„Wir sind Deutschland dankbar“

Wallerfangen · In einem alten Hotel hat die Gemeinde Wallerfangen Flüchtlinge aus Syrien untergebracht. Die Männer, die Heimat und Familie zurücklassen mussten, wünschen sich Anschluss an das Gemeinschaftsleben.

 Mehr als nur Unterbringung: Regine Collet, Leiterin der Ortspolizeibehörde, mit den syrischen Flüchtlingen Kinan Kouja, Abdulmain Alkhatib, Muhamad Basha, Shadei Hanoura und Bashar Owira (von rechts) in dem ehemaligen Hotel Schlossberg in Wallerfangen. Foto: Thomas Seeber

Mehr als nur Unterbringung: Regine Collet, Leiterin der Ortspolizeibehörde, mit den syrischen Flüchtlingen Kinan Kouja, Abdulmain Alkhatib, Muhamad Basha, Shadei Hanoura und Bashar Owira (von rechts) in dem ehemaligen Hotel Schlossberg in Wallerfangen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die Gemeinde Wallerfangen hat ein ehemaliges Hotel angemietet, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Derzeit wohnen dort neun Männer aus Syrien , die halfen, das heruntergekommene Hotel zu renovieren. "Die Räume waren zum Teil in einem desolaten Zustand", sagt Regine Collet, Leiterin der Ortspolizeibehörde, die sich um die Unterbringung der zugewiesenen Flüchtlinge kümmert. Fotos beweisen den Zustand der Zimmer: Schimmel an den Wänden, Dreck und Müll, verrostete Armaturen, kaputte Teppichböden. Einige der Zimmer hat die Gemeinde, mit tatkräftiger Unterstützung der Flüchtlinge, hergerichtet.

Ärger mit Vermietern

Für die Gemeinde ist das nur eine Übergangslösung. Durch die Einzel- und Doppelzimmer eignet sich das große Haus zwar gut, doch es ist sehr renovierungsbedürftig. Kaufen möchte die Gemeinde es auf keinen Fall; an Miete zahlt sie im Monat 1800 Euro. Wegen des "Unsicherheitsfaktors", erklärt Collet, mit dem alle Gemeinden zu kämpfen haben, sei dies dennoch eine gute Lösung: Denn die Kommunen wissen nie genau, wer von den Flüchtlingen überhaupt dableibt, oder ob eine Familie nachzieht, und wenn ja, wie viele Personen das sind. Das mache es so schwierig, Wohnungen bei privaten Vermietern zu finden, die natürlich auch eine gewisse Verbindlichkeit wollen, erläutert Collet.

Mit privaten Vermietern hat die Gemeinde bisher kaum gute Erfahrungen gemacht. Von "modernem Raubrittertum" spricht Collet: "Oft werden Wohnungen angeboten, die man als solche nicht bezeichnen kann. Und dann noch weit über dem Mietspiegel", ärgert sie sich. Zudem gebe es leider noch sehr viele Ressentiments in der Bevölkerung, manche Vermieter wollten keine Flüchtlinge im Haus, erzählt sie. Auch gegen die Unterbringung im Hotel habe es Widerstände in der Nachbarschaft gegeben.

Verein zieht auch ein

Im ehemaligen Hotel "Schlossberg" sieht es inzwischen ganz ordentlich aus, es gibt eine Küche, die die Männer gern benutzen, und einen großen Aufenthaltsraum mit einer gespendeten Tischtennisplatte. In einer Aufräumaktion haben die Syrer weitere Räume wieder hergerichtet, die sie als Entgegenkommen der Gemeinde nutzen dürfen.

Im ersten Stock haben die Männer , allen voran Bashar Owira, kräftig mit angepackt, um aus einem zugemüllten Raum ein Fernsehzimmer zu machen. Die Möbel wurden ihnen gespendet.

Ein weiterer Raum ist auch schon bezugsfertig, hier soll das Büro des Vereins "Rote Sonne" einziehen, der die Gemeinde bei der Integration der Flüchtlinge unterstützt und den Syrern als Ansprechpartner bei allen Fragen zur Seite steht. Der Verein, dessen Vorsitzende Audoula Dado aus dem Wallerfanger Ortsteil Düren stammt, stellt auch Dolmetscher und Integrationshelfer und sorgt für Deutschunterricht.

Ehrenamtliche Paten gesucht

Aber die Syrer, die alle gut englisch sprechen, wünschen sich vor allem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, sagt Collet. "Deshalb suchen wir noch ehrenamtliche Paten, die sich einbringen möchten. Auch einen Freundeskreis wollen wir gründen." Um die Ängste der Wallerfanger abzubauen, soll es gemeinsame Veranstaltungen geben. Bisher kümmert sie sich um die Unterbringung der Flüchtlinge quasi im Alleingang. "Wir können das personell gar nicht leisten, uns noch um die Integration zu kümmern, dafür haben wir keine Leute", sagt Bürgermeister Günter Zahn . Er hat bereits Veränderungen in der Organisationsstruktur der Verwaltung angekündigt, um dem anhaltenden Flüchtlingsstrom gerecht zu werden.

Die Syrer, die zum Teil monatelang auf der Flucht waren und ihre Heimat und ihre Familie zurücklassen mussten, berichten auf Englisch, wie schlecht sie in Ländern wie Ungarn und Italien behandelt wurden. Manchen droht dennoch die Abschiebung dorthin.

"Wir wollen etwas sagen, ich spreche damit für uns alle", betont Bashar Owira, der in Syrien Rechtsanwalt war: "Wir sind Deutschland sehr dankbar, wir sind froh, hier sein zu dürfen. Wir versprechen, uns gut zu integrieren und unsere Kinder dazu zu erziehen, das Land zu lieben."

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