauffassungen, vereint durch ihren Blick, den die Felder-Struktur des Gaus prägt. Den Löwenanteil mit 21 Öls und Aquarellen stellt der Elmer Maler Paul Rihm. Entzückend seine Ansicht von Ittersdorf. "Von Ort zu Ort" heißt die Ausstellung, die sich der Initiative des früheren Landrates Peter Winter verdankt. "Lokalkolorit und Qualität", das mache die Ausstellung aus, sagt Oertel-Mascioni. "Eine solche Ausstellung zu diesem Thema gab es noch nie." Die 50 Bilder sind zum Teil Leihgaben aus Privatbesitz und aus Beständen der Kreissparkasse.Heimatmuseum Wallerfangen, Adolphshöhe, geöffnet sonntags von 15 bis 18 Uhr.

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