Weltstars hautnah im Gespräch

Dillingen. Sicherheitsmänner in jeder Ecke und am Eingang des Dillinger Lokschuppens. Mit schwarzen Blazern, polierten Schuhen und transparenten Headsets am Ohr gehen sie ein und aus, Fotografen, Menschen mit Kuli und Notizblock tippeln über den Holzboden, vermitteln den Eindruck: Was hier passiert, hat große Bedeutung

Dillingen. Sicherheitsmänner in jeder Ecke und am Eingang des Dillinger Lokschuppens. Mit schwarzen Blazern, polierten Schuhen und transparenten Headsets am Ohr gehen sie ein und aus, Fotografen, Menschen mit Kuli und Notizblock tippeln über den Holzboden, vermitteln den Eindruck: Was hier passiert, hat große Bedeutung. Ein Sicherheitsmann sieht sich um, hält ein Funkgerät dicht an seine Lippen. "Alles gut vorne", sagt er, "sie kommen." Aus den Lautsprechern tönt "Wind of Change", so heißt Dillingen die erfolgreichste Rockband Deutschlands willkommen: Klaus Meine, Rudolf Schenker, Matthias Jabs, Pawel Maciwoda und James Kottak. Die Scorpions.

Jung und Alt klebt an der Absperrung, als Klaus Meine, mit Schirmmütze, Halskette mit Kreuzanhänger und ganz in schwarzes Leder gehüllt, sich den Weg zur Bühne bahnt, vorbei an 500 Menschen. Mehr wurden nicht eingelassen in den Lokschuppen. Es ging den Veranstaltern um genau diese Stimmung, gemütlich, persönlich. Wegen der ist auch Stephan Gärtner aus Ottweiler gekommen. Der 52-Jährige steht abseits der Bühne, im offiziellen T-Shirt der Scorpions-Abschiedstour, Jeans und Turnschuhen. "Die Band hier hautnah im Gespräch zu erleben, ist etwas besonderes", sagt er.

Nach 45 Jahren verabschiedet sich die Band aus Hannover aus dem Musikgeschäft und auf ihrer Abschiedstour von der ganzen Welt. Der Fotoband zur Karriere der Band, den sie zusammen mit Fotograf Marc Theis zum Abschied veröffentlicht, ist am Sonntag die Eintrittskarte in den Lokschuppen. "Rock & Roll Forever" steht auf dem Rücken von Drummer James Kottak, der mit nacktem Oberkörper auf seinem Schlagzeug steht. Dieses Foto ziert den Deckel des Buches, das am Sonntag auf jedem Tisch liegt, aus fast jeder Tasche lugt.

Susanne Ritter steht hinter der Bühne, wippt nervös auf und ab. Die schlanke Frau hat sich an ihr Fotobuch geklammert und wartet, ganz in Schwarz. Einziger Farbfleck ist der pinke Schal um ihren Hals. Und ihr Gesicht, das rot anläuft, als sie sagt: "Ich habe ein Meet and Greet mit der Band gewonnen!" In ockergelber Jacke steht Armin Unverricht seitlich der Bühne hinter dem Vorhang. Er hat die Arme verschränkt, zittert vor Aufregung. Ob Klaus Meine sich wohl an ihn erinnert? Vor 35 Jahren, im September 1975, hat er in Wallerfangen das erste Konzert der Scorpions im Saarland veranstaltet. "Auf eigenes Risiko!", wie er betont. "Damals wurde so was noch per Handschlag geregelt." Doch der Mann war und ist überzeugt von der Band, reist später gleich weiter nach Luxemburg zum Konzert.

"Unsere Auftritte in Saarbrücken in den 70ern haben wir nie vergessen! Und vielleicht", sagt Gitarrist Rudolf Schenker und schiebt seinen Hut ein wenig zurück, "spielen wir im nächsten Jahr noch einmal in Saarbrücken."

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